Ökologische Flurbereinigung im Mainbogen bei Schwebheim
Im Mainbogen in der Gemeinde Schwebheim gelang 1986 und 1987 eine mustergültige ökologische Flurbereinigung. Ende der 1990er-Jahre schlossen sich die Gemeinden Gochsheim und Sennfeld an: Pfeifengraswiesen und Riedholz wurden zu Naturschutzgebiet und Naturwaldreservat, breite Gehölzstreifen versöhnen Natur und Landwirtschaft. Die erste Flurbereinigung in den 1960er-Jahren hatte hingegen Opfer gekostet: Die berühmten Grettstadter Wiesen, von denen Naturforscher über viele Jahrhunderte schwärmten, sind heute für immer verloren.

Was Flurbereinigung anrichten kann, aber auch, was sie an Positivem bewirken kann, lässt sich im "Mainbogen" südlich von Schweinfurt studieren. Die erste Flurbereinigung in den 1960er-Jahren stand dort wie vielerorts im Zeichen der Ernährungssicherung nach den Hungerjahren der Nachkriegszeit – und hatte auch in Schwebheim und seinen Nachbarorten ökologische Verwüstungen angerichtet.
Doch in den Jahren 1986 und 1987 gelang dem langjährigen Schwebheimer Bürgermeister Fritz Roßteuscher und seinen Mitstreitern eine mustergültige ökologische Flurbereinigung, basierend auf "vollkommener Freiwilligkeit". Ihr schlossen sich Ende der 1990er-Jahre auch die Nachbarorte Gochsheim und Sennfeld an.
Untergang der Grettstadter Wiesen im Mainbogen
Von den berühmten Grettstadter (oder Grettstädter) Wiesen schwärmten Botaniker seit dem 18. Jahrhundert – mit geradezu lyrischen Hymnen wie sie heute keine Fachzeitschrift mehr zu drucken wagen würde: "Hier im glanzvollen Frühling scheint die Göttin Flora ihren Sitz aufgeschlagen zu haben und Apollo unter Musen und Grazien gleichsam zu tanzen …"
Doch diese ökologischen Juwelen gibt es nicht mehr: Sie fielen der ersten Flurbereinigung Schweinfurt-Süd zum Opfer, wurden der Schweinfurter Hospitalstiftung als Ersatz für zu bebauende Flächen im Schweinfurter Osten zugewiesen. Die ließ die feuchten, artenreichen Wiesenflächen, die eine üppige Vielzahl seltener Arten beherbergt hatten, drainieren und nutzte sie für ertragsoptimierte Intensivlandwirtschaft. Für dieses Vernichtungswerk erhielt die Flurbereinigung eine Auszeichnung des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums.
Deshalb kann sich Erich Rößner, der Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Gerolzhofen (2024) und einer der besten Kenner der Region, nicht so recht darüber freuen, dass die Gemeinde Schwebheim auch für die zweite, diesmal ökologisch ausgerichtete Flurbereinigung die gleiche Auszeichnung des Landwirtschaftsministers erhielt: Hauptsache, eine Flurbereinigung wurde durchgezogen, scheint die Parole zu sein, gleich was dabei herauskommt.
Dennoch ist diese zweite Flurbereinigung sowohl für Rößner als auch für den BN-Ehrenvorsitzenden Hubert Weiger ein Paradebeispiel dafür, dass Flurbereinigung nicht automatisch ein Synonym für die brachiale Zerstörung kleinteiliger Naturräume sein muss. Im Gegenteil, sie kann auch ein Instrument zur ökologischen Sanierung beschädigter Landschaften sein und einen praktikablen Ausgleich zwischen Naturnutzung – sprich, Landwirtschaft – und Naturschutz herbeiführen.
Mainbogen bei Schwebheim: Bewusst kleinzellige Landschaftsstruktur mit breiten "Grünstreifen"
Vom Schuttberg südlich der Gemeinde Schwebheim sieht man gut, was das konkret bedeutet. Während das fruchtbare Schweinfurter Becken vielerorts eine ausgeräumte Agrarlandschaft ist, in der große Ackerflächen nur selten von Hecken oder Baumgruppen unterbrochen sind, sehen wir im Umkreis des Schuttbergs eine "Kästlastruktur", wie Rößner sie nennt: Landwirtschaftsflächen, die von großzügigen, breiten Obstbaum- und Heckensäumen eingerahmt sind.
Wobei sicher hilfreich war, dass im Mainbogen viel Kräuteranbau stattfindet. Entsprechend kleiner sind die Felder, und auch das Verhältnis der Kräuterbauern zu ihrem Boden ist anders als das von Landwirten, die großflächig Getreide oder Mais anbauen.
"Auch wenn wir Protestanten sind", scherzt Hans Fischer, Roßteuschers Nachfolger im Bürgermeisteramt (1990–2014) und selbst Kräuterbauer, "verbringen wir den Großteil des Tages in Demutshaltung, nämlich auf den Knien und vorgebeugt, beim Unkrautzupfen. Das vermittelt einen ganz anderen Bezug zum Boden als wenn man vom hohen Schlepper auf ihn herabblickt."
Erich Rößner, damals frischgebackener Landespfleger, ging bei dem naturbegeisterten Schwebheimer Bürgermeister Fritz Roßteuscher gewissermaßen in die Lehre und unterstützte ihn bei seinen Vorhaben. Deshalb ist er mit dem praxisnahen Denkansatz von Roßteuscher vertraut, der von 1991 bis 1994 auch Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Schweinfurt Land war, und macht auf Details aufmerksam, die man sonst vermutlich übersähe. Wie etwa, dass die Gehölzstreifen hier wesentlich breiter sind als sonst üblich.
"Wenn ein Obstbaum auf einem Gehölzstreifen steht, der nur drei Meter breit ist", erklärt Rößner, "ragt er nach ein paar Jahren unweigerlich in die benachbarten Wege und Felder hinein und kommt damit den immer größer werdenden landwirtschaftlichen Maschinen in die Quere. Früher oder später werden seine überstehenden Äste dann brutal weggeschlegelt. Ist der Streifen dagegen breit genug, kann der Obstbaum sich ungestört entwickeln, und zugleich haben die Maschinen genügend Raum, um durchfahren und auch wenden zu können."
Ziele einer ökologischen Flurbereinigung
Ziele der ökologischen Flurbereinigung in Schwebheim waren, dass
- durch den Aufbau eines Biotopverbundnetzes die Landschaft so gestaltet wird, dass nach unseren Möglichkeiten keine Pflanzen- und Tierarten mehr aussterben müssen,
- die Landschaft so gestaltet wird, dass langfristig die Landwirtschaft die Voraussetzung findet, durch integrierten Pflanzenanbau und naturnahe Landwirtschaft eine gesicherte Existenz zu erhalten, wozu vor allem auch der naturnahe Heil- und Gewürzkräuteranbau beiträgt,
- die Landschaft ohne Flächenbeitrag der privaten Besitzer so umgestaltet wird, dass sie neben den ökologischen Belangen auch der Naherholung dient. Naturschutz und ökologische Zusammenhänge sollten für alle interessierten Bürger greifbar und erfahrbar werden,
- wertvolle Wiesenflächen wieder hergestellt werden und ein Pufferstreifen um das Naturschutzgebiet Riedholz und entlang den Bächen entsteht."
(Quelle: Fischer, Hans (1983): Projektbeschreibung "Ökologische Landschaftsgestaltung in Schwebheim durch Vernetzung der Lebensräume der ganzen Gemarkung")
Auf Betreiben von Roßteuschers Nachfolger im BN-Kreisvorsitz Ernst Bohlig schloss sich auch die Nachbargemeinde Gochsheim und bald darauf auch Sennfeldder ökologischen Flurbereinigung im sogenannten Mainbogen an. Doch deren bewusst kleinteiligen Strukturen enden abrupt an den Gemarkungsgrenzen: Unvermittelt gibt es kaum noch Gehölzstreifen, fast nur noch große Flächen, die heute, in Zeiten des Klimawandels, schutzlos dem Wind, der Sonne und der Trockenheit ausgesetzt sind.
Die "Kästla" der drei Mainbogen-Gemeinden dagegen sind durch ihre breiten Gehölzsäume wesentlich besser vor Austrocknung und Erosion geschützt. Natürlich ist der Unterschied nur ein gradueller, doch in manchen trockenen und windreichen Jahren macht er den Unterschied zwischen Missernte und einem akzeptablen Ertrag aus – was den "Flächenverlust" durch die etwas breiteren Gehölzstreifen mehr als ausgleicht.
Retten, was noch zu retten ist: Riedholz und Riedwiese ...
Dass er für die Rettung der Grettstadter Wiesen zu spät kam, muss Roßteuscher sehr geschmerzt haben, wie sein Text "Die Geschichte eines verlorenen Paradieses" zeigt. Zwar hatte der BN dort schon 1920 die südlich davon gelegenen wertvollen Riedwiesen gepachtet, und das Bezirksamt Schweinfurt hatte sie 1936 in die amtliche Liste der Naturdenkmäler eingetragen.
1941 wurde ein Verfahren zur Ausweisung der Grettstadter Wiesen als Naturschutzgebiet eingeleitet, das aber in der Kriegszeit nicht abgeschlossen wurde. 1950 wurde ein neues Verfahren für eine Fläche von 94 Hektar durch das Landratsamt Schweinfurt eingeleitet, scheiterte aber am Widerstand der betroffenen Eigentümer und Gemeinden. Nur das Riedholz wurde 1955 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.
Der Großteil der schützenswerten Flächen ging jedoch 1967 im Zuge der ersten Flurbereinigung kostenlos an die Hospitalstiftung Schweinfurt, die – man kann es nicht anders sagen – ihren ökologischen Ausnahmerang, der sich seit der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren herausgebildet hatte, für immer zerstörte.
In zähen und geschickten Verhandlungen gelang es Roßteuscher 1971, zumindest das wertvolle Riedholz samt der Riedwiese (Pfeifengraswiese) für die Gemeinde Schwebheim zu erwerben. Die Gemeinde stufte die Flächen umgehend als Schutzbereich ein und beantragte die Ausweisung als Naturschutzgebiet (NSG). 1978 endlich verkündete das Landratsamt Schweinfurt die geplante Ausweisung eines 83 Hektar großen NSG Grettstadter Wiesen – allerdings, wie Roßteuscher ebenso trocken wie bitter vermerkt – "ohne den Bereich der ehemaligen Grettstadter Wiesen".
Vom Gemarkungsbereich Grettstadt wurden nur einige wenige Hektar in das neue NSG einbezogen; an die Flächen, die privaten Eigentümern gehören, wagte man sich nicht heran. 1982 trat die Verordnung in Kraft. 1992 nahm die Gemeinde Grettstadt das Flurstück Nr. 865, einen kargen Restbestand der einstmaligen Grettstadter Wiesen, aus der landwirtschaftlichen Nutzung heraus.
Im gleichen Jahr erwarb die Gemeinde Schwebheim im Zuge ihrer ökologischen Flurbereinigung einige Wiesen im Riedholz sowie an dessen nördlichen Rändern als "Pufferzone". Auch in den Folgejahren konnten noch einige weitere Flächen für den Naturschutz gesichert und in extensiv bewirtschaftete Flächen umgewandelt werden.
... werden zu Naturschutzgebiet und Naturwaldreservat
Heute ist das Riedholz Naturwaldreservat – der höchste Schutzstatus, den ein Waldgebiet haben kann. Auch die westlich angrenzende Pfeifengraswiese ("Riedwiese") ist Naturschutzgebiet. Stolz war Fritz Roßteuscher auch darauf, dass der Unkenbach, der das Gemeindegebiet durchquert, "fast auf der ganzen Länge bepflanzt" ist. Denn die Verschattung kleiner Gewässer macht es vielen Arten überhaupt erst möglich, dort zu leben – und die wiederkehrenden Trockenzeiten zu überleben.
Sowohl das Riedholz als auch die Pfeifengraswiese kann man trotz ihres strengen Schutzstatus auch wandernd und fotografierend erkunden. Zwar herrscht ein strenges Wegegebot, um die empfindliche Vegetation zu schützen, doch durch das Riedholz führt sogar ein sehr empfehlenswerter Lehrpfad, und auf der Pfeifengraswiese findet man sich dank der markierten Wege gut zurecht – und kommt aus dem Fotografieren kaum noch heraus.
So bitter der Verlust der Grettstadter Wiesen auch ist, insgesamt dürfen wir die ökologische Flurbereinigung Schwebheim auch dank der Einbeziehung der Nachbargemeinden Gochsheim und Sennfeldals bahnbrechenden Erfolg bewerten. Man wagt nicht, darüber nachzudenken, was von den wertvollen Flächen übriggeblieben wäre, wenn man sie dem freien Spiel der Kräfte überlassen hätte. Denn der eigenwillige Bürgermeister und seine Mitstreiter haben nicht nur einzelne Naturschutzinseln in einer landwirtschaftlichen Ödnis erhalten, sondern durch ihre "Kästla" zusammenhängende Lebensräume in der gesamten Flur der drei Mainbogengemeinden geschaffen.
Im Portrait: Fritz Roßteuscher (1930 – 2018)
Die Ökologische Flurbereinigung im Mainbogen ist eng mit dem Namen Fritz Roßteuscher verbunden. 1966, im Alter von 36 Jahren, wurde er zum Bürgermeister von Schwebheim gewählt und behielt dieses Amt bis 1990, also 24 Jahre lang. Nach eigenem Bekunden war für ihn ein wesentliches Motiv, sich als Bürgermeister zu bewerben, dass er die Natur seiner Heimat erhalten und sie vor der völligen Industrialisierung bewahren wollte.
Roßteuscher hatte früh erkannt, dass seine geliebte Heimatgemeinde Schwebheim in akuter Gefahr war. Sechs Kilometer vor den Toren Schweinfurts gelegen, gehört das Dorf zum Verdichtungsraum der Stadt. Die rund acht Quadratkilometer seiner Gemarkung bestehen durchweg aus fruchtbaren Böden und ebenen, problemlos nutzbaren Flächen. Sie wiesen 1966, als er ins Amt kam, noch eine hohe ökologische Qualität auf, doch Roßteuscher sah, dass es damit schnell vorbei sein würde, wenn man sie dem "freien Spiel der Marktkräfte", sprich der fortschreitenden Industrialisierung der Landwirtschaft und der Ausweisung immer neuer Wohn- und Gewerbegebiete überließe.
Zum Glück für seine Gemeinde erkannte er früh, dass er diesen Begehrlichkeiten mit einem reinen Defensivspiel nicht Herr werden würde: Bloßes Neinsagen und Blockieren hätte vielleicht die Geschwindigkeit der Zerstörung verlangsamt, aber den ungesteuerten Strukturwandel kaum verhindern können. Dafür war eine offensive, gestaltende Strategie erforderlich – und zu deren zentralem Instrument wurde die ökologische Flurbereinigung.
Doch Roßteuscher hat noch mehr für seine Gemeinde bewirkt, wie sein Nachfolger in einem Nachruf schrieb: "Unter seiner Führung vollzog die Gemeinde viele wesentliche Fortschritte, zahlreiche davon in den zentralen Bereichen der Infrastruktur. Hierzu zählten etwa die Schule mit Schwimmbad, der Kindergartenumbau, der Aufbau der Bücherei, VHS-Außenstelle und Kulturwerk, die Entwicklung des Straßen- und Kanalbaus mit Kläranlage und die Umsetzung des Dorferneuerungsprogramms. Ihm verdanken wir auch, dass Schwebheim in der Zeit der Gebietsreform seine Eigenständigkeit bewahren konnte."
Ein großes Anliegen war ihm auch die ökologische Jugend- und Erwachsenenbildung. Nicht nur bei "seiner" Volkshochschule, sondern auch in Nachbargemeinden und in der Stadt Schweinfurt sowie bei anderen Bildungsträgern organisierte er regelmäßige Vorträge und Pflanzenbestimmungskurse, die großen Anklang fanden. Viele davon bestehen auch heute noch fort und tragen so sein geistiges Erbe weiter.
"Ein unterfränkisches Schlitzohr"
Roßteuscher muss ein ausgesprochen kommunikativer Mensch gewesen sein – mit gelegentlichen antiautoritär-anarchistischen Zügen, aber auch einer unglaublichen Lernbereitschaft. Er, der lediglich die Kriegsvolksschule absolviert hatte, musste sich in all diese botanischen und ökologischen Themen überhaupt erst einarbeiten. Trotzdem hatte der Autodidakt den Mut, Seminare an den Universitäten Erlangen und Würzburg zu besuchen.
Erich Rößner, der viel mit ihm zusammengearbeitet hat, charakterisiert ihn liebevoll als "unterfränkisches Schlitzohr": Er war überaus geschickt darin, die Eigeninteressen der Landwirte und Gemeindebürger mit seinem Anliegen des Heimatschutzes zusammenzubringen. An einer prächtigen alten Eiche, die durch die Landwirtschaft zunehmend in Gefahr geriet, brachte er kurzerhand das amtliche Schild "Naturdenkmal" an – das formale Verfahren wurde nachgereicht. "Damit hat er sie wohl gerettet", meint Rößner.
Die damalige Chefin des Gutshofs, so erinnert sich Altbürgermeister Hans Fischer, war im Naturschutzbeirat und wusste, was dieses Zeichen bedeutete und an welche Voraussetzungen es geknüpft war. Doch sie verzichtete auf Nachfragen und erhob keinen Einspruch, sondern spielte Roßteuschers Spiel offenbar augenzwinkernd mit und erlaubte auch, dass Wege zum Schutze der Eiche verlegt wurden. Im Grunde, so Fischer, hat damit die ökologische Flurbereinigung ihren Ausgang genommen.
Roßteuscher scheute sich auch nicht, sich mit Autoritäten anzulegen und über die Bürokratie und Borniertheit von Behörden zu schimpfen. Maßlos geärgert hat er sich zum Beispiel über die Bundesvermögensverwaltung. Die hatte das Riedholz am Unkenbach 1958 von einer Erbengemeinschaft übernommen, dachte aber überhaupt nicht daran, die wertvollen Flächen zu schützen, sondern erklärte im Gegenteil, dass ein Naturschutzgebiet auf bundeseigenen Flächen nicht zulässig sei, weil dies zu einem Wertverlust führte, und verpachtete sie stattdessen an einen Landwirt.
Im Namen der Gemeinde Schwebheim bot Roßteuscher der Bundesvermögensverwaltung daher an, das Riedholz mit seinen überwiegend nassen bis feuchten Flächen abzukaufen. Doch die Verhandlungen gestalteten sich schwierig, weil die Behörde einen Kaufpreis von 150.000 D-Mark forderte: Viel Geld für eine kleine Gemeinde, eine schwer zu vermittelnde Investition für einen Bürgermeister.
Um die Verhandlungen zu beschleunigen, griff Roßteuscher zu einer Kriegslist: Er lud zwei Vertreter der Bundesvermögensverwaltung zu einem Ortstermin im Riedholz ein – mitten im Hochsommer, wohl wissend, wohl wissend, wie ungemütlich es zu dieser Jahreszeit im feuchten Auwald sein kann. Dort, schreibt Roßteuscher voller Unschuld in einem Bericht vom 20.9.2011, in dem "damaligen Urwald mit Hochstauden und Scharen von Schnaken und Bremsen konnten die Preisverhandlungen abgeschlossen werden". Leider ist nicht überliefert, wie viel Geld der stichfeste Bürgermeister seiner Gemeinde mit diesem taktischen Spielzug erspart bzw. um wie viele Monate er die Verhandlungen beschleunigt hat.