Die Isar in der Pupplinger Au: Wie ein ursprünglicher Gebirgsfluss
In der Pupplinger Au bei Bad Tölz fließt die Isar heute nahezu so natürlich wie Gebirgsflüsse fließen sollten. Doch um diesen Zustand zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen, ist seit über 100 Jahren ein großes Engagement nötig. Für die kommenden Jahre stehen Fragen nach dem (möglichen) Weiterbetrieb einiger Isarkraftwerke auf der Tagesordnung.
Ein breites Flussbett aus hellem Kies, durchzogen von rieselnden Nebenarmen, klaren Rinnsalen und einem rasch dahinströmenden Hauptarm, der bei Hochwasser das Kiesbett in seiner ganzen Breite ausfüllt und seinen Lauf darin immer wieder verändert – so wie heute nur noch in der Pupplinger Au muss die Isar einmal in ihrem gesamten Oberlauf ausgesehen haben.
Viel ist nicht davon übrig geblieben. Nicht für uns, aber vor allem nicht für Äsche und Huchen, die auf klares, sauerstoffreiches Wasser und sauberen Kies am Flussgrund angewiesen sind, nicht für Flussuferläufer und Flussregenpfeifer, die auf Kiesbänken brüten. Zahlreiche Kraftwerke teilen die Isar auf, in langsam dahin dümpelnde Werkskanäle und in ein kümmerliches Restwasser im früheren Flussbett.
Engagement gegen Isar-Ausbau seit über 100 Jahren
Widerstand gegen die Kanalisierung der Isar hat es schon früh gegeben. 1902 protestierte der Isartalverein mit dem bekannten Architekten Gabriel von Seidl an der Spitze gegen die Zerstörung der Landschaft oberhalb der Großhesseloher Brücke – und musste sich mit kleinen kosmetischen Veränderungen zufrieden geben.
Mit einem veränderten Umweltbewusstsein ging es seit den 1970er-Jahren dem Verein "Rettet die Isar jetzt!" vor allem darum, mehr Wasser im Fluss zu lassen, um sie zu einem "kultivierten Wildfluss" zu machen. Doch es dauerte 16 Jahre lang, bis 1990 an einem der Wehre die Restwassermenge erhöht wurde. Und dann lief zum ersten Mal an der Isar die Konzession für ein Kraftwerk aus, in Mühltal, und es wäre möglich gewesen, den Betrieb ganz einzustellen. Reinhard Falter, der sich in seiner Magisterarbeit mit dem Genehmigungsvertrag beschäftigte, hatte herausgefunden, dass die Betreiber verpflichtet waren, "den ursprünglichen Zustand der Isar wiederherzustellen".
Aber ist es sinnvoll, in einer Kette von Kraftwerken nur eines stillzulegen? Wie kann ein Konzept für die gesamte Isar aussehen, wenn 2030 die Konzessionen für viele Isarkraftwerke auslaufen? Wenn aber die Genehmigung für Mühltal verlängert werden soll, unter welchen Bedingungen?
Schlauchboote auf dem Trockenen – Restwassermenge verdreifacht
Diese Fragen stellte sich die "Initiative Mühltal", gegründet von den örtlichen Gruppen des BUND Naturschutz in Bayern, LBV, Alpenverein und anderen, darunter auch Anliegergemeinden. Was ein Fluss bedeuten kann, welche Probleme an der Isar bestehen, wie die Situation verbessert werden kann, all dies wurde den Menschen in einer Ausstellung nähergebracht.
Um die Probleme auch Politikern verständlich zu machen, organisierte die Initiative eine Schlauchbootfahrt mit dem Landes-Umweltarbeitskreis der CSU auf der "Rest-Isar" unterhalb des Wehres. Da reichte das Wasser des ehemaligen Wildflusses nicht mehr aus für eine Bootsfahrt, die Herren mussten die Boote über weite Strecken selbst tragen. Das überzeugte. Die Restwassermenge wurde verdreifacht.
Und der ursprüngliche Zustand? Immerhin wurde unterhalb des Wehres die Uferbefestigung weggerissen – schwere Bagger waren dafür nötig! Das nächste Hochwasser riss den weichen Boden vom Ufer fort, formte im freigespülten Kies Rinnen, gab dem Fluss wieder die Möglichkeit, sich den Lauf in seinem breiten Bett selbst zu suchen: Die Isar fing an, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Und seit 2003 wird dort zuweilen der Flussuferläufer wieder gesichtet.