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Werdensteiner Moos: Für Torfmoos und Moorjungfer

Viel war vom Werdensteiner Moos nicht übrig, als es 1950 unter Landschaftsschutz gestellt wurde. Mit großem Engagement forcierte der BUND Naturschutz seitdem die Renaturierung, seit den 1990er-Jahren gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten als Eigentümer sowie den zuständigen Forst- und Naturschutzbehörden. Heute ist das biologische Gleichgewicht wiederhergestellt, hat der BN Öffentlichkeitsarbeit und Führungen ebenso wie Moorpflege und Dokumentation der Entwicklung übernommen.

1950 standen nach einem Jahrhundert Torfabbau und Entwässerung, und nach einem mehrfachen Wechsel von Aufforstung und Rodung nur noch Fichten und Kiefern auf der Fläche. Sie gehört dem Freistaat und war einst mit 85 Hektar eines der größten Moore in Schwaben gewesen. Davor war es mageres Weideland gewesen, dann hatte man Torf abgebaut – zunächst als Heizmaterial, später in großem Stil, als die Dampflokomotiven von Kempten mit Torf befeuert wurden. Damit verschwanden Mooraugen und Pfeifengraswiesen, und mit ihnen Spirken und Moorjungfern.

Dann geschah 30 Jahre lang nicht viel. 1980 ergriffen ehrenamtliche Helfer der Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu die Initiative und begannen, die Fläche zu einem Moor mit hohem Wasserstand zu renaturieren: Es sollten sich wieder Tümpel für Frösche und Libellen bilden können.


Renaturierung mit Tatkraft und Expertise

In mühsamer Handarbeit bauten ehrenamtliche Helfer Dämme, mit denen einige Entwässerungsgräben aus der Zeit des Nationalsozialismus verschlossen wurden. Auch die notwendigen Regulierungsarbeiten an den Gräben übernahm der BUND Naturschutz (BN). Dabei verunglückte 1991 der damalige Kreisvorsitzende Norbert Volkmann tödlich.

1993 wurden die Arbeiten auf eine breitere Basis gestellt, als sich die Bayerischen Staatsforsten als Grundeigentümer, die zuständigen Forst- und Naturschutzbehörden und der BN in einem Vertrag dazu verpflichteten, das Werdensteiner Moos gemeinsam zu renaturieren.

Mit biologischem Fachverstand dokumentierten vom BN beauftragte Fachleute und Experten den Zustand des Moores und entwickelten ein Konzept für seine Entwicklung. Moorlebensraum sollte es wieder werden, mit seinem Rückhaltevermögen bei starkem Regen aber auch als regionaler Hochwasserschutz funktionieren. Durch das Wachstum von Torfmoosen sollte es zudem Kohlendioxid binden und zum Schutz des Klimas speichern.

Geld aus öffentlicher Hand, aus einer großzügigen Spende und aus Mitgliedsbeiträgen des BN stand jetzt zu Verfügung. Zum Dammbau wurden Maschinen eingesetzt. In empfindlichen Moorbereichen rodeten die Helfer des BN, des Deutschen Alpenvereins (DAV) und andere Gruppen schrittweise über Jahre hinweg den Baumbestand im Südteil des Moores. Freiwillige Helfer leisteten dabei über die Jahre hinweg Tausende von Arbeitsstunden.


Biologisches Gleichgewicht ist wiederhergestellt

Der BN dokumentiert auch weiterhin die Veränderungen im Moor. Seit der Wasserspiegel in großen Bereichen hoch genug ist, breiten sich Torfmoose und Pfeifengraswiesen wieder aus. Zahlreiche Tierarten, vor allem Libellen, haben sich angesiedelt. Viele davon stehen auf der Roten Liste, etwa die Kleine Binsenjungfer, die Arktische Smaragdlibelle und die Große Moorjungfer, die zu den meistgefährdeten Arten zählt. Außerdem fanden sich bedrohte Schmetterlinge, Heuschrecken und die Kreuzotter wieder ein.

Seit 2002 ist der BN offizieller Träger der Renaturierung und Betreuung des Werdensteiner Mooses. Öffentlichkeitsarbeit und Führungen gehören ebenso dazu wie die Pflege des Moores und die Beobachtung seiner weiteren Entwicklung. 2008 konnte eine Fachkraft eingestellt werden.

Auch wenn es nicht möglich ist, ein Moor künstlich zu schaffen, ist es doch gelungen, das biologische Gleichgewicht im Werdensteiner Moos wieder herzustellen. Es kann weitgehend sich selbst überlassen werden. Und die Erfahrungen, die hier mit der Renaturierung gemacht wurden, konnten bereits mit großem Erfolg auf andere Allgäuer Moore angewandt werden, die sich zu einer „Allgäuer Moorallianz“ zusammengeschlossen haben.

Das Werdensteiner Moos ist eines der drei Allgäuer Moore, die von der Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu betreut werden. Es gehört zur Allgäuer Moorallianz.