Wirtschaft
„Ein Arbeitskreis Wirtschaft? Ausgerechnet im BUND Naturschutz?“ Da zucken manche erst mal zusammen, schließlich seien wir doch Ökologen und keine Ökonomen! Aber genau da wollen wir ansetzen, wollen die Diskussion über das Wirtschaften nicht „den anderen“ überlassen. Denn wenn wir Umweltschützer uns hier vornehm zurückhalten, werden wir immer wieder zweiter Sieger sein.
Frei nach dem Motto: „Sorgt Ihr Ökologen Euch um die Gelbbauchunke und den Kriechenden Scheiberich und wir Ökonomen kümmern uns derweil um Wohlstand und Arbeit im Land."
Leider wissen wir nur zu genau, wie dieses „kümmern“ dann ausschaut. Und deshalb müssen wir unsere Scheu ablegen und dürfen uns nicht von Scheinargumenten und angeblichen Sachzwängen mundtot machen lassen. Schließlich gehört diese Welt uns allen, und darauf sorgsam zu produzieren und zu konsumieren ist unser aller Aufgabe. Von Totschlagargumenten wie beispielsweise „Umweltschutz kostet Arbeitsplätze“ dürfen wir uns nicht beeindrucken lassen. Denn in aller Regel ist es ja umgekehrt. Wir sehen ja, von den erneuerbaren Energien bis zur Öko-Landwirtschaft bringt ökologische Politik sogar mehr Arbeitsplätze.
Themenschwerpunkte und Tätigkeiten
Aber natürlich geht es im jüngsten Arbeitskreis des BN (gegründet 2018/19) noch um viele weitere Themen. Ab welcher Höhe wird eine CO2-Bepreisung Wirkung zeigen? Spielt die Gewerbesteuer heute für die Gemeinden eigentlich noch so eine entscheidende Rolle? Werden Verkehrsprognosen bewusst nach oben manipuliert, damit die Asphalt- und Betonwirtschaft mehr Straßen bauen kann? Es gibt jedenfalls genug Probleme, mit denen wir uns möglichst praxisnah befassen.
Keinesfalls sind wir ein hoch theoretischer Zirkel, der irgendwelchen Hochschulseminaren Konkurrenz machen will. Wir wollen lieber den Kreisgruppen konkrete Beispiele anbieten. Wie es zum bleifreien Benzin kam oder zur Kraftwerksentschwefelung. Wie Ökosteuern gelingen können oder warum „Exportweltmeister“ nicht unbedingt ein Ehrentitel ist. Kurzum, im Arbeitskreis Wirtschaft wollen wir alle ein bisschen argumentationsfester werden in den Auseinandersetzungen, in die wir Ökologen häufig geraten. (Siehe auch den „Werkzeugkasten“ auf dieser Seite.)
Wo es notwendig wird, schauen wir natürlich auch nach den größeren Zusammenhängen. Denn letzten Endes geht es ja um die entscheidende Frage: Wie müssen wir unsere Art zu leben und zu wirtschaften verändern, damit auch unsere Enkel auf dieser Erde noch ordentlich leben können?
Unterstützung gesucht
Willkommen im Arbeitskreis sind deshalb alle, die unter „wirtschaften“ nicht permanentes Wachstum und Gewinnmaximierung verstehen, sondern die mit begrenzten Mitteln haushalten und ein vernünftiges Leben führen wollen. Und dafür muss man keine spezielle Ausbildung als Ökonomin haben – schließlich hat jeder schon in irgendeiner Form einen Haushalt geführt.
Wir treffen uns einige Male im Jahr. Und auch wenn wir uns wieder „richtig“ zusammensetzen können, werden in bestimmten Fällen Videokonferenzen eine gute Ergänzung sein können. Wenn es sich anbietet, bilden wir auch mal eine Kleingruppe.
Und noch etwas. Ganz wichtig ist uns der Austausch mit Gewerkschaftsvertretern. Uns ist klar, dass auch Umweltschützerinnen einen Arbeitsplatz brauchen, genauso wie Beschäftigte nicht ohne Natur auskommen. Gemeinsam ist der Arbeiterbewegung und der Naturschutzbewegung, dass sie sich gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur wehren müssen. Denn der Marktradikalismus nimmt auf beide keine Rücksicht.
Also, wer Lust hat mitzuhelfen, dass wir BN-ler nicht so oft von vorgeschobenen Wirtschaftsargumenten untergebuttert werden, der soll doch einfach mal Kontakt aufnehmen.
Kontakt
Heiner Müller-Ermann
Sprecher des Arbeitskreises Wirtschaft
arbeitskreis-wirtschaft@bund-naturschutz.de