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Rinde - die Rüstung des Baumes

Was fällt Ihnen als erstes zum Wort Baum ein? Holz, Blätter oder Wurzeln? Äste oder Früchte? Was die meisten nicht auf dem Schirm haben, ist die Rinde. (Es sei denn, man hat die Überschrift gelesen :) )

Dabei ist die Rinde überlebenswichtig für den Baum. Er kann überleben, auch wenn er innen längst hohl ist, er muss keine Blüten austreiben, er braucht keine Früchte zu tragen – aber wer einem Baum die Rinde abzieht, der unterschreibt damit dessen Todesurteil. Wieso ist das so? Was macht die Rinde für den Baum so wichtig?

Zuerst einmal stellt die Borke einen Schutzwall für den Baum dar, der Pilze und Bakterien fernhält, Insekten mit Gerbsäure in die Flucht schlägt und das Wasser an der Flucht nach außen hindert. Gleichzeitig leistet sie wertvolle Dienste als Wärmedämmung, da die zahlreichen Lufteinschlüsse einen guten Puffer abgeben. So wird das Innere erfolgreich vor Frost und Hitze geschützt. Und das ist wichtig, denn im Inneren befindet sich der Bast. Dieser stellt die gesamte Infrastruktur innerhalb des Baumes dar – auf diesem Weg werden die bei der Photosynthese gebildeten Zuckerverbindungen aus den Blättern in die Wurzeln transportiert – und umgekehrt, wenn im Frühjahr die in den Wurzeln gespeicherte Energie in den Knospen benötigt wird. Außerdem gäbe es ohne Bast keine Borke, denn die besteht aus abgestorbenen Bastzellen. Damit wäre geklärt, wieso Bäume eine Borke haben, aber wo kommt der Bast selbst her?

Dafür müssen wir uns noch ein Stück tiefer in den Stamm vorarbeiten. Zwischen der eigentlichen Rinde und dem Kern befindet sich nämlich noch eine Schicht: Das Kambium. Es ist nur ein paar Zellen breit, deswegen aber nicht zu unterschätzen: Das Kambium ist nämlich die einzige Wachstumszone. Hier werden Bastzellen nach außen abgegeben, Holzzellen nach innen – und damit stellt das Kambium den wichtigsten Bestandteil eines Baumes dar. Wird die Rinde beschädigt, kann hier Wundholz gebildet werden, welches die Wunde langsam wieder schließt, ist jedoch das Kambium beschädigt, hat man ein Problem – Kambium kann sich nämlich nicht selbst reproduzieren, es wächst also keines nach. Deswegen ist es auch so fatal, wenn man die Rinde eines lebenden Baumes entfernt: Im Normalfall ist sie nämlich fest mit dem Kambium verbunden, das mit abgeht. Das heißt: Ohne Rinde kein Kambium, ohne Kambium kein Bast, ohne Bast keine Energie, ohne Energie kein Leben.

Text: Nora Stoll

Bäume mit besonderer Rinde:

Birke: 

Birken erkennt man gleich an der auffälligen weißen Rinde. Dass sie eine weiße Rinde haben, hängt mit den typischen Standorten der Birke zusammen: Als Pionierbaum wächst sie oft an Standorten, an denen sonst keine Bäume stehen, als kälteresistenteste Baumart in großen Höhen – beides Orte, an denen sie der Sonne stark ausgesetzt ist. Die weiße Farbe sorgt dafür, dass sich die Rinde dadurch nicht zu sehr aufheizt, vergleichbar mit dem Kalkanstrich an Obstbäumen

Korkeiche:Die Rinde der Korkeiche lässt sich ohne Kambium ablösen. Daher kann sie sich immer wieder nachbilden.
Zimtbaum:Die Rinde zweijähriger Äste wird als Gewürz für Tee und Gebäck verwendet (Ceylon-Zimt)
Kirschbaum:Manchmal weisen Kirschbäume Risse in der Rinde auf. Diese Risse entstehen, wenn es starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht gibt. Dadurch, dass die Nordseite schneller abkühlt als die noch vom Tag aufgeheizte Südseite, kommt es zu Spannungen, die die Rinde zerreisen.
Kiefer:In Nordeuropa wird traditionell Brot mit gemahlener Kiefernrinde gestreckt. Einst diente das der Vorbeugung von Hungersnöten, heute ist Kiefernbrot ein Luxusprodukt.
Gleditschie:Der Stamm der Gleditschie weist Büschel aus fingerlangen Dornen auf, um sich vor gefräßigen Tieren wie Rehen oder Hirschen zu schützen -> In Deutschland werden Gleditschien aber nur ohne Stacheln gepflanzt.
Wilde Feigenbäume:In Uganda stellt man aus ihrer Rinde schon seit Jahrtausenden Textilien her, heute wird vereinzelt Mode aus Rindentuch hergestellt, einem Material, das sowohl Leinen als auch Leder ähnelt.
Holzapfelbaum:Aus der Rinde des Holzapfelbaumes wird ein Pulver gewonnen, das in Myanmar traditionell als Kosmetik genutzt wird. Frauen und Kinder malen sich mit dem sog. Thanaka oft kunstvolle Muster und Bilder aufs Gesicht, es heißt, das Pulver helfe gegen Hautalterung und Erkältungen.
Platanen:Bei ihnen ist der Rindenabwurf besonders deutlich zu sehen. Wenn sich Rindenstückchen lösen, so ist das weder ein Zeichen von Krankheit, noch von Austrocknung. Es handelt sich um einen ganz natürlichen Prozess, denn wenn ein Baum wächst, wird auch sein Stamm dicker und die Rinde passt ihm nicht mehr – so, wie uns eine Hose zu eng wird. Also streift er quasi seine alte Haut ab und bildet eine neue.