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„Wir passen sehr gut zusammen“

Seit 2002 feiert der Bund Naturschutz an Christi Himmelfahrt die frei fließende Donau mit einem großen Fest – gemeinsam mit der Spielvereinigung Niederalteich, die zur gleichen Zeit und am gleichen Ort seit 20 Jahren ihr Vatertagsfest feiert. Georg Kestel, der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Deggendorf, und Walter Beer, der Vorsitzende der Spielvereinigung Niederalteich, sprechen im Sportheim der Spielvereinigung über ihre Zusammenarbeit.

Nur wenige hatten geglaubt, dass so ungleiche Partner so gut zusammenpassen. Der traditionelle Sportverein, der die Geselligkeit pflegt, und ein Naturschutzverband, der auch oft aneckt, teilen sich beim Fest an der Donau die Arbeit. Der BN sorgt für das Rahmenprogramm, die Spielvereinigung verpflegt die Gäste.

 
Sind wir jetzt hier, im Sportheim der Spielvereinigung Niederalteich, im Zentrum des Widerstands gegen den Donau-Ausbau?

Beer: Ein kleines Zentrum, auf jeden Fall. Hier in Niederalteich bekommen die Leute mit, um was es geht, da gibt es sehr viele Befürworter für eine Donau ohne Staustufen. Wir kennen, erleben und mögen die strömende Donau mit ihrer Lebendigkeit. Einen Stausee können wir uns hier nicht vorstellen. Und durch das gemeinsame Fest haben wir die Leute vom Naturschutz kennen und ihre Arbeit schätzen gelernt.


Warum hat der BN 2002 ausgerechnet den Vatertag und Niederalteich ausgewählt, um die frei fließende Donau zu feiern?
 
Kestel: Es war klar, dass wir nach Niederalteich gehen, weil es vom Donau-Ausbau betroffen ist und weil es hier eine Menge Aktive gibt, unter vielen anderen sind auch Bürgermeister und Gemeinderat für die Donau. Den Tag Christi Himmelfahrt haben wir gewählt, weil sich dieser Zeitpunkt schon zwei Jahre zuvor, bei der großen Aktion „Donau 2000 – vier Tage für einen lebendigen Fluss“ bewährt hat.
 
 
Wie war das für die Spielvereinigung, als 2002, an Ihrem Vatertagsfest, Tausende von Naturschützer auftauchten und die Donau mit Fest und Kundgebung gefeiert haben?
 
Beer: Der damalige Kreisgruppenvorsitzende Dieter Scherf hat vorher mit uns geredet, aber für uns war das etwas sehr Neues und wir haben gar nicht gewusst, was auf uns zukommt. Es hat sich herausgestellt, dass wir sehr gut zusammenpassen. Skeptische Stimmen unter den Mitgliedern und aus dem Dorf haben wir dann sehr schnell eines Besseren belehrt.
 

Wie profitieren die beiden Vereine voneinander?
 
Kestel: Wir waren von Anfang an froh, dass der Sportverein mitmacht, und die gewaltige Aufgabe, mehrere Tausend Gäste zu verpflegen, übernimmt. Wir sind mit dem Rahmenprogramm, mit Exkursionen, Kinderaktionen und der Kundgebung am frühen Nachmittag voll ausgelastet. Die Arbeitsteilung hat sich bewährt. Auch Niederalteich profitiert, weil Besucher aus ganz Bayern das Dorf und das Kloster kennen lernen.
 
Beer: Ohne die Zusammenarbeit mit dem BN gäbe es dieses Fest in dieser Qualität nicht. Als kleiner Dorfverein sehen wir es als sportliche Herausforderung, so viele Menschen zu verpflegen. Da sind immer 90 bis 100 Ehrenamtliche im Einsatz. Viele, die sonst eher passiv sind, sind beim Fest an der Donau mit dabei. Es ist ein gutes Gefühl, gemeinsam so ein großes Fest auszurichten. Man darf auch alle anderen, die Feuerwehr, den Bauhof, den Kanuverband nicht vergessen, die an diesem Tag mithelfen, da hilft das ganze Dorf zusammen. Die Einnahmen helfen, den Spiel- und Trainingsbetrieb mit mittlerweile zwölf Mannschaften zu sichern. Und die Sichtweise vom BN auf die Natur hat unseren Horizont erweitert. Wir haben gelernt, was Heimat bedeutet.
 
 
Aus einem kleinen Dorffest ist ein überregionales Event geworden, es kommen mehrere Tausend Besucher mit Bussen, Autos, Fahrrädern oder Booten nach Niederalteich. Hat die Spielvereinigung da keine Angst, im Ansturm verloren zu gehen? 

Beer: Mit Sicherheit nicht. Wir sehen, dass sehr viele Menschen von außerhalb kommen und unser Anliegen für die Donau unterstützen. Ich würde mir nicht weniger Besucher von außerhalb wünschen, sondern dass noch mehr Niederalteicher Bürger an diesem Tag aktiv werden.
 
Kestel: Das gemeinsame Donaufest zeigt, dass die frei fließende Donau nicht nur die Spinnerei von den Grünen oder abgehobenen Naturschützern ist. Hier wird deutlich, dass der Einsatz für die Donau von einem ganz breiten Bündnis aus klassischen Naturschutzverbänden, Bürgerinitiativen, christlichen Gruppen und vielen Vereinen getragen wird, eben von ganz normalen Leuten. Nur durch den breiten Rückhalt in der Bevölkerung und vieler verschiedener Gruppen konnten wir den Widerstand gegen die Staustufen so lange aufrecht erhalten. Ohne ihn wäre die Donau schon längst mit Staustufen verbaut.
 
 
Was waren für Sie die Highlights?
 
Beer: Eindeutig das Biermöslblosn-Konzert 2010. Wir haben zunächst nicht gewusst, ob wir das überhaupt schaffen können, ein total ausverkauftes Bierzelt mit 1200 Mann zu bewirtschaften. Ohne den BN hätte uns der Mut gefehlt, so ein großes Konzert zu organisieren. Und zu uns, als kleinem Sportverein, wäre die Biermöslblosn sicherlich auch nicht gekommen.
 
Kestel: Da haben wir die Grenze unserer Leistungsfähigkeit erreicht, aber es war ein Erlebnis zu sehen, dass man so etwas auf die Beine stellen kann.
 
Beer: Ich erinnere mich noch gut daran, wie vor einigen Jahren am Ende der Kundgebung an der Donau ein Riesen-Gewitter losgebrochen ist. Da sind alle in das Bierzelt geflüchtet. Das war dann gesteckt voll tropfnasser, schwitzender Menschen. Während der Rede von Professor Weiger sind wir nicht mehr durch die Gänge durchgekommen und haben die Bewirtung einstellen müssen.
 
 
Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft?
 
Beer: Dass die freundschaftliche Partnerschaft so weiter geht.

 

Das Interview führte Hannelore Summer.