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Quellen in Bayern – ein einzigartiger Lebensraum!
Bayern ist reich an Quellen, sogar eines der quellenreichsten Bundesländer Deutschlands. Mit seinen extremen Bedingungen bietet der Lebensraum Quelle hochspezialisierten Arten im Freistaat eine Heimat.
Quellen sind stark vom Grundwasser geprägt. Sie liegen an der Schnittstelle zwischen Grund- und Oberflächenwasser und formen strukturreiche Wasserlebensräume in enger Verzahnung mit den angrenzenden Uferbereichen. Keine Quelle gleicht der anderen, die Vielfalt an Strukturen und Ausbildungen ist hoch und die verschiedenen Quelltypen bilden die Unterschiede in Geologie, Wasserführung, Klima und anderen Faktoren ab. Arten, die auf nährstoffarmes, ganzjährig kühles Wasser angewiesen sind, finden an Bayerns Quellen ein ideales Biotop. Faszinierende Arten wie der Alpenstrudelwurm (Crenobia alpina), die Quell-Köcherfliege (Crunoecia irrorata) und die Quellschnecke (Bythinella bavarica) kommen ausschließlich in diesem besonderen und begrenzten Lebensraum vor.
Doch die Quellen in Bayern sind bedroht: Der Großteil wurde gefasst um Trinkwasser zu gewinnen, verbaut oder in Forellenteiche umgewandelt. Immerhin: 2001 startete auf Anregung des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) das Aktionsprogramm Quellen in Bayern, an dem auch der BUND Naturschutz beteiligt war. Zusammen mit Experten aus der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft kartierten die Naturschützer Zustand und Lage von Quellen in Bayern. Sie erstellten den Bayerischen Quelltypenkatalog und ein spezielles Schutzprogramm. Das alles klingt möglicherweise nach grauer Theorie, ist aber für die Arbeit der Praktiker im Arten- und Naturschutz immens wichtig. Auch viele Kreisgruppen des BUND Naturschutz sind im Quellschutz aktiv.
Lebensraum Quelle: Ein Fall für Spezialisten
An den naturnahen Quellen Bayerns herrschen einzigartige Verhältnisse: Sie bieten die gleichmäßigsten Lebensbedingungen, die innerhalb des mitteleuropäischen Klimas möglich sind. Temperatur, Feuchtigkeit sowie Mineralstoffangebot sind das ganze Jahr über sehr konstant. Arten, die auf nährstoffarmes und ganzjährig kühles Wasser angewiesen sind, finden dort ein ideales Biotop. Wasser und Land wechseln sich kleinräumig ab und bieten Tieren und Pflanzen damit einen außergewöhnlichen Strukturreichtum. In Europa haben sich an die 500 hochspezialisierte Tierarten, sogenannte Quellspezialisten (krenobionte Arten) an diese Bedingungen angepasst und leben ausschließlich an Quellen, weitgehend unbehelligt von Konkurrenz – zumindest, solange der Mensch nicht eingreift und die Lebensbedingungen stabil bleiben.
Quellbewohner: Pflanzen an der Quelle
Da die Temperatur des Quellwassers relativ konstant ist und auch im Winter nicht unter den Gefrierpunkt sinkt, ergeben sich interessante Lebensbedingungen, die sogar in den Wintermonaten Pflanzenwachstum zulassen. Vor allem das Lichtangebot und die Inhaltsstoffe im Wasser entscheiden darüber, welche Pflanzen einen Quellbereich besiedeln. Im Wald kommen vor allem schattenverträgliche Arten, wie das Gegenblättrige Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium) oder das Waldschaumkraut (Cardamine flexuosa) vor. Auch Moose wie das Fieber-Quellmoos (Fontinalis antipyretica), das Starknervmoos (Cratoneuron commutatum) oder Torfmoose (Sphagnum-Arten) fühlen sich dort wohl. Liegt eine Quelle hingegen in der Sonne findet man dort beispielsweise Quellkraut (Montia fontana), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Quell-Sternmmiere (Stellaria alsina), Bachbunge (Veronica beccabunga), das Pyrenäen-Löffelkraut (Cochlearia pyrenaica) beziehungsweise das Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica) oder Kleinseggenriede.
Quellbewohner: Tiere an der Quelle
Die faunistische Besiedlung von Quellen hängt von vielen Umweltfaktoren ab. Dazu gehören vor allem die Strömungsgeschwindigkeit, die Beschaffenheit des Gesteins und Bodens sowie der Eintrag von Laub und Mineralstoffen. Eine große Rolle spielen auch Temperatur und Sauerstoffkonzentration des Wassers. Die in einer Quelle lebenden Arten sagen viel über die Wasserqualität aus. Viele der Kleinlebewesen, die an Quellen siedeln, ernähren sich, indem sie organische Substanz wie Falllaub oder Totholz zersetzen beziehungsweise Algen abweiden. Die größten Gruppen in diesem Artenspektrum sind die Zweiflügler, die Schnecken und Krebse. Auch die Larven des Feuersalamanders (Salamandra salamandra) brauchen für ihre Entwicklung kühles und sauberes Wasser. Sie gehören zu den am höchsten entwickelten Bewohnern der Quellen und Quellbäche.
Früh dran
Einige Insekten, die an Quellen leben, fliegen bereits ab Februar und sind damit deutlich früher dran als ihre „Kollegen“ in anderen Lebensräumen. Den entscheidenden Vorteil verschafft ihnen die stabile Wassertemperatur von Quellen. Im Sommer ist es in Relation zur Umgebungstemperatur ziemlich kühl, im Winter, wenn anderswo die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt liegen, hingegen relativ warm. So können sich die Quellbewohner auch während des Winters weiterentwickeln, während ihre Kollegen in anderen Fließgewässern eine Entwicklungspause einlegen müssen.
Bayerns Quellen brauchen Schutz
Dass der Lebensraum Quelle heute so unter Druck steht, hängt mit vielen Faktoren zusammen. Die Klimaerwärmung und die dadurch veränderten Niederschläge spielen eine Rolle, aber auch die intensive Land- und Forstwirtschaft. Viele Quellen wurden zur Trinkwassergewinnung gefasst, Bäche begradigt und Gräben ausgebaggert.
Quellen sind durch die geringe Größe ihrer einzelnen Teilbereiche und die starke Spezialisierung ihrer Bewohner sehr anfällig für Störungen und brauchen deshalb besonderen Schutz. Die „eingeschworenen“ Lebensgemeinschaften reagieren selbst auf kleine mechanische Eingriffe oder Einträge von Nähr- und Schadstoffen ausgesprochen empfindlich. Ändern sich die Lebensbedingungen, übernehmen sehr schnell durchsetzungsfähigere Arten das Regiment und verdrängen die Quellspezialisten. Nicht selten sterben dann lokale Vorkommen aus.
Der BUND Naturschutz widmete sich deshalb schon in vielerlei Projekten dem Quellschutz. Beispielsweise im Biodiversitätsprojekt Löffelkraut & Co. Das seltene Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica) ist ein typischer Quellbewohner, der nur an wenigen Standorten in Bayern vorkommt. Der BUND Naturschutz widmete sich mit diesem mehrjährigen Projekt dem Schutz des bayerischen Ureinwohners und seines Lebensraumes, der Quelle.
Zerstörung von Quellen
Quellen sind heute durch vielerlei Eingriffe gefährdet:
- Intensive landwirtschaftliche Nutzung der umliegenden Flächen und damit verbundener Nährstoff- und Sedimenteintrag
- Anlage von Fischteichen
- Verrohrung und Verlegung
- Verfüllung und anschließende Nutzung, etwa durch Aufforstung
- Fassung zur Trinkwassergewinnung
- Ablagerung (z.B. von Müll, Ästen, Resten von Fällarbeiten) im Quellbereich
- Fassung als Tretbecken oder Viehtränke
- Einleitung von Abwasser oder Drainagewasser
- Schäden durch Tritte von Menschen und Tieren
Der Zerstörung von Quellen liegt leider sehr oft ein vermeintlich nachvollziehbares Anliegen zugrunde: So wurden unzählige Quellen für die Trinkwassergewinnung gefasst, das heißt, sie wurden mit einer baulichen Anlage umschlossen und das Wasser in Rohren abgeleitet. Dies bedeutet meist die Zerstörung des gesamten Lebensraums.
Fichten und Fischteiche als Fremdkörper
Quellen sind natürlicherweise baumlos, nur an den Ufern können Bäume wachsen, die einen hohen Grundwasserstand vertragen, wie etwa Schwarzerlen oder Weiden. Werden Quellen jedoch mit Fichten bepflanzt, verändert dies den Lebensraum beträchtlich: Im Gegensatz zu Laubbäumen beschatten Fichten die Quelle das ganze Jahr, sodass sich die Licht- und Wärmeverhältnisse drastisch wandeln. Das kann zum Absterben der Quellvegetation führen. Außerdem entstehen beim Abbau der Nadeln Huminsäuren, sodass Quellwasser und Boden versauern.
Doch nicht nur Förster, auch Fischer setzen Quellen und Quellbächen oft zu. Sie legen ihre Teiche gerne an Quellen an. Diese „Fremdkörper“ durchbrechen die natürliche Durchgängigkeit eines Baches. Arten, die naturgemäß bachaufwärts wandern, können das nun nicht mehr. Außerdem gelangen durch die Fischzucht übermäßig viele Nährstoffe ins Quellwasser, die Wassertemperatur steigt und der Sauerstoffgehalt sinkt.
Problem Landwirtschaft
Wenn Flächen rund um Quellen intensiv bewirtschaftet, also beispielsweise als Äcker genutzt werden, belastet das den Lebensraum immens. Dünger und Pestizide gelangen ins Wasser, die Algen nehmen zu und Quellspezialisten, die auf klares, nährstoffarmes Wasser angewiesen sind, verschwinden nach und nach. Und auch die Tierhaltung kann für Quellen zum Problem werden. So schön der Anblick weidender Tiere ist: Wenn sie rund um Quellen grasen, verdichten sie den Boden und zerstören die typische Quellflora.
Nähr- und Schadstoffe aus Abwasser
Unglaublich aber wahr: Auch heute noch werden häusliche oder industrielle Abwässer in Quellen eingeleitet, obwohl das in der Regel nicht erlaubt ist. Wer so eine Einleitung entdeckt, sollte deshalb das zuständige Landrats- beziehungsweise Wasserwirtschaftsamt informieren. Abwasser oder Drainagewasser bringt Nähr- und Schadstoffe ins Quellwasser ein und verändert meist auch dessen Temperatur.
Quellen können nur wirksam geschützt werden, wenn die Fachleute wissen, wo sie liegen. Sie müssen deshalb systematisch erfasst und ihr Zustand fachmännisch beurteilt werden. Nur so können die Experten entscheiden, was die richtigen Maßnahmen sind. Der BUND Naturschutz beteiligt sich nach Kräften und in zahlreichen Projekten an dieser Erfassung.
Was können wir noch für unsere Quellen tun?
- Ablagerungen wie Müll, Bauschutt oder Äste aus Quellbereichen entfernen
- Puffer zu landwirtschaftlichen Flächen schaffen
- Quellbereiche in Viehweiden schützen (z.B. durch Zäune) oder Weiden verlegen
- Verrohrte Stellen an Wegquerungen durch Furten oder unten offene Durchlässe ersetzen
- Einleitungen stoppen oder verlegen
- Standortfremde (Fichten-)Wälder durch naturnahe Waldgesellschaften ersetzen
- Quellfassungen zurückbauen, wenn Quellen nicht mehr zur Trinkwassergewinnung genutzt werden
Besser informieren
Wie schutzwürdig der Lebensraum Quelle ist, hat sich in der Öffentlichkeit noch nicht herumgesprochen. Eine wichtige Aufgabe des BUND Naturschutz ist es, die Bürgerinnen und Bürger darüber zu informieren. Aber natürlich hängt auch beim Quellschutz – wie so oft in der Natur – alles mit allem zusammen. Die Quelle als abgegrenztes Biotop zu schützen, ist sinnlos. Vielmehr braucht es einen umfassend angelegten Fließgewässerschutz – und der beginnt an der Quelle.
Quellschutz in Bayern
Artenschutz ist Lebensraumschutz – dieses Motto gilt vorwärts wie rückwärts. Deshalb macht sich der BUND Naturschutz nicht nur für das Bayerische Löffelkraut, sondern auch für den Quellschutz stark.
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Schutz und Zerstörung
In den Alpen sind viele Quellen noch in einem sehr guten Zustand. Vor allem im restlichen Bayern brauchen Quellen aber einen besseren Schutz, weil schon zu viele für die Trinkwassergewinnung gefasst, verfüllt oder in Fischteiche umgewandelt wurden.
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