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Schuhe nachhaltig kaufen und nutzen
Der Großteil unserer Schuhe wird unter schlechten Arbeitsbedingungen produziert. Auch die Umwelt leidet massiv. Wann ist ein Schuh nachhaltig und was sollte man beim Kauf und bei der Nutzung beachten?
Tipps für den Kauf von nachhaltigen Schuhen
Überlegt kaufen, auf Qualität achten
- Vermeiden Sie “Schnellschüsse”: Wie lange ein Schuh getragen wird, hat den größten Einfluss auf die negativen Umweltauswirkungen von Schuhen. Lassen sie sich deshalb beim Schuhkauf gut beraten und kaufen Sie überlegt ein. Ein Schuh der gut passt und für den geplanten Zweck wirklich geeignet ist, wird wahrscheinlich länger getragen.
- Achten Sie auf Qualität: Kaufen Sie lieber ein gutes Paar Schuhe, statt zwei Paar billige. Gute Schuhe tragen sich meist besser, sind oft langlebiger und besser zu reparieren.
- Kaufen Sie nachhaltig und fair: Fragen Sie im Handel nach, welche Schuhe aus nachhaltigem Material gefertigt sind und ob beim Produzenten faire Arbeitsbedingungen herrschen.
- Bei Lederschuhen sollte das Leder pflanzengegerbt sein. Zu erkennen sind solche Schuhe zum Beispiel an der Zertifizierung durch den Internationalen Verband der Naturtextilienwirtschaft (IVN).
Bei veganen Schuhen auf natürliche Materialien achten
Wollen Sie vegane Schuhe kaufen, dann suchen Sie Schuhe aus natürlichen Textilien statt aus Kunststoff aus.
- Natürliche Lederimitate gibt es aus Bio-Baumwolle, Äpfeln, Pilzen, Ananas oder Kork.
- Naturkautschuk ist bei Sohlen ein geeignetes und nachhaltiges Material.
Kunstleder hingegen wird auf Erdölbasis hergestellt. Es hat oft eine kürzere Lebensdauer und ist nicht biologisch abbaubar. Kunststoffsohlen reiben sich ab, wodurch große Mengen an Mikroplastik in die Umwelt gelangen.
Siegel zur Orientierung nutzen
Es gibt zwar derzeit noch kein spezielles Siegel für nachhaltige Schuhe. Trotzdem können einige Zertifizierungen schon gute Anhaltspunkte geben:
- Der blaue Engel
- Fairtrade
- Made-in-Green
- Oeko-Tex 100
- IVN-Zertifizierung
Diese Siegel stehen zum Beispiel alle für faire Arbeitsbedingungen und die Verwendung von Naturmaterialien. Außerdem muss bei der Gerbung von Leder auf giftige Stoffe verzichtet werden.
Schuhe nachhaltig nutzen: pflegen + reparieren
- Pflegen Sie Ihre Schuhe regelmäßig mit guten Pflegemitteln. Vermeiden Sie Imprägniersprays mit per- und polyfluorierten Substanzen, sogenannten PFAS oder auch PFC. Diese Stoffe sind giftig und reichern sich in der Natur an. Verwenden Sie stattdessen Wachse oder PFAS/PFC-freie Sprays.
- Bringen Sie Ihre Schuhe zum Reparieren, wenn die Absätze Ihrer Schuhe abgetreten sind oder sich die Sohle löst. Der Schuster kann viele kleine und mittlere Schäden gut beheben und so die Lebenszeit von Schuhen deutlich verlängern.
- Sollten Sie ein Paar Schuhe tatsächlich nicht mehr tragen wollen, obwohl es noch gut ist, dann bringen Sie es in ein Sozialkaufhaus oder einen Second-Hand-Laden, statt es wegzuwerfen.
Schuhe: Ressourcen, Umwelt und Soziales
Schuhe sind, was den Ressourcenverbrauch und die Umweltauswirkungen angeht, ein wichtiges Thema. So gelangten in Deutschland 2020 etwa 380 Millionen Paar Schuhe in den Verkauf, das entspricht 4,57 Paar Schuhen pro Person. Damit gehören die Deutschen zu den Top-10-Konsumenten von Schuhen. Ihr Mengenanteil macht etwa zwei Prozent des weltweiten Schuhkonsums aus.
380 Mio.
Paar Schuhe
im Verkauf
190.000
Tonnen
Materialverbrauch
13,5 Mio.
Kühe
für Leder
Die verkauften Schuhe sind aus Leder, aber auch aus Textilien und synthetischen Materialien gefertigt. Nimmt man 500 Gramm pro Paar an, dann liegt der gesamte Materialaufwand in Deutschland pro Jahr bei 190.000 Tonnen. Für den Lederbedarf war vermutlich die Haut von etwa 13,5 Millionen Kühen notwendig.
Diese großen und weiterhin zunehmenden Herstellungs-, Konsum- und Abfallmengen haben einen großen Ressourcenverbrauch zur Folge. Sie führen zu toxischen Emissionen und wirken sich negativ auf das Klima aus.
Die größten Umweltbelastungen durch Schuhe entstehen durch die Herstellung des Materials und der Schuhe sowie durch die Entsorgung. Schuhe schlagen weltweit insgesamt mit schätzungsweise 700 Millionen Tonnen CO2-Equvivalenten zu Buche. Das entspricht in etwa den CO2-Emissionen, die weltweit durch das Fliegen verursacht werden.
Wenn das einzelne Paar durch gute Pflege, Reparatur und Wiederverwendung länger getragen würde, könnte man die negativen Folgen der Schuhherstellung deutlich verringern. So könnten 30 bis 50 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden.
So werden beim Gerben chemische Stoffe eingesetzt, vor allem Salzlauge und Chrom sowie andere Schwermetalle, die das Abwasser verschmutzen. Außerdem gelangen Schwefelsäure, Dämpfe und Lösungsmittel in die Luft und es entstehen große Mengen an Abfall. Etwa 75 Prozent des Rohmaterials landet auf Mülldeponien oder wird verbrannt.
Aber auch Schuhe aus synthetischen Materialien belasten die Umwelt. Hier schlagen vor allem der Verbrauch von nicht nachwachsenden Rohstoffen, ein hoher Energieaufwand und die damit verbundenen Emissionen sowie der Einsatz von Schadstoffen wie etwa Weichmachern zu Buche.
Bei Schuhen aus Textilien sind unter anderem ein hoher Wasserverbrauch und die für den Anbau von Baumwolle eingesetzten Agrochemikalien für die Umwelt relevant. Außerdem werden auch hier Zusatzstoffe wie Farbstoffe oder Imprägnierungen eingesetzt.
Da auch bei Textilschuhen die Sohlen meist aus Kunststoff bestehen, entstehen hier ähnliche Probleme für die Umwelt wie bei überwiegend synthetischen Schuhen. Generell entsteht beim Tragen von Schuhen mit Kunststoffsohlen durch den Abrieb viel Mikroplastik. Weil inzwischen die meisten Schuhe Kunststoffsohlen haben, ist dieses Problem entsprechend groß. Schätzungsweise landen in Deutschland durch den Schuhabrieb bis zu 8.200 Tonnen Mikroplastik pro Jahr in der Umwelt.
Deshalb haben auch viele europäische Schuhunternehmen ihre Produktion in Niedriglohnländer ausgelagert. Auch werden Länder bevorzugt, in denen die Auswirkungen der Produktion auf Umwelt und Arbeiter*innen keine große Beachtung finden. So werden laut der Umweltorganisation Global 2000 87 Prozent aller Schuhe in Asien produziert, vor allem in China.
In den Produktionsstätten arbeiten überwiegend un- oder gering qualifizierte Arbeitskräfte.Schlechte Arbeitsbedingungen und nicht existenzsichernde Löhne sind in vielen Leder produzierenden Ländern an der Tagesordnung. Die niedrigen Löhne begünstigen wiederum Kinderarbeit. Viele Arbeiterinnen arbeiten von zuhause und die Familie kann deutlich mehr produzieren, wenn die Kinder mitarbeiten.
Ein sehr gefährlicher Produktionsschritt für die Arbeiter*innen in der Schuhproduktion ist die Gerbung des Leders. Zu 80 bis 90 Prozent wird hierfür Chrom III verwendet, weil das billiger ist als eine pflanzliche Gerbung. Bei falscher Verwendung kann Chrom III jedoch zu hochgiftigem Chrom VI oxidieren. Da die Arbeiter*innen meist ohne Sicherheitsausrüstung arbeiten, sind sie dem krebserregenden Stoff schutzlos ausgeliefert.
Generell ist die Schuhindustrie laut der Nichtregierungsorganisation Inkota für Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen bekannt. Gewerkschaften werden regelmäßig unterdrückt und Arbeiter*innen wegen ihres Geschlechts diskriminiert. Außerdem haben die Arbeiter*innen mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Es werden giftige Klebstoffe verwendet und die Atemluft ist durch die Gifte des gegerbten Leders verunreinigt.
Konsument*innen sollten entsprechende Aussagen von Unternehmen kritisch hinterfragen. Laut Inkota sind die Menschenrechtsrisiken in den Lieferketten für Lederalternativen genauso hoch wie für Leder. So besteht zum Beispiel bei Lederalternativen, die als vegan und nachhaltig vermarktet werden, ein großes Risiko für Menschenrechtsverletzungen, weil deren Produktion zum Teil auf Erdöl basiert. Dass mit der Erdölförderung zahlreiche menschenrechtliche Risiken einhergehen, ist laut Inkota vielfach dokumentiert.
Bisher werden vegane Lederalternativen auf dem deutschen Schuhmarkt nur in geringem Umfang verwendet. Die Lieferketten sind dementsprechend noch nicht stark etabliert – ein guter Moment, um Lieferketten aufzubauen, in denen Menschenrechte und Umweltschutz berücksichtigt werden. Hier sind die Herstellerfirmen gefragt.