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Schutz und Hilfe für das Wildtier Igel

Wer freut sich nicht, wenn ein Igel schnaufend im Garten oder Park herumläuft. Vor allem wenn der Winter vor der Tür steht, wollen viele Menschen den Igeln helfen. Hier erfahren Sie, was Sie für das Wildtier Igel tun können!

Noch kann man unseren heimischen Braunbrustigel häufig in naturnahen Gärten antreffen. Die Bestände sind in den letzten Jahren aber merklich zurückgegangen und mittlerweile ist steht der Igel sogar auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Säugetiere Bayerns - ein weiteres Warnsignal, die Lebensräume von Wildtieren besser zu schützen und unsere Gärten naturnäher zu gestalten. Igel gehören übrigens nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders geschützten Tieren und dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden.


Igel im Garten: WELCHE Tiere BRAUCHEN HILFE?

Igel sind Wildtiere. Wenn Sie einen Igel in ihrem Garten entdecken, gilt: Überwintern Sie keine gesunden, gut genährten Igel im Haus! Gesunde Tiere finden sich in der Natur bestens zurecht, auch im Winter. Nur verletzte, hilflose oder kranke Tiere dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz aufgenommen werden, um sie gesund zu pflegen.

Holen Sie sich unbedingt Rat bei Experten, wenn Sie einen hilfsbedürftigen Igel finden! Ein verletzter Igel ist hilfsbedürftig und braucht medizinische Versorgung. Füttern und Abwarten ist nicht sinnvoll. Ein verletztes Tier wird durch eine Fütterung nicht gesund. Kontaktieren Sie bitte immer einen igelerfahrenen Tierarzt oder eine Igelstation.

Falsche Hilfe kann mehr schaden als nutzen. Fachkundige Tipps finden Sie auf der Webseite des Vereins „Pro Igel“ www.pro-igel.de. Bei Fragen zum Umgang mit hilfsbedürftigen Igeln kann man sich per Mail an igelhilfe@pro-igel.de wenden. Oft kennen auch örtliche Tierschutzvereine oder das Veterinäramt Igelstationen im näheren Umkreis.

Hilfsbedürftig sind:

  • verwaiste Igel-Säuglinge: geschlossene Augen und Ohren, tagsüber außerhalb des Nestes
  • verletzte Igel
  • unterernährte Igel
  • kranke Igel
  • Jungigel, die Anfang November weniger als 500 Gramm wiegen,
  • Igel, die nach Wintereinbruch noch aktiv sind, das heißt bei Dauerfrost und/oder Schnee (meist tagsüber unterwegs).

So erkennt man einen unterernährten Igel

  • Wurstförmiger Körper,
  • eingefallene Flanken,
  • deutliche Einbuchtung hinter dem Kopf.

Ein gesunder, wohlgenährter Igel ist birnenförmig: vorne schmal und hinten dick.

So erkennt man einen kranken Igel

  • Läuft oder liegt meist tagsüber herum,
  • ist apathisch,
  • ist mager und hat eingefallene Augen.
  • Manche kranken Igel röcheln stark, sondern Schleim ab und/oder leiden an Durchfall.
  • Einige kranke Tiere leiden an Hautveränderungen oder Parasitenbefall. Ein mäßiger Befall mit Flöhen und Zecken ist aber normal. Mehr als 30 Zecken sind ein schlechtes Zeichen.
  • Sehr schwache Tiere sind häufig schon von Fliegen umschwärmt oder von Maden befallen.
  • Vorsicht: Scheucht man einen Igel auf, sucht er sich auch tagsüber einen neuen Unterschlupf, ist deshalb aber nicht hilfsbedürftig.

Treffen die genannten Punkte ganz oder teilweise zu, ist der Igel krank und braucht medizinische Hilfe. Auch verletzte Tiere brauchen medizinische Versorgung. Füttern und Abwarten ist nicht sinnvoll, da ein verletztes Tier dadurch nicht gesund wird. Wenden Sie sich bitte an einen igelkundigen Tierarzt oder eine Igelstation.

Was tun, wenn man einen Igel findet?

Die meisten Igel werden bei uns in Bayern Ende Juli bis Ende August geboren. Einige aber auch noch im September. Tagsüber säugt die Igelmutter die Jungtiere im Nest, nachts geht sie auf Beutefang und kann je nach Entwicklungszustand der Jungen auch mal länger wegbleiben.

Hilfe brauchen die Säuglinge sofort, wenn sie außerhalb des Nestes gefunden werden, bereits kalt und/oder von Fliegen umschwärmt sind. Ist dies der Fall, bitte die Säuglinge sofort einsammeln und mit einem angewärmten Handtuch zudecken oder auf eine handwarme Wärmflasche setzen. Anschließend Kontakt mit einer Igelstation aufnehmen. Die Handaufzucht von Igelsäuglingen ist aufwändig und zeitintensiv und muss unbedingt von fachkundigen Personen betreut werden.

Wurden die Igelsäuglinge ohne Mutter im Nest zum Beispiel bei Gartenarbeiten versehentlich entdeckt, muss man abwarten, ob die Mutter doch noch zurückkehrt. Das Nest darf nicht zerstört oder an eine andere Stelle versetzt werden. Normalerweise ist eine Igelmutter tagsüber im Nest. Es gibt aber auch Situationen, in denen die Mutter gestresst ist und kurz eine „Pause“ braucht. Sie ist in der Regel nicht weit weg und hat ihren Wurf nicht aufgegeben. Deshalb bitte abwarten: Erst wenn nach etwa zwei Stunden keine Mutter erscheint, dürfen Sie eingreifen. Dann gilt ein  ähnliches Prozedere wie oben erwähnt: Aufnehmen, warmes Handtuch oder handwarme Wärmflasche, umgehend Kontakt zu fachkundigen Personen aufnehmen.

Bitte versuchen Sie nicht, die Igelsäuglinge zu füttern. Dafür braucht es eine Spezialnahrung und eine besondere Vorgehensweise, um den Tieren nicht zu schaden.

Als Igel-Säugling bezeichnet man übrigens jene Igel, die auf Muttermilch angewiesen sind. Jungigel sind Tiere, die bereits selbstständig Nahrung aufnehmen können. Insgesamt werden Igel sechs Wochen lang gesäugt.

Im Oktober ist es manchmal schwer abzuschätzen, ob die Tiere noch im Familienverband leben. Immerhin werden einige Jungigel erst im September geboren. Erst nach etwa sechs Wochen trennt sich der Familienverband und die Mutter verlässt ihren Wurf. Gesunde und kräftige Jungigel sollten dann ungefähr 250 Gramm wiegen. Sind die Nächte im Oktober bereits sehr kühl, kuscheln sich die Wurfgeschwister oft noch längere Zeit aneinander und wärmen sich gegenseitig. Diese Tiere haben bei einer Fütterung im Garten gute Chancen, noch das nötige Wintergewicht von mindestens 500 Gramm zu erreichen.

Ist aber nur ein Igel unter 200 Gramm tagsüber unterwegs, kann man davon ausgehen, dass es dieses Tier ohne zusätzliche Wärmequelle und Fütterung schwer haben wird, das nötige Wintergewicht zu erreichen, da die angefutterte Energie zum großen Teil für die Aufrechterhaltung der eigenen Körperwärme verbraucht wird. Aus diesem Grund ist in diesem Fall der Igel hilfsbedürftig und kann in menschlicher Obhut kurzzeitig aufgenommen werden.

Bereits ab März wachen die ersten Igel auf. Dann heißt es Futtern was das Zeug hält, denn der lange Winterschlaf hat viel Energie gekostet und dieses Defizit muss wieder ausgeglichen werden. Im März ist der Speisezettel unseres stacheligen Insektenfressers noch sehr übersichtlich und besteht hauptsächlich aus Regenwürmern und nur wenigen saisonalen Insekten. 

Aus diesem Grund schlafen viele Igel wetterabhängig oft bis in den April oder manchmal sogar bis in den Mai hinein. Bayernweit kann das ganz unterschiedlich sein. Erst bei steigenden Temperaturen im Frühjahr erhöht sich die Anwesenheit weiterer Futtertiere. Aus diesem Grund ist es in Ordnung den bereits aufgewachten Igeln im zeitigen Frühjahr eine Futterspende kurzzeitig anzubieten. Am besten geschützt in einem eigenen Futterhaus, damit das Zubrot auch bei dem hilfsbedürftigen Tier ankommt und nicht etwa bei der dicken Nachbarskatze. 

Wenn ein Igel hustet, ist das meist ein Anzeichen von Lungenwürmern und/oder Lungenhaarwürmern. Davon sind viele Igel betroffen. Hustet der Igel nur gelegentlich, ist er nicht hilfsbedürftig. Sollte der Igel allerdings durch rasselnden Atem auffallen, tagsüber durch den Garten streifen, stark abgemagert wirken, Schleim durch die Nase absondern und Durchfall haben, dann ist er wirklich krank und muss medizinisch versorgt werden. WICHTIG: Bitte kein generelles Entwurmen von Igeln im Garten. Jedes Wildtier hat mehr oder weniger Außen- und Innenparasiten. Ein gesundes Tier kommt damit zurecht!

Findet man einen hilfsbedürftigen Igel, muss dieser zunächst in möglichst ruhiger, warmer Umgebung geschützt entspannen können. Aber Achtung: Bei einem offensichtlichen Befall mit Fliegenmaden und -eiern sind diese vor dem Wärmen abzusammeln. Anschließend immer den Kontakt und die Beratung von fachkundigen Personen suchen.

Für eine kurzfristige Pflege eignen sich Boxen, Kisten oder Käfige von circa 75 x 60 cm Grundfläche und einer Höhe von etwa 35 cm. Die Gitterstäbe eines Käfigs sollten möglichst nah beieinander liegen, da manche Igel jede Möglichkeit für einen Fluchtversuch nutzen.

Den Boden der Box bzw. des Käfigs dick mit Zeitungspapier auslegen. In der Unterbringung muss sich der Igel außerdem verstecken können, zum Beispiel in einem Schuhkarton mit Durchschlupf, gefüllt mit zerknüllten Küchentüchern oder Zeitungsschnipseln.

Den Igelpflegling muss einzeln (Igel sind Einzelgänger) bei einer Temperatur von 18 bis 20 Grad in einem ruhigen Zimmer mit Tageslicht unterbringen. Futter und frisches Wasser wird am besten in flachen Schalen angeboten. Der Käfig, die Futter- und Wasserschalen sind täglich zu reinigen.

Am besten geeignet ist eine handelsübliche Tiertransportbox, zum Beispiel für Katzen oder Kaninchen. Die Box muss gut mit alten und sauberen Handtüchern ausgelegt sein. Alternativ kann man auch einen Karton verwenden. Dieser sollte mindestens die Grundfläche eines DIN A4 Blattes haben und ausreichend hoch sein, da Igel gerne ausbüxen.

Das Vorstellen und Behandeln von Wildtieren kostet Geld. Manche Tierärzte behandeln Igel dennoch kostenlos, nur die Medikamente müssen bezahlt werden. Grundsätzlich ist es aber so, dass Tierärzte nicht dazu verpflichtet sind, gefundene Wildtiere kostenlos zu behandeln.   

Bei mehreren Igeln in Bayern ist das Bornavirus nachgewiesen worden; aktuell handelt es sich um sieben Fälle. Der Erreger löst bei den Igeln eine Hirnhautentzündung aus, die bei den Tieren meist tödlich endet. Eine Infizierung des Menschen mit dem Virus ist sehr selten. Das Robert-Koch-Institut geht von fünf bis zehn Erkrankungen in Deutschland pro Jahr aus. 

Merkblatt des RKI zum Borna-Virus

Ursprünglicher Träger des Bornavirus ist die Feldspitzmaus. Infizierte Spitzmäuse scheiden das Virus aus, worüber sich andere Säugetiere – wie auch Igel – anstecken können. Ob angesteckte Igel das Virus tatsächlich weiterverbreiten oder als sogenannte „Sackgassenwirte“ fungieren, wird derzeit untersucht. Hinweise auf die Virusausscheidung beim Igel hat es bei den bisher untersuchten Fällen nicht gegeben. Allerdings ist die Datenlage noch sehr dünn. Nach Aussagen des Tiergesundheitsdienstes Bayern braucht es für eine korrekte Auskunft mehr Daten. Eine Übertragung vom Igel auf den Menschen ist deshalb nicht hundertprozentig auszuschließen.

Grundsätzliche Verhaltensweisen

  • Sorgfaltspflicht: Alle Igelfinder*innen sollten achtsam sein und Igel nur dann aufnehmen, wenn sie verletzt, unterernährt oder eindeutig hilfsbedürftig erscheinen.
  • Schutzhandschuhe: Tragen Sie bei jedem Kontakt mit Igeln Schutzhandschuhe, um direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten zu vermeiden und sich sowie andere Tiere zu schützen.
  • Hygiene: Nach jedem Kontakt, bzw. bei der Reinigung von Igelbehausungen gründlich Hände waschen und Desinfektionsmittel verwenden, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern.
  • Im Rahmen der Igel-Challenge gilt grundsätzlich, dass Igel nicht gestört oder angefasst werden sollten!

Gesunderhaltung der Igel-Population

  • Keine unnötigen Eingriffe: Wildlebende Igel sollten möglichst in ihrer natürlichen Umgebung belassen werden. Nur verletzte oder eindeutig geschwächte Tiere sollten zur Pflege aufgenommen werden.
  • Füttern in der nahrungsarmen Zeit: Wer jetzt draußen füttern möchte, kann das weiterhin tun. Der Futterplatz ist stets sauber zu halten und auch die Futter- und Wasserschüsseln sind täglich zu reinigen. Nach dem Reinigen gründlich Hände waschen oder Wegwerf-Handschuhe benutzen.
  • Kontakt mit Haus- und Nutztieren vermeiden: Um eine mögliche Übertragung des Bornavirus zu verhindern, sollte der Kontakt zwischen Igeln und anderen Tieren (z.B. Katzen, Hunden) vermieden werden. 

Umgang mit Verdachtsfällen

  • Beobachtungspflicht: Beobachten Sie Igel in Pflege genau auf Krankheitssymptome. Symptome des Bornavirus (neurologische Auffälligkeiten) können unter anderem zentralnervöse Störungen/Bewegungsstörungen, Kopf-Zittern, Kopf-Schiefhaltung sein. Ist dies der Fall, verständigen Sie bitte einen Tierarzt oder das zuständige Veterinäramt. Untersuchungen auf das Virus sind derzeit kostenpflichtig (ca. 60 Euro pro Igel). Ab 2025 wird sich dies wahrscheinlich ändern (Aussage TGD). Wir halten Sie hier auf dem Laufenden.
  • Isolation: Igel mit verdächtigen Symptomen sollten sofort von anderen Tieren isoliert und unter Quarantänebedingungen gehalten werden.
  • Dokumentation und Meldung: Notieren Sie alle Beobachtungen und Maßnahmen im Umgang mit Igeln. Bei bestätigten Fällen von Bornavirus ist dies an die zuständigen Behörden weiterzuleiten.

BN informiert: Igel und Corona-Virus (PDF)

Was fressen Igel?

Eine Zufütterung im Frühjahr und Herbst hilft untergewichtigen Igeln schnell und wirksam. Als Igelfutter eignet sich am besten eine Mischung aus Katzenfutter, Igeltrockenfutter (ohne Getreide, Nüsse oder Rosinen) und ungewürztem Rührei. Auch reines, hochwertiges Katzenfutter bietet sich an, wenn es getreidefrei ist und einen hohen Fleischanteil besitzt. Außerdem fressen Igel gerne gekochtes Geflügel, angebratenes Hackfleisch und getrocknete Insekten. Manche Igel mögen sogar Fisch. Je abwechslungsreicher umso besser.

Als Insektenfresser besitzen Igel einen eher kurzen Darm, daher sind sie auf eine proteinreiche Nahrung angewiesen. Getreide, pflanzliche Kost oder Nüsse können sie nicht verdauen. Daher ist auch Obst nicht geeignet.

Leider sind auch Igel-Spezialfuttermischungen oft nicht artgerecht und manchmal sogar völlig ungeeignet. Hier profitiert nur die Industrie. Unbedingt auf die Inhaltsstoffe achten!

Zum Trinken nur Wasser anbieten, keinesfalls Milch! Igel können Laktose nicht verdauen. Bei Igelbabys kann der daraus resultierende Durchfall den Darm so schwächen, dass die Tiere an Folgeerkrankungen sterben. Um Wasser und Futter vor Katzen und Vögeln zu schützen, ein Kistchen, das mit zwei zehn mal zehn Zentimeter großen Einschlupflöchern versehen ist, oder ein umgedrehtes Obstkistchen darüberstellen. Futterreste morgens beseitigen.

Wildtiere sollen eigentlich nicht gefüttert werden, da sie in einem guten Lebensraum eigenständig und ausreichend Nahrung finden.

Die Fütterung von Igeln führt zu einer Verhaltensänderung: Igel laufen auf ihrer nächtlichen Route bekannte Futterstellen ab, dadurch treffen mehr Igel aufeinander, die sich sonst aus dem Weg gehen würden. Das bedeutet Stress und Konkurrenzdruck. Außerdem wird die Übertragung von Krankheiten gefördert.

Dennoch gibt es Ausnahmen: In der nahrungsarmen Zeit, wie im zeitigen Frühjahr und im Spätherbst kann man Igel mit einer Futterspende unterstützen. Das Futter sollte an einem geschützten Ort aufgestellt werden, damit die Futterspende auch bei dem hilfsbedürftigen Tier ankommt und nicht etwa bei der dicken Nachbarskatze. Außerdem bitte immer frisches Wasser anbieten.

Immer wieder liest man im Netz von Aufrufen zur Ganzjahresfütterung beim Igel. Viele Tierschützer befürchten, dass der Igel keine Nahrung mehr findet und dadurch verhungert oder anfälliger für Krankheiten ist. Das kann für einzelne Tiere stimmen.

Die Ganzjahresfütterung ist aber keine Lösung für dieses Problem. Denn ein bestimmter Lebensraum kann so oder so nur eine bestimmte Anzahl von Igeln erhalten. Eine Ganzjahresfütterung kann den Igelbestand an einem Ort zwar erhöhen, aber weder gesund noch artgerecht erhalten. Dass jedes Jahr 40 bis 80 Prozent der Jungigel den ersten Winter nicht überleben, mag traurig sein, es ist aber normal.

Igel ernähren sich nämlich hauptsächlich von Insekten, Würmern und anderen Kleinlebewesen. Kein menschengemachtes Futter entspricht der natürlichen Nahrung. Eine dauerhafte Fütterung verändert daher die Darmflora, was das Immunsystem belastet und schwächt und den Igel krank machen kann.Zudem stresst die Fütterung die Tiere auch, da an den Futterstellen mehr Igel als üblich zusammenkommen

Nicht zuletzt wertet eine Fütterung den Lebensraum nicht auf. Wirklich helfen würde den Igeln, den Flächenfraß zu stoppen und struktur- und artenreiche Gärten, Parks und Landschaften zu schaffen. Füttern im Garten ist nicht verboten, trotzdem sollte jeder sein Tun hinterfragen.

Nahrungsarme Zeiten für den Igel sind das zeitige Frühjahr von circa März bis spätestens Mitte Mai und im Herbst je nach Temperatur von Mitte Oktober bis zum Wintereinbruch. Sobald die Temperaturen unter null Grad fallen, bitte die Fütterung einstellen.

Igel, die nach Wintereinbruch ihr Winterschlafgewicht von mind. 500 Gramm (Jungigel) und mind. 800 Gramm (Altigel) nicht erreicht haben, sind hilfsbedürftig und vermutlich krank. Bitte beachten: In Bayern kann es nachts im Oktober hin und wieder ziemlich kalt werden. Diese wenigen kalten Nächte halten Igel ohne Probleme aus.

Genau wie beim Vögelfüttern muss auch der Igel-Futterplatz immer sauber gehalten werden. Nicht gefressene Reste müssen entsorgt und die Futterschüssel täglich gespült werden. Der Kot am Futterplatz ist zu entfernen. Für das Futterhaus kann ein leeres Igel-Winterhaus verwendet werden. Eine umgestülpte Kiste mit Eingang ist auch in Ordnung. Bitte kein Futter im Schlafhaus des Igels anbieten.

IGELSCHUTZ – ABER RICHTIG!

Jeder kann die Lebensbedingungen für Igel im eigenen Garten verbessern:

  • Garten naturnah gestalten, giftfrei gärtnern und Unterschlupfmöglichkeiten schaffen, zum Beispiel durch Hohlräume in Holzstößen oder unter Gartenhäuschen. Igel lieben heimische Hecken, Stauden, Blumen und Kräuter, wilde Ecken mit hohem Gras, Totholz, Trockenmauern, Komposthaufen und Laubhaufen mit viel Reisig.
  • Für Bewegungsfreiheit sorgen. Igel müssen in Gärten hinein.- und wieder herauskönnen. Dafür braucht es einen Durchschlupf in der Gartenbegrenzung (Zaun) von mindestens 10 x 10 cm.
  • Einen Haufen trockenes Laub mit Ästen und einer Plastikplane abdecken und Ecken mit Steinen beschweren. Je größer der Laubhaufen, desto besser ist die Wärmedämmung.
  • In heißen Sommern mit Wasser gefüllte flache Schalen als Tränken aufstellen.
  • Igel nur in der nahrungsarmen Zeit füttern. Und wenn man füttert, bitte nur hochwertiges Futter in einem Futterhäuschen anbieten.
  • Langsam, bremsbereit und vorrausschauend Autofahren. In der Paarungszeit überqueren Igelmänner sehr viele Straßen, um Weibchen zu finden. 

GEFAHREN UND HILFSMÖGLICHKEITEN

Hauptfeind des Igels ist das Auto. Deshalb nachts im Siedlungsbereich oder in der Nähe von Hecken, Gebüschen und Gärten mit erhöhter Aufmerksamkeit fahren – und Alternativen zum Auto nutzen! Weitere Vorsichtsmaßnahmen, die Igeln helfen:

  • Baugruben, Kellerschächte und Schwimmbecken wenn möglich abdecken oder Brett als Ausstiegsrampe anbringen oder aus Erde eine Rampe formen.
  • Achtung, überwinternde Igel! Komposthaufen nur vorsichtig und nicht zwischen November und März umsetzen.
  • Auf den Einsatz von Laubsaugern verzichten. Sie saugen Kleinlebewesen (Igelnahrung) oder sogar kleine Igel ein.
  • Brauchtums- oder Gartenfeuer unmittelbar vor dem Abbrennen per Hand umschichten.
  • Hohes Gras vor dem Mähen nach Igeln absuchen. Mähroboter gar nicht oder nur tagsüber einsetzen.
  • Hungrige Igel wühlen gerne in Gelben Säcken und verfangen sich darin. Mülltüten deshalb erst am Morgen auf die Straße stellen oder nachts erhöht stellen oder an den Zaun hängen.
  • Mäuse- und Rattenfallen mindestens 50 cm hoch aufstellen.

WIE LEBEN IGEL?

Den Tag verbringen Igel in wechselnden Tagesnestern, zum Beispiel unter Sträuchern oder in  Laubhaufen. Nachts durchstreifen sie große Gebiete zur Nahrungssuche. Als Schutz vor natürlichen Feinden wie Uhu und Dachs rollt sich der Igel ein. Sein dichtes Stachelkleid besteht aus 5000 bis 7000 Stacheln.

Igel sind Insektenfresser. Zu ihren Lieblingsspeisen gehören Käfer, Schmetterlingslarven und Regenwürmer. Auch Ohrwürmer und Käferlarven nehmen sie gerne zu sich. Schnecken hingegen spielen eine untergeordnete Rolle.

Im Herbst frisst sich der Igel eine Fettschicht an, die als Kälteschutz und Nahrungsvorrat dient. Den Winter verbringt er dann etwa ab Mitte November schlafend in einem frostsicheren Winternest. Wenn im Frühjahr (März/April) das Nest über 15 Grad warm wird, beendet er seinen Winterschlaf. Er hat dann etwa 15 bis 40 Prozent seines Körpergewichtes verloren.

Und wie lieben sich Igel? Ganz, ganz vorsichtig! Die Einzelgänger treffen sich zwischen Anfang Mai und Ende August zur Paarung. Dabei umkreist das Männchen zunächst das heftig schnaubende Weibchen. Dieses “Igelkarussell” deuten viele Menschen fälschlicherweise als Igelkampf. Nach fünf Wochen Tragezeit werden nur einmal im Jahr durchschnittlich fünf Junge geboren. Die Igelin säugt die Jungen sechs Wochen, dann suchen sich diese eigene Lebensräume.