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Tiere und Pflanzen

Ackerwildkraut-Wettbewerb 2024: Seltene Ackerwildkräuter in Oberbayern entdeckt!

Bunt blühende Wildkräuter im Acker sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch Nahrungsquelle zahlreicher Nützlinge. Sie erfüllen wichtige Ökosystemfunktionen. Der Ackerwildkraut-Wettbewerb 2024 des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL), der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Bioland und BUND Naturschutz in Bayern (BN) rückt deshalb die Vielfalt auf den Feldern in Oberbayern in den Fokus.

12.06.2024

Von den mehr als 200 vorkommenden Ackerwildkrautarten sind zwei Drittel in Bayern gefährdet oder bereits ausgestorben. Die Wildkräuter bieten Lebensraum und wichtige Nahrungsquellen für nützliche Insekten, Vögel und andere Tiere. Gleichzeitig sind sie wertvolle Naturschätze, die meist dem Anbau von Kulturpflanzen nicht schaden. Um diesen unscheinbaren Arten mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, haben DVL, LfL, Bioland und BN einen Ackerwildkraut-Wettbewerb in Oberbayern ausgelobt. 23 Äcker sind für den Wettbewerb angemeldet. Die Kartierung der Wildkräuter, finanziert von der Regierung von Oberbayern aus Mitteln des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, steht kurz vor dem Abschluss. Die Siegerbetriebe werden am 6. November 2024 im Wettbewerbsgebiet geehrt.

Angepasste Bewirtschaftung honorieren

Maike Fischer, DVL-Projektleiterin, erklärt: „Für die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte ist der Erhalt der Artenvielfalt von großer Bedeutung. Deshalb haben sie ihre Feldbewirtschaftung angepasst, wodurch sie eine ökologisch wertvolle Ackerwildkrautflora auf ihren Feldern erhalten. Die Vielfalt und Schönheit der bayerischen Kulturlandschaften sind unvergleichlich. Der Schutz der biologischen Vielfalt muss gewürdigt und das Engagement der landwirtschaftlichen Betriebe honoriert werden. Seltene Pflanzenarten mit klangvollen Namen wie Sommer-Adonisröschen, Kugel-Leinkraut, Venuskamm oder Großer Frauenspiegel sind in Oberbayern noch zu finden.“

„Ackerwildkrautschutz ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Der BUND Naturschutz setzt sich dafür ein, dass trotz der Rücknahme sehr wichtiger Programme durch die EU für Biodiversität und Biotopvernetzung, der Ackerwildkrautschutz hochgehalten wird. Dafür ist jetzt auch ein stärkeres Engagement von Seiten der Bayerischen Staatsregierung notwendig“, ergänzt Harald Ulmer, BN-Agrarreferent.

Im Rahmen eines Pressetermins zum Wettbewerb wurde der Acker von Landwirt Roland Koböck bei Gauting, Landkreis Starnberg, besichtigt. Hier blüht es zum Zeitpunkt der Feldbesichtigung am 12. Juni 2024 besonders bunt. Er hat Lichtkornroggen und Oberkulmer Rotkorn (Dinkel) gesät und bewirtschaftet dieses Feldstück extensiv ohne den Einsatz von Pestiziden. Pflanzenexperte Dr. Stefan Meyer zeigt den Anwesenden einige Funde, wie Acker-Rittersporn, Finkensame und Ackerröte. Auf Oberbayerns Äckern hat er bisher über 130 Ackerwildkrautarten entdeckt. 

„Es ist wichtig, dass Landwirte für ihr Engagement für die Artenvielfalt Wertschätzung erfahren. Im Wettbewerb werden Äcker mit konkurrenzschwachen und seltenen Ackerwildpflanzen prämiert. Arten wie die Acker-Kratzdistel, das Kletten-Labkraut oder die Quecke, die Probleme bereiten können, werden nicht positiv bewertet,“ betont Dr. Gisbert Kuhn von der Arbeitsgruppe Vegetationsökologie und -monitoring der LfL. 

Mit dem Wissen, dass nur wenige echte „Problemunkräuter“ existieren, kann ein Landwirt die Vielfalt an kleinen Wildkräutern im Acker sorglos betrachten. Wildpflanzen können je nach Art mit ihrem Wurzelsystem Bodenerosion verhindern, die Vielfalt an Bodenmikroorganismen fördern oder Luftstickstoff fixieren und damit die Bodenfruchtbarkeit steigern. Die vorkommenden Wildkrautarten geben zudem Hinweise auf den pH-Wert oder den Wasserhaushalt des Bodens. 

Im Voralpenland sind Äcker mit hohem Skelett- und Lehmanteil charakteristisch. Typische Pflanzen dieser Felder sind Breitblättrige Wolfsmilch, Großer Frauenspiegel und der Acker-Hahnenfuß, die Botaniker Meyer im Landkreis Starnberg gefunden hat. Über mehr als zwei Dutzend Funde an Rote Liste-Arten und Arten der Vorwarnliste, wie das Sommer-Adonisröschen oder den Acker-Steinsamen, freut sich der Kartierer besonders, da sie in Bayern und teils in ganz Deutschland stark zurückgegangen sind. Im Landkreis Eichstätt konnte sogar das Flammen-Adonisröschen gefunden werden, das in Bayern und Deutschland vom Aussterben bedroht ist.

Bioland-Projektreferentin Katharina Schertler unterstreicht: „Wir freuen uns darüber, dass so viele Biobetriebe Ackerflächen angemeldet haben und damit stolz zeigen, welchen Beitrag der Ökologische Landbau für den Erhalt gefährdeter Arten leisten kann.“ 


Fachkontakt: Maike Fischer, Deutscher Verband für Landschaftspflege, Promenade 9, 91522 Ansbach, Tel: 0981/180099-23, E-Mail: m.fischer@dvl.org