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Appell des Bundes Naturschutz: Kein Sandabbau am Birkensee!

Letzte Sanddünen im Nürnberger Reichswald retten!

25.11.2009

Der Bund Naturschutz appelliert an die Stadträtinnen und Stadträte von Röthenbach an der Pegnitz und die Mitglieder des Planungsausschusses der Industrieregion, einem Vorranggebiet für Sandabbau am Birkensee nicht zuzustimmen.

 

Bei der Stadtratssitzung in Röthenbach am 26.11.09 steht zu befürchten, dass die bisherige Ablehnung der Stadt aufgegeben werden könnte.

 

Am 30. November tagt der Regionale Planungsausschuss in Nürnberg und will dort über die 12. Änderung des Regionalplans, Kapitel Bodenschätze beschließen. Enthalten sind darin auch Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Sandabbau im Reichswald, darunter das geplante Vorranggebiet QS 8 am Birkensee.

 

"Wir bitten alle politisch Verantwortlichen im Stadtrat und im Planungsausschuss, die letzte große Düne im Nürnberger Land nicht dem Raubbau zu opfern", so Christiane Matern, Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberger Land. "Und machen Sie sich nicht zu Helfershelfern der Bayerischen Staatsforsten, die den Wald gnadenlos vermarktet, und sei es durch Abholzung und Sandabbau."

 

Hintergrund ist das Bestreben des größten bayerischen Kalksandsteinherstellers, der Zapfwerke GmbH & Co. KG aus Schwaig-Behringersdorf, dass ein 34 Hektar großes Gebiet zwischen dem als Badesee beliebten Birkensee und der Straße von Schwaig nach Diepersdorf als Vorranggebiet für den Abbau von Quarzsand ausgewiesen wird.

 

Die Bayerischen Staatsforsten als Staatsbetrieb sind offenbar bereit, wie beim umstrittenen Sandabbaugebiet Kreuzstein bei Schwaig dem Abholzen und dem Sandverkauf den Vorzug vor ihrem eigentlichen Auftrag, der Waldbewirtschaftung, zu geben.

 

"Uns geht es hier um den Erhalt des Reichswaldes und speziell um die unter Naturschutz stehenden letzten Flechtenkiefernwälder. Die Sanddüne am Birkensee ist eine der wenigen Eiszeitrelikte, die noch nicht abgebaut sind. Mit dem Projekt SandAchse Franken arbeiten wir seit neun Jahren für den Erhalt solcher Primärlebensräume. Naturschutz in ausgebeuteten Sandgruben ist immer nur zweite Wahl und kann die Verluste nicht wettmachen", so Tom Konopka, Regionalreferent des BN. "Der Bannwald und das europäische Vogelschutzgebiet Nürnberger Reichswald ist derzeit so bedroht wie seit zwanzig Jahren nicht mehr. Lassen Sie nicht zu, dass der Schutz weiter ausgehöhlt wird!", so sein Appell. "Während den armen Ländern am Amazonas immer wieder vorgeschlagen wird, sie sollten nachhaltiger wirtschaften, bleibt in einem der reichsten Länder alles beim Alten. Was macht Zapf eigentlich, wenn dann auch diese Düne abgebaut ist? Dann doch lieber jetzt auf Alternativen setzen, bevor alles weg ist."

 

Bereits 2007 protestierte der Bund Naturschutz und der Fränkische Albverein öffentlich und mit fachlichen Stellungnahmen gegen geplante Sandabbauflächen im Nürnberger Reichswald, die im Rahmen einer Fortschreibung des Regionalplans durch den Planungsverband der Industrieregion Mittelfranken drohen (Details s. www.bund-naturschutz.de unter Presse+Medien, Pressearchiv, Verschiedenes). Alle geplanten Sandabbaugebiete im Nürnberger Reichswald sind hoch umstritten und sollten aus dem Regionalplan gestrichen werden.

 

Geplantes Vorranggebiet am Birkensee, Landkreis Nürnberger Land (Quarzsand QS 8)

In unmittelbarer Nähe zum Birkensee soll nach den Plänen auf einer Fläche von vorerst 34 ha eine Düne zum Abbau freigegeben werden. Der Wald gehört zum Staatsforst. Antragsteller dürfte - wie bei den meisten Sandabbauflächen - der Grundstückseigner sein.

 

Selbst der Regionalplanentwurf spricht von erheblichen Folgen für die Natur und das Landschaftsbild. Ein derartiger Eingriff in die Natur verstößt gleich gegen mehrere Schutzbestimmungen. Der Abbau fände im Vogelschutzgebiet SPA Reichswald (Special Protected Area der EU) statt und der Birkensee ist als geschützter Landschaftsbestandteil verzeichnet. Es handelt sich um einen nach dem Bay. Naturschutzgesetz geschützten Flechtenkiefernwald, der nur auf Dünen wächst.

 

Mit dem Sandabbau ginge eine erhebliche Lärmbelastung für BesucherInnen des Birkensees - immerhin eines der wenigen Badeseen in unmittelbarer Nähe der Stadt - einher. Dies wird auch nicht dadurch besser, dass ein Abstand von 200 Metern zum Badesee eingehalten werden soll.

 

Weitere Folgen wären der Verlust des Landschaftsbildes im zentralen Zugangsbereich zum Birkensee von Norden. Der Birkensee verlöre seinen abgeschlossenen Charakter.

 

Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises lehnt die Ausweisung als Sandabbaugebiet aus fachlichen Gründen ebenfalls ab.

 

Zapf KG, Zapf Daigfuss Vertriebs-GmbH und Zapfwerke GmbH & Co. KG

Die Zapfwerke aus Schwaig-Behringersdorf bestehen nicht nur aus mehreren Firmen für die Herstellung und Vermarktung von Kalksandsteinen und Fertiggaragen, sondern bietet auch ganze Bauelemente, Bauberatung und Baustelleneinrichtung.

Weitere Standorte liegen in Heßdorf, Bayreuth, Zirndorf, Feucht, Amberg und Neumarkt.

 

Auf der Firmenhomepage heißt es: "Laut unserem Reinheitsgebot kommen nur Rohstoffe aus der Natur zum Einsatz: Kalk, Sand und Wasser. Kalksandstein ist frei von chemischen Zusätzen und allergieauslösenden Stoffen."

 

Recyclingmaterial wird dort nicht verarbeitet oder vertrieben.

 

Recycling statt Raubbau

Immerhin ließe sich der Quarzsandabbau im Reichswald durch eine Verbesserung des Bauschuttrecyclings vermeiden. Dies wird derzeit aus Kostengründen von der Sandindustrie abgelehnt und stattdessen auf Raubbau gesetzt.

 

Riesige Eingriffe im Reichswald stehen bevor

Andere Eingriffe im Nürnberger Reichswald sind: Ausbau der A6 im Süden Nürnbergs auf sechs Spuren, Bau des Chemikums in Erlangen, Rodungen in der Einflugschneise am Nürnberger Flughafen, Rodungen an den Autobahnen (breite Schneisen wg. Haftungsvermeidung BaySF), geplante Nordspange zum Flughafen Nürnberg, geplante Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher, geplantes Gewerbegebiet am Leimbühl (Moserbrücke) bei Feucht, geplantes Industriegebiet bei Röthenbach an der Pegnitz (Diehl), geplante Südanbindung des Gewerbegebietes Nürnberg-Feucht, geplanter Straßenaus- und Neubau Feucht-Penzenhofen, geplanter Sandabbau auf diversen Flächen.

 

für Rückfragen

Tom Konopka, BN-Regionalreferent für Mittelfranken

Fon: 0911/818 78 14,

Mail: tom.konopka(at)bund-naturschutz.de