Ausblick 2024 und Bilanz 2023: Chancen für nachhaltige Entwicklung der Oberpfalz verstärkt wahrnehmen
Der BUND Naturschutz (BN) will in der Oberpfalz insbesondere auch für die am 9. Juni anstehende Europawahl sensibilisieren. Der BN-Vorsitzende Richard Mergner erklärt dazu: „Einen Großteil der Vorgaben zum Schutz von Umwelt und Natur verdanken wir der EU. Ob für unsere Natura 2000-Gebiete als Tafelsilber des europaweiten Biotopverbundes oder für gesunde Gewässer, reine Luft und intaktes Klima. Die EU legt die wichtigen Standards fest. Sie bestimmt auch stark, ob unsere Nahrung frei von Gentechnik bleibt und ob die Verbraucher*innen dabei über die Kennzeichnung eine Wahlmöglichkeit haben. Die Europawahl sehen wir daher als eine Schicksalswahl für Klima und Natur und rufen daher zur Wahl von Parteien auf, die sich für Lebensqualität und gegen einen Abbau der erreichten Errungenschaften im Umweltschutz einsetzen.“
Schwerpunkt des BN im Jahr 2024 wird das Thema Wasser sein. „Durch die Klimakrise vermehrte Hitzeperioden mit erhöhten Temperaturen, längeren Dürrezeiten, akutem Wassermangel, aber auch Überschwemmungen - all diese Probleme werden uns auch in der Oberpfalz künftig immer mehr beschäftigen. Wir wollen mit unserem Schwerpunkt beispielsweise den Wasserrückhalt in der Fläche, Risiken für unser Grundwasser, Fälle massiver Verschwendung dieser wertvollen Ressource oder auch drohende Eingriffe in natürliche Gewässer in die Öffentlichkeit bringen“, so Reinhard Scheuerlein, BN-Regionalreferent für die Oberpfalz.
Ein wichtiges Tätigkeitsfeld für die Oberpfälzer Kreisgruppen ist weiterhin die Amphibienrettung. „Auch wenn diese große Naturschutzaktion mit zehntausenden geretteten Kröten, Fröschen und Molchen in ganz Bayern und mit über 7000 alleine im Landkreis Regensburg im vergangenen Jahr erneut sehr erfolgreich verlaufen ist, werden nun an vielen Stellen der Oberpfalz dafür ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gesucht,“ so Raimund Schoberer, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Regensburg. „Da die Krötenwanderung bereits unmittelbar vor der Tür steht, bitten wir nun Interessierte, gerade auch im Landkreis Regensburg, sich beim BUND Naturschutz zu melden.“ (Kontakt: regensburg@bund-naturschutz.de)
2024 steht die Festlegung der Vorranggebiete für Windenergieanlagen in den beiden Oberpfälzer Regionalplänen als wichtiger Schritt zu einer dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Energien an. „Der BUND Naturschutz unterstützt dieses Ziel und hat dazu im letzten Jahr einen Kriterienkatalog für diese Planungen vorgelegt. Es ist notwendig, dass für die Auswahl möglichst naturschonender Standorte fachliche Kriterien zugrunde gelegt, sensible Naturgebiete von Windrädern freigehalten und diese nicht einseitig überwiegend in Waldgebiete abgeschoben werden“, so Mergner.
Bei den Themen Flächensparen und umweltfreundliche Mobilität sieht der BUND Naturschutz für weite Teile der Oberpfalz noch Aufholbedarf. „Auch wenn es mit dem Aus für die geplante Ortsumfahrung Teublitz im Landkreis Schwandorf im vergangenen Jahr einen tollen Erfolg gab, müssen nun auch die umweltfreundlichen Alternativen zum Straßenbau in der Region vorangebracht werden“, unterstreicht Schoberer. „Dazu gehören die Elektrifizierung und der Ausbau der Bahnstrecken und das Knüpfen eines verbesserten Radwegenetzes, für die sich der BUND Naturschutz allesamt einsetzt. Projekte wie z.B. die angedachte Ostumfahrung Niedertraubling auf den „Besten Böden Bayerns“ im Gäuboden oder die „Mega-Planung“ für die Sallerner Regenbrücke und den Lappersdorfer Kreisel werden entschieden abgelehnt.“
Gleichzeitig fordert der BN die Bundesregierung und die bayerische Staatsregierung auf, die Bedarfsplanung für Straßenneu- und -ausbauten mit Berücksichtigung von Klima- und Umweltverträglichkeit zu überprüfen und neu zu bewerten. Bis dahin braucht es ein sofortiges landesweites Moratorium.
Am östlichen Rand der Oberpfalz zählt der Grenzstreifen zu Tschechien zum "Grünen Band Europa". Nachdem der innerdeutsche Abschnitt im Jahr 2023 von Deutschland als UNESCO-Welterbe vorgeschlagen wurde, strebt der BUND Naturschutz auch für den bayerisch-tschechischen Teil langfristig diesen Status an. „Auf tschechischer Seite stehen schon über 90 Prozent des Grenzstreifens unter Schutz – auf bayerischer leider noch keine 20 Prozent", betont Mergner. „Dass es dort Schutzgebiete gibt, ist aber eine der Kernvoraussetzungen, um überhaupt nominiert werden zu können. Wir appellieren daher an die entsprechenden Oberpfälzer Landkreise und Kommunen, diese Chance zu nutzen.“
Viele Kreisgruppen des BUND Naturschutz wurden vor einem halben Jahrhundert gegründet und können daher nun ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Während die Kreisgruppe Amberg-Sulzbach bereits im vergangenen Jahr ein gut besuchtes Fest veranstaltet hat, stehen 2024 die Jubiläen der Kreisgruppen Tirschenreuth (14.04.) Schwandorf (08.06.), Neumarkt (19.07.) und Cham (22.09.) auf dem Programm.
Die zunehmende Verankerung des BUND Naturschutz in der Oberpfälzer Bevölkerung zeigt auch die Mitgliederentwicklung von Bayerns größtem und ältestem Naturschutzverband. Dabei ist trotz der herrschenden Krisen im mehrjährigen Trend ein deutlicher Zuwachs seit 2018 um 7,5 Prozent auf über 18.800 Mitglieder und Förderer festzustellen.