Auszeichnung der letztjährigen Wiesenmeister
Mit dem Aufstellen einer Infotafel und einer Exkursion zu den artenreichen Wiesen wurden die letztjährigen ersten Preisträger der Wiesenmeisterschaft im westlichen Mittelfranken nochmals geehrt. Die beiden Veranstalter, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), wollen dazu beitragen, dass die Verdienste der Landwirte um die Erhaltung artenreicher Wiesen auch langfristig gewürdigt werden.
An den Siegerwiesen wurden deshalb jeweils eine Informationstafel angebracht, auf der Informationen über die seltenen Arten, die dort wachsen zu finden sind. "Diese Arten würden aus dem Landschaftsbild ganz verschwinden, wenn es nicht engagierte Landwirte gäbe, die diese Wiesen noch mit großem Engagement nutzen" so die Veranstalter. Als besonders erfreulich werteten sie auch, dass die Bürgermeister die Leistungen "ihrer" Landwirte anerkennen und ihre Gemeindemitglieder entsprechend informiert haben.
An der Wiesenmeisterschaft 2016 hatten über 120 Landwirte teilgenommen. In der Kategorie "Feuchtwiesen" und "Wiesen und Weiden" wurde jeweils ein "Wiesenmeister" ermittelt, die bei einer Festveranstaltung im Juli 2016 in Ansbach ausgezeichnet worden waren. Kriterien waren neben der Artenvielfalt auch landwirtschaftliche Nutzung und Erträge sowie der Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft.
Die beiden 1. Preisträger:
Die Landwirtsfamilie Strauß aus Schillingsfürst nutzt ihre struktur- und artenreiche Feuchtwiese noch als Heu oder zur Einstreu für ihre vielseitige kleine Tierhaltung mit Bullen- und Färsenmast und ein paar Schweinen.
An dem idyllisch gelegenen Ort führen die beiden Brüder Gerhard und Dieter Strauß den 10 Hektar großen Betrieb im Nebenerwerb.
Die ausgezeichnete sehr feuchte "Streuwiese" am Ölmühlgraben nahe der Wörnitzquelle ist einen knappen Hektar groß und ist im Vertragsnaturschutzprogramm gemeldet. Mit dem 1. August hat sie einen sehr späten Schnittzeitpunkt als Auflage.
Auf der sehr strukturreichen Nasswiese mit Schilf kommen auch größere Bestände von Trollblume, Sumpfdotterblume und Schwarzer Teufelskralle vor, die in der Region zur Seltenheit geworden sind. Auch die schwierige Bewirtschaftung der Wiese mit ihren Nassstellen erfordert großes landwirtschaftliches Geschick. Die ganze Familie kümmert sich um dieses Kleinod, und ist motiviert, den Betrieb in der Form noch lange weiter zu bewirtschaften.
In der Kategorie Wiesen und Weiden erhielt der Schafhalter Roland Merz aus Diederstetten den ersten Preis für seine artenreiche Hangwiese. Herr Merz bewirtschaftet im Nebenerwerb einen 76 Hektar großen Betrieb, davon 40 Hektar Grünland. Er hält Pensionspferde und Merino-Landschafe und vermarktet die Lämmer über die bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. Besonders hevorzuheben ist, dass die Wiese bereits seit 25 Jahren von der Familie extensiv bewirtschaftet wird und deswegen in einem artenreichen und "futtertauglichen" Zustand erhalten werden kann. Genutzt wird sie durch eine Mahd nach dem 1. Juli und Nachbeweidung.
Die ausgezeichnete Wiese, "Wolfsbühlwiese" ist 1,7 Hektar groß und zeichnet sich durch sehr wechselnde Bodenverhältnisse aus, die einen besonderen Artenreichtum bedingen.
Viele Kennarten extensiver Grünlandbestände, wie z.B. Flockenblume, Wiesen-Glockenblume, Margerite, Knöllchen-Steinbrech, Kuckuckslichtnelke und verschiedene Kleearten bieten auch Lebensraum für zahlreiche Schmetterlinge.
Die diesjährige Wiesenmeisterschaft von LfL und BN findet in den Landkreisen Miesbach und München statt, dort haben sich bisher dreißig Landwirte beteiligt.
Naturschutzfachliche Kriterien :
Artenvielfalt:
Es wurde die Gesamtzahl an Wiesenblumen - keine Gräser - erhoben. Das Vorkommen seltener Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, wurde zusätzlich honoriert. Außerdem erbrachte die gleichmäßige Verteilung der Arten auf der Wiese einen Zusatzpunkt.
Im "Kulturlandschaftswert" spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen wieder, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen. Besondere Bedeutung für Westmittelfranken haben die Flusstäler mit ihren Wiesenbrütergebieten, der Keuper mit eher trockenen Salbei-Glatthaferwiesen, sowie der Streuobstanbau.
Landwirtschaftliche Kriterien:
Hier wurde der Ertrag und eine gute wirtschaftliche Verwertung des Aufwuchses, z.B. durch Verfütterung an den eigenen Viehbestand oder Verkauf positiv bewertet.
Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Weideunkräutern (z.B. Ampfer oder Jakobs-Greiskraut) führte zu Punktabzügen.
Außerdem wurde mit dem Kriterium "Zukunftsfähigkeit" eingeschätzt, welche Chancen die Wiese oder Weide hat, auch in den nächsten Jahren in der vorliegenden artenreichen Ausprägung weiter genutzt zu werden. Das heißt, hier ging es um das landwirtschaftliche Betriebskonzepte, wie der Wiesenaufwuchs in die Wertschöpfungskette integriert werden kann. Hier spielen auch die staatlichen Förderprogramme aus dem Kulturlandschafts- und dem Vertragsnaturschutzprogramm eine wichtige Rolle. Denn die extensive Nutzung hat nicht den wirtschaftlichen Ertrag wie eine intensiv genutzte Wiese.