Bauern und Verbraucher für gentechnikfreie Nahrung
Mit einem Demonstrationszug und einer Kundgebung am Marktplatz in Amberg wehren sich Oberpfälzer Bauern und Verbraucher gegen drohende Verunreinigung ihres Anbaues durch genmanipuliertes Saatgut und gegen die drohende Verwässerung des deutschen Gentechnikgesetz, da CDU/CSU und FDP die schon beschlossene Fassung über den Bundesrat bzw. über eine Regierungsbeteiligung wieder abschaffen wollen.
"Das derzeit geltende Gentechnikgesetz sei verbraucherfreundlich und ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der gentechnikfreien Landwirtschaft. Eine Abschaffung in der jetzigen Fassung, die eine gesamtschuldnerische Haftung dem Gentechnikbauern auferlegt, wäre ein schwerer Schlag sowohl für den ökologischen Landbau, als auch für die konventionelle Landwirtschaft, die überwiegend keine Gentechnik einsetzen will, so Hans Zacharias, Vorsitzender des BioRing und Initiator der Protestkundgebung in Amberg. Die Landwirte fordern darüber hinaus eine strengere Kontrolle der Saatgutunternehmen durch die bayerische Staatsregierung, damit eine Verunreinigung ihres Saatgutes, wie vor wenigen Tagen in Niederbayern und Oberbayern aufgedeckt wurde, nicht weiter Schule macht.
Unmut bei Landwirten
"Von Politikern wird immer wieder argumentiert, dass die Bauern frei entscheiden sollen, was sie anbauen. Das wäre auch gut so. Wenn allerdings das Saatgut schon gentechnische Verunreinigungen enthält, obwohl nichts drin sein dürfte, wird dieses Recht ausgehebelt", so Horst Schwemmer, Vorstandsmitglied im Bioring. Erst vor 2 Wochen war bekannt geworden, dass die Firma Pioneer gen-technisch verunreinigtes Maissaatgut an 21 Landwirte in Bayern ausgeliefert hatte.
Nach derzeitiger Rechtslage darf konventionelles Saatgut aber keinerlei GVO-Spuren enthalten. Der Bund Naturschutz sah damit seine These bestätigt, dass Gentechnikkonzerne durch die Hintertüre versuchen würden, über mit GVO verunreinigtes Saatgut vollendete Tatsachen zu schaffen, und hatte Strafanzeige gegen die Firma erstattet.
Gentechnikgesetz nicht verwässern
"Wir brauchen ein Gentechnikgesetz, das uns schützt", ist auch die Auffassung von Hans Zacharias, "deswegen darf die Haftungsregelung nicht aufgeweicht werden, und muss ein Anbau drei Monate vor Aussaat öffentlich gemacht werden." CDU/CSU und FDP hatten für die Bundesratsbehandlung vorgeschlagen, die Anmeldefrist für GVO Pflanzen auf drei Wochen zu verkürzen. Bei den von der Saatgutverunreinigung betroffenen Landwirten in Nieder - und Oberbayern hatte die bayerische Staatsregierung den Landwirten sogar vorgeschlagen, die betroffenen Flächen einfach im Standortregister nachzumelden. Dies aber ist nach Auffassung von Zacharias gesetzeswidrig: "Umbrechen ist doch die einzige sinnvolle Alternative", so Zacharias, "und die Kosten der Verluste der Landwirte müssen von der Fa. Pioneer übernommen werden. Ein Umbruch ist auch deshalb unabdingbar, weil die Landwirte sonst in Gefahr laufen, für entstehende Schäden ihrer Nachbarn durch gentechnische Kontaminationen haftbar gemacht zu werden."
Amberg-Sulzbacher Bauern für gentechnikfreie Region
Bei allen gentechnikfreien Anbauzonen verpflichten sich die Bauern, nur natürlich gezüchtetes Saatgut zu verwenden und sich dies vom Lieferanten bestätigen zu lassen. Auf diesem Weg wollen Bauern den Saatzüchtern zeigen, dass sie das liefern sollen, was die Bauern wollen. In Österreich gibt es derzeit genügend natürlich gezüchtete Sorten.
Bestrebungen im Landkreis Amberg-Sulzbach gentechnikfrei anzubauen gibt es seit dem Beginn der Diskussion um die grüne Gentechnik. Im letzten Jahr wurden auf vielen Feldern von konventionellen und ökologischen Landwirten Schilder aufgestellt, die zeigen, dass dort keine Gentechnik zur Anwendung kommt. Erst kürzlich veranstaltete der Agenda-Arbeitskreis Poppenricht eine Diskussionsveranstaltung zu diesem Thema. Anwesende Bauern bekundeten Interesse an einer Selbstverpflichtungserklärung mit dem Inhalt auf den Anbau von Gensaatgut zu verzichten. Frau Helga Malitzke vom Agenda Arbeitskreis Poppenricht ist unter der Telefonnummer 09621-65575 für Interessenten erreichbar. In der Gemeinde Etzelwang wurde bereits im letzten Jahr landkreisübergreifend mit der Gemeinde Hartenstein eine gentechnikfreie Zone eingerichtet.