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BAYERISCHE NATURSCHÜTZER ERHALTEN DEUTSCHEN UMWELTPREIS 2017 FÜR DAS GRÜNE BAND

Gleich zwei Naturschützer des BUND Naturschutz (BN) erhalten dieses Jahr den Deutschen Umweltpreis für ihre Verdienste um das Grüne Band: der BN-Vorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger und der BN-Artenschutzreferent Dr. Kai Frobel. Der renommierteste europäische Umweltpreis wird am 29. Oktober von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Braunschweig übergeben.

29.10.2017

Der längste Lebensraumverbund Deutschlands mit 1.393 Kilometern Länge entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, das ist das Grüne Band. Die Initiative für Deutschlands und Europas größtes Naturschutzprojekt ging vom BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) aus.

Kai Frobel ist Initiator und Namensgeber des Grünen Bandes. Bereits Mitte der 1970er Jahre, damals noch Schüler, hat er mit seinen Vogelbeobachtungen von Westseite aus im Raum Coburg erstmals die herausragende Bedeutung des Grenzstreifens für die Natur belegt. Durch seine Kontaktaufnahme zu Kollegen in der damaligen DDR schuf er die Basis für das erste gesamtdeutsche Naturschutzprojekt. Auf Einladung des BN kamen gleich nach der Grenzöffnung im Dezember 1989 über 400 Naturschützer aus Ost und West im bayerischen Hof zusammen und beschlossen einstimmig in einer Resolution den Grenzstreifen als Grünes Band zu sichern. 1998 gewann Frobel die Biologin Dr. Liana Geidezis für das außergewöhnliche Projekt, die seither das Grüne Band von Nürnberg aus leitet.

Hubert Weiger hat den auf interdisziplinären Dialog ausgerichteten Charakter des Projektes mit Frobel vorangetrieben und über die Grenzen Deutschlands hinaus gedacht. Bei der Einweihungsfeier des WestÖstlichen Tores 2002 im Eichsfeld äußerte er erstmals seine Vision eines Grünen Bandes Europa und gewann den anwesenden ehemaligen sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow als Schirmherren. Damit legte er den Grundstein für diese einzigartige und  völkerverbindende Initiative, in der sich heute über 150 Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus 24 Staaten engagieren. Gemeinsam gründeten sie 2014 den Verein „European Green Belt Association e.V.“ zum Schutz und zur Weiterentwicklung des Grünen Bandes Europa, das sich über 12.500 Kilometer entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs zieht. Es ist weltweit der längste ökologische Korridor und lebendiges Symbol der friedlichen Überwindung des Kalten Krieges. Nur durch grenzübergreifende Zusammenarbeit kann das Grüne Band als Rückgrat einer europäischen „Grünen Infrastruktur“ erhalten und entwickelt werden. Der BN würde es daher begrüßen, wenn Bayern sich für die Anerkennung des Grünen Bandes als Weltnatur- und –kulturerbe einsetzt.

Gemeinsam mit Inge Sielmann teilen sich Hubert Weiger und Kai Frobel die mit 245.000 Euro dotierte Auszeichnung. Inge Sielmann hat sich als Vorsitzende des Stiftungsrates der Heinz-Sielmann-Stiftung besondere Verdienste um den Lebensraumverbund Eichsfeld-Werratal erworben.

Nur durch das Engagement der Preisträger, aber auch Hunderter Menschen in Naturschutzbehörden, Ministerien, Verbänden, Politik und Medien sowie Privatpersonen konnte der ehemalige Todesstreifen als Lebenslinie für über 1.200 bedrohte Pflanzen- und Tierarten in Deutschland erhalten werden.  

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt vergibt den Deutschen Umweltpreis seit 1993 jährlich. Gewürdigt werden Leistungen, die für Schutz und Erhaltung der Umwelt vorbildlich sind. 

Laudatio des Bundespräsidenten zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises (PDF)

Mehr über Prof. Dr. Hubert Weiger

Mehr über Dr. Kai Frobel

Lernen Sie das Grüne Band kennen

Erfahren Sie mehr über den Deutschen Umweltpreis

"Glücksfall für Ost und West": Pressemitteilung der DBU (PDF)

Fakten und Forderungen zum Grünen Band

  • 13 Prozent der Flächen des Grünen Bandes sind durch intensive Landnutzung oder Bebauung zerstört. Der Zugriff auf die Fläche ist und bleibt einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren, um den durchgängigen Biotopverbund Grünes Band und damit auch den Erhalt der biologischen Vielfalt zu realisieren. BN und BUND fordern einen Bundesfond von 30 Millionen Euro für den Lückenschluss im Grünen Band. Damit können beeinträchtigte Lebensräume bis 2025 angekauft und renaturiert werden. Weitere Flächen sollten dem Biotopverbund direkt oder durch Flächentausch zugeführt werden. Hierzu ist ein Verkaufsstopp für Flächen in öffentlicher Hand bis 2020 anzustreben.
  • Die nationale Bedeutung des Grünen Bandes als zentraler Bestandteil des länderübergreifenden Biotopverbunds ist spätestens seit der Verankerung im Bundesnaturschutzgesetz (§ 21 Biotopverbund, Biotopvernetzung) unumstritten. Dennoch ist ein Drittel der Fläche nicht geschützt. BN und BUND fordern die Ausweisung als Nationales Naturmonument in den beteiligten Bundesländern, um das Grüne Band dauerhaft auf seiner gesamten Länge zu sichern.
  • Das Bundesamt für Naturschutz hat in seinem „Bundeskonzept Grüne Infrastruktur“ (2017) die Erhaltung und Sicherung des Grünen Bandes als Leuchtturmprojekt in diesem Zusammenhang genannt. BN und BUND fordern einen aus Steuermitteln finanzierten, länderübergreifenden und rechtsverbindlichen „Bundesnetzplan Biotopverbund“ mit der Aufnahme des Grünen Bandes als Vorrangfläche für „Grüne Infrastruktur“. So kann das Grüne Band langfristig in die Raumplanung von der nationalen bis zur kommunalen Ebene integriert werden.
  • Das Grüne Band beherbergt 146 Lebensraumtypen und über 1.200 gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Eine Vielzahl der Lebensräume kann nur durch angepasste, naturverträgliche Bewirtschaftung dauerhaft erhalten werden. Insbesondere für Flächenbewirtschafter, die dies gewährleisten, muss es finanzielle wie fachliche Unterstützung geben. BN und BUND fordern auf Länderebene eine konstante und gute personelle Ausstattung der Naturschutz- und Landwirtschaftsbehörden. Auf EU-Ebene müssen ökologische Leistungen in der kommenden EU-Förderperiode nach 2020 durch einen EU-Naturschutzfonds von mindestens 15 Mrd. Euro gezielt honoriert werden. Pauschale Flächenprämien ohne konkrete Gegenleistungen müssen abgeschafft werden, stattdessen müssen ökologische Mindeststandards für eine naturverträgliche Landbewirtschaftung definiert und gesetzlich verankert werden.
  • Das Grüne Band ist ein Kooperationsmodell, ein Verbundsystem nicht nur für Tier- und Pflanzenarten, sondern auch für Nationen, Regionen, Behörden, Universitäten, staatliche und nichtstaatliche Einrichtungen, Verbände, Unternehmen, Fremdenverkehr und Einzelpersonen – regional verankert, national vernetzt. Doch nur was man kennt, schützt man. Die Kenntnisse der Natur in unserer Gesellschaft sind rückläufig. BN und BUND fordern die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und der universitären Angebote für mehr Natur- und Artenkenntnis im Rahmen einer bundesweiten Initiative und die Einrichtung eines Nationalen Zentrums für Artenschutz und -monitoring.