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Bayerisches „Nachrüstprogramm“ für Atomkraftwerke ist eine Farce!

Das von Umweltminister Markus Söder angekündigte Nachrüstprogramm ist sicherheitstechnisch nicht wirksam, da bautechnisch nicht umsetzbar. Der Bund Naturschutz in Bayern wird seine Aktionen gegen die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke verstärken.

 

08.11.2010

Bayerns Umweltminister Markus Söder kündigt ein Nachrüstprogramm für die bayerischen Atomkraftwerke an. „Aber alte Siedewasser-Reaktoren der Baureihe 69, wie das Atomkraftwerk Isar1, sind aus konzeptionellen und aus Platzgründen sicherheitstechnisch nicht nachrüstbar und sind damit auch in Zukunft nicht sicher gegen Flugzeugabstürze oder Terrorismus“, so Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern und des BUND in Deutschland. Alterungseffekte, wie Materialermüdung, sind für diese über 35 Jahre alten Anlagen nicht mehr in den Griff zu bekommen. Längere Laufzeiten für die Atomkraftwerke ohne erhöhte Gefahren für die Bevölkerung gibt es also nicht.

 

„Die großen Atomstrom-Anbieter wie RWE, e.on, Vattenfall und EnBW, kassieren unglaublich hohe Summen im Atomdeal – das ist zu tiefst unmoralisch. Zunächst beim Atomausstieg in 2000 durch Auflösung von Rücklagen – was den Stromanbietern eine Liquidität von mehreren Milliarden Euro bescherte, für Einkäufe auf den internationalen Energiemärkten. Und die Stromanbieter kassieren weiterhin mit der Laufzeitverlängerung“, so Hubert Weiger. „Aber die Menschen in Bayern werden dies nicht hinnehmen, wie die größte Anti-Atom Demonstration seit den Auseinandersetzungen um Wackersdorf im Herbst 2010 in München gezeigt hat.“ Es werden weitere Aktionen folgen, auf lokaler Ebene und auf Landesebene. Die vom Bund Naturschutz initiierte Bayern-weite Allianz „KettenreAktion“ plant für 2011 neue Großaktionen gegen die Atomlobby in Bayern,“ so Weiger.

 

Der jüngste Bundestagsbeschluss zur Atomgesetznovelle führt zu einer Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke in Bayern von ca. 8 bis 30 Jahren. „Damit werden sich die Sicherheitsprobleme in bayerischen Atomkraftwerken dramatisch verschärfen. Das Atomkraftwerk Isar1 erfüllt den heutigen Stand der Technik bei Weitem nicht und wäre heute nicht mehr genehmigungsfähig“, so Dr. Herbert Barthel, neuer Referent für Energie und Klimaschutz beim Bund Naturschutz. Die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke wird weiterhin hunderte Tonnen von radioaktivem Müll im Jahr produzieren – und weder in Bayern noch in Deutschland gibt es eine Lösung für dessen Endlagerung. Die Laufzeitverlängerung bedeutet aber auch, dass hochradioaktive abgebrannte Brennstäbe nun bis 2080 in kaum geschützten Zwischenlagern an den Standorten der Atomkraftwerke lagern werden.

 

Die deutschen Atomkraftwerke seien problemlos durch Erneuerbare Energien zu ersetzen. Allein mit einer Reduzierung des Stromverbrauchs können bis 2020 sechs Atomkraftwerke zusätzlich einspart werden. Deutschland hat zudem im ersten Quartal 2010 mit gut 9 Milliarden Kilowattstunden den höchsten Strom-Exportüberschuss seiner Geschichte erzielt. Das alte Atomkraftwerk Isar 1 könnte ohne Probleme mit der Stromversorgung sofort stillgelegt werden.

 

„Die aktuelle Debatte über eine Erhöhung des Strompreises, die angeblich aus einer steigenden Erneuerbaren-Energie-Umlage resultieren soll, ist eine dreiste Verdrehung der Tatsachen durch die großen Stromanbieter“, so Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund Naturschutz in Bayern. Denn - die erneuerbaren Energien sind keinesfalls der preistreibende Faktor, das stellt das Bundesumweltministerium in 2010 klar.

„Die Erneuerbaren Energien haben das Potential, die Strompreise langfristig stabil zu halten – die Kosten und die Preise der fossilen und nuklearen Energieträger hingegen werden drastisch steigen in der Zukunft, da diese zunehmend knapper werden“, so Mergner. Die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke in Bayern drückt immense Mengen an zusätzlichem Strom in den Markt. Das könnte den Strompreis an der Strombörse unter Druck setzen und damit Innovationen und Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien erschweren, das befürchten die bayerischen Stadtwerke.

 

 Für Rückfragen:

Dr. Herbert Barthel

Referent für Energie und Klimaschutz

Tel. 0911-81878-17

herbert.barthel@bund-naturschutz.de

 

Anlage 1: Übersicht über bayerische Atomkraftwerke.

Anlage 2: Vorstellung Dr. Herbert Barthel – neuer Referent für Energie und Klimaschutz beim Bund Naturschutz in Bayern e.V., seit September 20