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Bayerns Schönheit bewahren!

Bund Naturschutz (BN) protestiert gegen geplantes Gewerbegebiet am Eingangstor der Fränkischen Schweiz der Gemeinde Pinzberg, in den Ortsteilen Gosberg und Elsenberg.

24.01.2006



Bei einer Protestaktion gegen ein geplantes Gewerbegebiet, wo die weite Talaue des Trubbachs südwestlich von Gosberg größtenteils intensiv ackerbaulich genutzt wird, machten VertreterInnen des Bundes Naturschutz (BN) mit einer spektakulären Aktion auf den anhaltenden Flächenverbrauch in Bayern aufmerksam. Sie bedeckten eine Wiese in drei Minuten mit 300 m2 schwarzer Folie. Das entspricht dem ruinösen Flächenverbrauch in Bayern für Siedlungs- und Verkehrszwecke - Minute für Minute über 100 m2, Tag und Nacht."Wir wollen zeigen, wie viel Fläche in Bayern Tag und Nacht unwiederbringlich verloren geht; derzeit sind es 106 Quadratmeter pro Minute", so Heinrich Kattenbeck, Vorsitzender der Kreisgruppe Forchheim. " Wir stehen hier, um Bayerns Schönheit und unsere heimatliche, fränkische Kulturlandschaft zu bewahren."

Der betroffene Bereich ist Teil der weiteren, für die Landschaft um Forchheim, dem Eingangstor zur Fränkischen Schweiz, charakteristischen Tallandschaft der Wiesent und des Trubbaches. Durch den betroffenen Bereich verläuft die Naturraumgrenze vom Vorland der Nördlichen Frankenalb.

Mit der Aktion in der Landschaft tritt der BN den Absichten der Gemeinde Pinzberg entgegen, den Regionalplan Oberfranken-West ändern zu lassen. Dieser verhindert bislang erfolgreich eine Verschandelung der Talaue, die weit über die Ortsteile Gosberg und Elsenberg hinaus bedeutsam wäre. Aus gutem Grund wurde vor Jahren eine bauliche Entwicklung Pinzbergs durch die Darstellung "Roter Pfeile" vom Regionalen Planungsverband im Konsens bewusst ausgeschlossen.
"Das geplante Gewerbegebiet liegt in einem landschaftlich wertvollen Bereich und zum größten Teil im festgesetzten Wasserschutzgebiet des Brunnens Gosberg", so Edith Fießer, Landschaftsbeauftragte der BN-Kreisgruppe Forchheim. "Wir appellieren an die Vernunft der Gemeindräte, der Verschandelung der Pinzberger Flur einen Riegel vorzuschieben und der geplanten Gewerbegebietsausweisung nicht zuzustimmen."
"Was soll das Ganze", mahnt BN-KG-Geschäftsführer Dr. Frieder Oehme, "wenn die Gemeinde Pinzberg selbst darauf hinweist, dass von Seiten der Eigentümer keine Verkaufsbereitschaft besteht und die Gemeinde somit nicht über diese Flächen verfügen kann".
"Wir appellieren auch an die VertreterInnen der west-oberfränkischen Kommunen und Landkreise im Regionalen Planungsausschuss, der Verschandelung des Wiesenttals nicht durch eine Änderung des Regionalplans Vorschub zu leisten", so Tom Konopka, oberfränkischer BN-Regionalreferent. "Bei sinkender Bevölkerungszahl müssen erst die leer stehenden Gewerbegebiete genutzt werden, bevor neue Landschaft verbraucht wird. In Bayern warten 13.000 Hektar sofort bebaubare Gewerbegebiete auf Investoren. Dabei werden selbst im Landkreis Forchheim Gewerbegebiete wie Sauerbier angeboten: Fast 60 Hektar sofort bebaubare Gewerbegebiete sind in der Datenbank des Bay. Industrie- und Handelskammertages (www.sisby.de) für den Landkreis verzeichnet."
Die Gemeinde Pinzberg plant südwestlich von Gosberg, zwischen der Kreisstraße FO 2 und FO 27 ein Gewerbegebiet auszuweisen. Sie beantragte dazu beim Regionalen Planungsverband Oberfranken/West eine Änderung des Regionalplanes auf Herausnahme der roten Pfeile (Begrenzung der Siedlungsentwicklung) in den Ortsteilen Gosberg und Elsenberg. Die Anhörungsfrist bzw. Abgabe der Stellungnahme dazu unter anderem von den 16 Trägern öffentlicher Belange endet am 31.1.2006.

Der Tiefbrunnen Gosberg stellt ein wichtiges Standbein zur Vorsorgung dar. Im Sinne eines vorbeugenden Schutzes wären Schutzgebiete grundsätzlich von einer Bebauung freizuhalten. Wie mehrfach in der Presse berichtet, hat auch der größte Teil des Gemeinderates Wiesenthau große Bedenken gegen das Vorhaben und bangt um die Sicherheit der Wasserversorgung.

Trotz gegenteiliger Zielaussagen auf höchster politischer Ebene ist Bayern mit einem täglichen Verlust von über 21 Fußballfeldern (15,2 Hektar = 152.000 Quadratmeter; Stand 2004) nach wie vor trauriger Spitzenreiter unter den Bundesländern beim Flächenverbrauch. Dabei wird meist landwirtschaftlich genutzter Boden in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. Pro Jahr summiert sich der bayerische Landschaftsverbrauch auf die Fläche der Stadt Nürnberg. Vor allem durch die Ausweisung neuer Gewerbegebiete im Außenbereich verliert Bayern Stück um Stück sein Gesicht.

Die Behauptung, es bestünde ein Mangel an Gewerbeflächen ist deshalb nicht belegbar. Im Gegenteil. Weil es in Bayern derzeit so viel Leerstand für Gewerbe gibt, pocht sogar Innenminister Dr. Günter Beckstein als Chef der Obersten Baubehörde auf vorrangige Nutzung der vorhandenen Potenziale.

Erste Gerichtsurteile zeigen, dass bei der Abwägung im Rahmen der Bauleitplanung erhöhte Anforderungen an den Bedarfsnachweis für weitere Ausweisungen gestellt werden. In Pinzberg existiert aber noch nicht einmal ein sog. "Flächenressourcen-Management", eine Erhebung leer stehender oder minder genutzter bebaubarer Flächen, wie es das Umweltministerium und die Oberste Baubehörde im Rahmen des "Bündnisses zum Flächensparen" von den Kommunen vor weiterer Bauflächenausweisung fordern.