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Bayerns Schönheit bewahren!

"Erst die leer stehenden Flächen nutzen " bevor weitere Landschaft verbraucht wird!"

BN protestiert gegen geplantes Gewerbegebiet in
Heroldsberg

01.12.2005

Bei einer Protestaktion gegen das geplante Gewerbegebiet südöstlich von Heroldsberg (Lkr. Erlangen-Höchstadt) machten VertreterInnen des Bundes Naturschutz (BN), der Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN),der Bürgerinitiative Naherholung Reichswald Nürnberg-Heroldsberg-Kalchreuth und ein betroffener Biolandwirt mit einer spektakulären Aktion auf den anhaltenden Flächenverbrauch in Bayern aufmerksam.

Die Aktiven stellten sich am schönen Ortsrand von Heroldsberg vor die bayerische Heimatlandschaft. Sie bedeckten die Wiesen in zwei Minuten mit 240 m2 schwarzer Folie. Das entspricht dem enormen Flächenverbrauch in Bayern für Siedlungs- und Verkehrszwecke - Minute für Minute 120 m2.

"Kein Mensch käme in Bayern ernstlich auf die Idee, einmalige Denkmäler wie die berühmte Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen oder die Wieskirche unter Beton und Asphalt zu begraben. Unserer z. T. Jahrtausende alten Kulturlandschaft passiert das aber täglich. Wir stellen uns quer. Wir wollen Bayerns Schönheit bewahren und den Flächenverbrauch stoppen", so Anne Großmann, Mitglied des JBN-Landesvorstandes aus Erlangen. Die JBN ist mit 30.000 Mitgliedern Bayerns größter Jugendumweltverband.
"Wir wollen nicht mehr hinnehmen, dass unsere Zukunft von der heute in Stadt- und Gemeinderäten sitzenden Generation verbaut wird", meinen dazu die Jugendlichen von der Erlanger JBN.
"Neue, großflächige Gewerbegebiete heizen vor allem den Energieverbrauch durch mehr LKW- und PKW-Verkehr an. Bester Boden wird zukünftig der Landwirtschaft fehlen. Dabei gehen Arbeitsplätze durch Rationalisierungen bei der Verlagerung eher verloren, in der Summe wäre es eher eine Maßnahme zum Arbeitsplatzabbau", so Doris Tropper, stellv. Landesvorsitzende und Vorsitzende der Kreisgruppe Erlangen. "Dabei werden selbst im Landkreis Erlangen-Höchstadt Gewerbegebiete wie Sauerbier angeboten. Es ist doch nicht einzusehen, warum an jeder Stelle Flächen teuer erschlossen werden, während in der Nachbarschaft bereits alles vorhanden ist."

Ingrid Haubenreisser, Sprecherin der BN-Ortsgruppe Heroldsberg ergänzt: "Wir appellieren an die Vernunft der Gemeindräte, der Verschandelung der Heroldsberger Flur einen Riegel vorzuschieben, und der geplanten sog. städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme nicht zuzustimmen. Zuallererst müssen die vorhandenen leer stehenden Flächen genutzt werden, wie das Brachland der ehemaligen Vereinigten Papierwerke in Heroldsberg, bevor weitere Landschaft verbraucht wird."

Trotz gegenteiliger Zielaussagen auf höchster politischer Ebene ist Bayern mit einem täglichen Verlust von über 24 Fußballfeldern (17,2 Hektar) nach wie vor trauriger Spitzenreiter unter den Bundesländern beim Flächenverbrauch. Vor allem durch die Ausweisung neuer Gewerbegebiete im Außenbereich wie in Heroldsberg verliert Bayern Stück um Stück sein Gesicht. Abschreckendstes Beispiel ist die Ansiedlung der Fa. Flad und Flad auf der Kalchreuther Höhe bei Heroldsberg vor ca. einem Jahr.

In Heroldsberg stehen derzeit etliche Flächen für Gewerbenutzung zur Verfügung: Z.B. das Gelände der ehemaligen "Vereinigten Papierwerke" direkt an der Bahn. Dort harrt z.B. die Ruine des ehemaligen Kesselbaues einem Abriss und das Gelände einer Wiedernutzung.

Weitere nicht- oder mindergenutzte Flächen gibt es im Gewerbegebiet südlich der Fa. Schwan-Stabilo in Heroldsberg.

Nach der Datenbank des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (unter www.sisby.de) sind in den Oberzentren Nürnberg ca. 150 ha und in Erlagen ca. 15 ha Gewerbeflächen sofort bebaubar gemeldet. Im Landkreis Erlangen-Höchstadt sind es 115 ha, im Landkreis Nürnberger Land 92 ha.

Die Behauptung, es bestünde ein Mangel an Gewerbeflächen ist deshalb nicht belegbar. Im Gegenteil. Weil es in Bayern derzeit 13.000 ha Leerstand für Gewerbe gibt, pocht sogar Innenminister Dr. Günter Beckstein als Chef der Obersten Baubehörde auf vorrangige Nutzung der vorhandenen Potenziale.

Erste Gerichtsurteile zeigen, dass bei der Abwägung im Rahmen der Bauleitplanung erhöhte Anforderungen an den Bedarfsnachweis für weitere Ausweisungen gestellt werden. In Heroldsberg existiert aber noch nicht einmal ein sog. "Flächenressourcen-Management", eine Erhebung leer stehender oder minder genutzter bebaubarer Flächen, wie es das Umweltministerium und die Oberste Baubehörde im Rahmen des "Bündnisses zum Flächensparen" von den Kommunen vor weiterer Bauflächenausweisung fordern.