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Tiere und Pflanzen

Bayerwald-Wiesenmeisterschaft – Sieger stehen fest

Preisverleihung durch Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Bund Naturschutz-Landesvorstandsmitglied Helmut Steininger

28.07.2009

Auf dem Pichlsteinerfest in Regen würdigten Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Helmut Steininger vom Bund Naturschutz die außergewöhnlichen Leistungen der Preisträger für den Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft des Bayerischen Waldes.

 

Der Bund Naturschutz und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zeigten sich insgesamt sehr zufrieden mit den Ergebnissen der „Wiesenmeisterschaft“, die als Gemeinschaftsaktion der beiden Organisationen heuer erstmals im Bayerischen Wald durchgeführt wurde. 33 landwirtschaftliche Betriebe aus fünf niederbayerischen Landkreisen hatten knapp 50 Grünlandstandorte für den Wettbewerb angemeldet. Der größte Anteil kam aus dem Landkreis Freyung-Grafenau mit 16 Landwirten, die restlichen Teilnehmer verteilten sich auf die Landkreise Passau (7), Regen (6), Deggendorf (3) und Straubing-Bogen (1). Von den  33 landwirtschaftlichen Betrieben sind 11 Vollerwerbsbauern, 3 Zuerwerbsbetriebe und 19 Nebenerwerbsbetriebe. Zwölf  der Betriebe halten noch Milchvieh, sieben Betriebe sind auf  Mutterkuhhaltung spezialisiert  und weitere zwölf  Betriebe halten Schafe, Ziegen oder Freizeitpferde.

 

Alle Flächen waren im Mai von einer Vorjury begutachtet worden. Neben Artenreichtum und Anzahl an gefährdeten Blütenpflanzen wurden auch landwirtschaftliche Kriterien wie Futterwert und langfristige Nutzungssicherheit in die Beurteilung einbezogen. Eine gewichtige Rolle spielte schließlich die Ausstattung mit landschaftstypischen Strukturen wie Steinriegeln, Wiesengräben oder Solitärbäumen, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen, zugleich aber den Bewirtschaftungsaufwand erhöhen.

Fünf der eingereichten Flächen, die hinsichtlich der vorgestellten Kriterien am besten abgeschnitten hatten, wurden Anfang Juni von einer Expertenrunde aus Landwirtschaft und Naturschutz nochmals auf Herz und Nieren geprüft, um die endgültige Reihenfolge zu ermitteln. Bei der Auswahl der

Siegerwiese stand die Jury vor einer sehr großen Herausforderung. Alle Flächen der Endrunde bestachen durch ihren Artenreichtum und zahlreiche Raritäten.

 

Die Preisträger

 

Der erste Preis wurde Martin Oberneder aus Nebling bei Untergriesbach im Landkreis Passau zuerkannt, der gleich zwei Flächen eingereicht hatte. Mit dem „Sonnenhang“, einer leicht geneigten, lockerwüchsigen Mähwiese, punktete der Gesamtsieger in allen Kategorien.

„Die Wiese von Herrn Oberneder zählt mit Sicherheit zu den artenreichsten und schönsten Heuwiesen, die wir hier im Landkreis Passau haben“, bestätigt Franz Kappendobler, Naturschutzreferent am Landratsamt in Passau und Jurymitglied. Zwischen die weißen Blütensterne der Margerite mischen sich gelber Wiesenbocksbart und blaue Glockenblumen. „Ein Superheu für die Zufütterung“, versichert Martin Oberneder, der seine prächtige Blumenwiese nicht missen möchte und dafür eine relativ weite Anfahrt in Kauf nimmt. Der Familienbetrieb hat vor einigen Jahren auf Mutterkuhhaltung umgestellt und vermarktet seine „Absetzer“ nach der Endmast im eigenen Betrieb bei einem Metzger in Untergriesbach.  Karl Preißler, Jurymitglied vom Biokreis, lobt insbesondere die vorbildliche Pflege der Bodenfruchtbarkeit, die durch verantwortungsbewusste Düngung über Jahre hin sorgfältig aufgebaut wurde.

Der frischgebackene „Wiesenmeister“ kann sich jetzt über ein Wohlfühlwochenende im Bio-Hotel freuen. Damit Bauer Oberneder zusammen mit seiner Frau die wohlverdiente Auszeit richtig genießen kann, spendieren die Maschinenringe  einen Betriebshelfer.

 

Der 2. und 3. Preis ging in den Landkreis Freyung-Grafenau.

 

Mit der Familie Ranzinger aus Schlößbach bei Waldkirchen ging der 2. Platz an einen für den Bayerischen Wald typischen Milchviehbetrieb, der die Leistungen der Tiere überwiegend aus dem Grundfutter deckt. Jurymitglied Helmar Prestele, zuständig für Agrarökologie und Boden am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Deggendorf, würdigte Ranzinger darum „als Vorbild für andere Milchviehbauern“.

Bei der prämierten Fläche handelt es sich um eine zweischürige Heuwiese, die allseits vom Wald umschlossen ist. Es sind diese Kontraste aus Waldesdunkel und sonnenüberfluteter Lichtung, die den Reiz der Mittelgebirgslandschaft ausmachen.

Der als „Medizinalheu“ geschätzte Aufwuchs wird vollständig verfüttert. Auf der kräuterreichen Wiese kann der aufmerksame Pflanzenfreund zwischen Frauenmantel, Schafgarbe und Pimpinelle sogar Raritäten wie Silberdistel, Heilziest, Teufelskralle und Pechnelke finden.

Das rührige Ehepaar hat sich mit Urlaub auf dem Bauernhof und Ferienwohnungen ein zweites Standbein geschaffen und präsentiert seine Angebote auch im Internet. Der Betriebsleiter stellt seine Erfahrung auch dem Maschinenring zur Verfügung und bietet Sensenmähkurse an, am Hof selbst werden für die Feriengäste Kräuterkochkurse und Wohlfühlmassagen angeboten.

Familie Ranzinger kann sich jetzt über eine Digitalkamera freuen, gestiftet von den Ausrichtern des Wettbewerbs.

 

Auf dem dritten Platz landete die „Plöckensteiner Weide“ der Familie Zitzelsberger aus Branntweinhäuser bei Neureichenau. Die erfahrenen Mutterkuhhalter haben mit „Deutsch-Angus“ eine Rinderrasse ausgewählt, die an die steile, fast alpin anmutende Bergweide optimal angepasst ist. Bewirtschaftung und Pflege der 2,5 ha großen Fläche, die mit Quellstandorten und alten Wassergräben durchsetzt ist, erfordern dennoch Geschick und Ausdauer. Lohn der Mühe ist ein außergewöhnlich artenreicher Borstgrasrasen, der mit vielen Raritäten gespickt ist. Neben verschiedenen heimischen Orchideen, Niedriger Schwarzwurzel, Blutwurz und Kreuzblümchen entdeckt das geschulte Auge der Jurymitglieder auch Vorkommen der Arnika. „Leider trifft man diese Charakterpflanze des Bayerischen Waldes heute nur noch sehr selten“, bedauert Landschaftsplanerin Inge Steidl, die den Wettbewerb fachlich begleitet. Ohne kontinuierliche Bewirtschaftung würde der naturschutzfachlich sehr hochwertige Bestand bald unter einer Fichtendickung verschwinden. Auch Klaus Achatz, Jurymitglied vom Bayerischen Bauernverband, zollt der Familie großen Respekt, die mit dem pfiffigen Slogan „Angus vom Dreisessel“ ihr Qualitätsrindfleisch erfolgreich vermarktet. Helene Zitzelsberger, die als ausgebildete Kräuterpädagogin handgemachte Salben und Seifen anbietet, träumt von einem Kräutergarten für Behinderte und Blinde, um damit auch Menschen mit Handicap Teilhabe an der großen Schatzkammer der Natur zu ermöglichen.

Soviel Engagement belohnt der Naturpark Bayerischer Wald e.V. mit einer Vollholz-Ruhebank aus heimischen Beständen.

 

Jeweils 4. Plätze wurden an sechs Landwirte vergeben, die sich jetzt auf ein feines Abendessen im Wert von 50,- € freuen dürfen. Ehrensache, dass es sich dabei um Gasthäuser aus der Region mit teilweise ökologischer Küche handelt. Gutscheine gibt es beispielsweise für die Gaststätte zum Fliegenbauer im  Stelzlhof bei Passau, gestiftet vom Biokreis. Die weiteren Gutscheine wurden über den Tourismusverband Ostbayern vermittelt. Vier Essensgutscheine wurden gespendet von den  Waidla Landhotels, einem  Zusammenschluss von 6 Hotelbetrieben, einzulösen nach Wahl, und ein Essengutschein stammt vom Wohlfühlhotel „Das Bayerwald“ in Lam.

 

Die 4. Preisträger sind:

 

Familie Anna und Josef Köberl aus Wörth bei Passau, ein Milchviehbetrieb, der seinen Kühen noch Weidegang gönnt. Der Steilhang mit der schön ausgeprägten Salbei-Glatthaferwiese repräsentiert einen typischen Ausschnitt der Donauhänge und kann nur durch extensive Bewirtschaftung offen gehalten werden.

 

Frau Sabine Brock aus Kirchl bei Hohenau, Landkreis Freyung. Die Nebenerwerbslandwirtin hält Milchschafe und Pensionspferde auf einer vegetationskundlich wertvollen, für den Bayerischen Wald typischen Bergweide.

 

Herr Kajetan Höbler aus Rohrstetten, Landkreis Deggendorf. Mit einer Galloway-Herde pflegt und erhält der selbständige KFZ-Meister eine sehr schwierig zu bewirtschaftende Fläche im Brotjacklriegelgebiet, die bundesweit stark gefährdete Arten wie das Holunderknabenkraut enthält.

 

 

Herr Johann Kraus aus Wotzmannsdorf bei Schaufling, Landkreis Deggendorf. Die artenreiche Hangwiese wird durch ein aus ausgetüfteltes Grabensystem, das viel Handarbeit erfordert, künstlich bewässert. Als lebendige Demonstrationsobjekte einer fast schon untergegangenen Kulturtechnik verdienen intakte „Wässerwiesen“ besondere Aufmerksamkeit.

 

 

Herr Matthias Diermaier aus Eppenschlag, Landkreis Freyung. Der begeisterte Nebenerwerbslandwirt, der auch mit Sense und Dengelhammer umzugehen versteht, nutzt das Mähgut der blütenreichen Waldwiese für seine Pensionspferde.

 

Familie Thomas und Katharina Zipp aus Neureichenau, Landkreis Freyung. Auf den Weideflächen um den Selbstversorgerhof mit eigener Pflanzenkläranlage tummeln sich Ziegen und Waldschafe, die als Pensionsvieh gehalten werden. Der umtriebige Hausherr, der auch als Landschaftsführer arbeitet, wacht akribisch über seine naturschutzfachlich hochwertigen Pflanzenbestände.

 

Ein Buchpreis „Delikatessen am Wegesrand“ aus der Gundermannschule der Kräuterpädogogen wartet auf 13 weitere Wettbewerber, die jeweils einen 5.  Platz belegt haben. Alle Teilnehmer erhalten als Erinnerung und Anerkennung eine von den Veranstaltern ausgestellte Urkunde sowie ein Foto von ihrer Wiese nebst Artenliste.

 

Ausblick:

 

Der BN erhofft sich über den Wettbewerb verstärkte Aufmerksamkeit für die Thematik artenreiches Dauergrünland, nicht zuletzt auch von den Unterstützern der diesjährigen Veranstaltungsrunde:

Tourismusverband Ostbayern, BioHotels, Naturpark Bayerischer Wald, Bayerwaldverein, Biokreis, Kräuterpädagogen, örtliche Maschinenringe und Verbände für landwirtschaftliche Fachbildung

 

Es ist geplant, den Wettbewerb in den nächsten Jahren in weiteren Naturräumen Bayerns auszuschreiben, im 2010 soll zunächst der oberfränkische Teil der Fränkischen Alb folgen.

 

Für Rückfragen:

 

Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin

Tel. 0911/81 87 8-20, E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

 

Dr. Gisbert Kuhn, LfL, Institut für Agrarökologie,

Tel. 08161- 71-58 26, E-mail: gisbert.kuhn@lfl.bayern.de