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Bund Naturschutz fordert „Aus“ für Transrapid und Flughafenausbau

Stoibers Sturheit würde das Klima schädigen und den Norden Münchens zerstören

28.08.2007

Der Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) hat die aktuelle Diskussion um den Transrapid heute scharf kommentiert: „Dieses Prestigeprojekt ist verkehrstechnisch überflüssig, hat keine Absatzmärkte, zerstört den Norden Münchens, verbraucht mehr Energie als die Alternativen, ist nicht zu bezahlen und wird außerdem von einer Mehrheit der bayerischen Bevölkerung abgelehnt,“ fasst Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN die Kritikpunkte zusammen. „Wenn Ministerpräsident Edmund Stoiber den Transrapid weiter durchzuboxen versucht, beweist er nur Sturheit und würde vielleicht sich ein Denkmal hinterlassen, seinen Nachfolgern und der ganzen bayerischen Bevölkerung aber ein Milliardengrab,“ kritisiert Matthias Hintzen, Verkehrsexperte der BN-Kreisgruppe München. Der Bund Naturschutz fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Bundestagsabgeordneten auf, dem Drängen Stoibers nach mehr Geld für das Dinosaurierprojekt keinesfalls nachzugeben, sondern volkswirtschaftliche und klimapolitische Vernunft zu zeigen. Auch aus verkehrspolitischer Sicht gibt es genügend sinnvolle und nötige Projekte zur Verbesserung des Schienennetzes in bayerischen Städten und auf dem Land wie beispielsweise den Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf oder die Verbesserung der S- und Regio-Bahn-Netze in den Regionen Nürnberg, Augsburg und München. Mit innovativen und klimaschonenden Investitionen in den Schienen-Fern- und Regionalverkehr wäre der gesamten Bevölkerung in allen Regionen Bayerns gedient.

Ebenfalls scharf kritisiert hat der BN im Zusammenhang mit dem Transrapid – der ja dem Flughafen München mehr Passagiere bringen soll - den geplanten Flughafenausbau. Neben der aktuellen Planung einer 3. Bahn wurde vor kurzem ein Gutachten des Institutes der deutschen Wirtschaft (IW) Köln über die Entwicklung des Luftverkehrs in Deutschland bekannt. Es prognostiziert bis 2025 unter anderem für den Flughafen München eine 4. Bahn (78 Mio. Passagiere/ Jahr), für Frankfurt eine 5. Bahn.

„Diesen Wahnsinn kann sich die Gesellschaft schon allein aus Klimaschutzgründen nicht leisten,“ kritisiert Dr. Christian Magerl, Vorsitzender des BN Freising. „Für die Bevölkerung wäre dies ein Horrorszenario. Schon die aktuellen Ausbaupläne mit einer 3. Bahn sind überflüssig, nicht klima-, menschen- und naturverträglich.“ Angeblicher Bedarf und Engpässe werden v.a. durch Billigflieger, eine Vielzahl kleiner Zubringerflüge und die Zunahme des Umsteigerverkehrs hergestellt. Auf das Billigflugsegment entfallen inzwischen 42% des innerdeutschen und fast 35 % des grenzüberschreitenden Flugverkehrs. Zudem wird das Wachstum des Flugverkehrs durch Subventionen auf Kosten der Gesellschaft gefördert. Magerl vermutet auch, dass die Planung eines Satelliten an Terminal II und die Umgestaltung des Zentralbereiches bereits auf eine 4. Bahn ausgerichtet seien.
Die Studie des IW Köln fordert weiterhin eine Straffung der Genehmigungsverfahren und Beschränkung der Rechte der Bevölkerung. „Die Gutachter huldigen hier in unverantwortlicher und unkritischer Weise einer grenzenlosen Mobilität und wollen die Rechte deren, die sich verantwortungsvoll für Ruhe, Natur und Klimaschutz einsetzen, einschränken – das ist zynisch,“ so Dr. Christine Margraf, Leiterin der BN-Fachabteilung München.

„Es ist eine politische Entscheidung, ob der Flughafen München auf Kosten der Bevölkerung und Natur zur effizientesten europäischen Drehscheibe ausgebaut werden und mit dem Transrapid „anzuschweben“ sein soll – nötig und zukunftsfähig ist beides nicht.“ Der BN fordert daher die Bundesregierung und die bayerische Staatsregierung bei beiden Projekten auf, ihren Wahlauftrag, nämlich das Wohl der Bevölkerung, den Erhalt der Lebensgrundlagen und den Klimaschutz ernst zu nehmen – Transrapid zum Flughafen und 3. oder gar 4. Bahn am Flughafen München würden dem diametral widersprechen.

Der BN hat bereits angekündigt sowohl gegen den wohl in Kürze zu erwartenden Planfeststellungsbeschluss für den Transrapid als auch gegen die 3. Bahn am Münchner Flughafen zu klagen. Für den Ausbau mit der 3. Bahn wird wohl im Oktober/ November das Planfeststellungsverfahren beginnen. Für den BN wird diese Zeit zusammen mit dem Aktionsbündnis „aufgeMUCkt“, der „Schutzgemeinschaft“ der Kommunen im Flughafenumfeld und der Bevölkerung ein Schwerpunkt in der Mobilisierung des regionalen und bayernweiten Widerstandes sein. Denn eines ist für den BN klar: Wenn die 3. Bahn nicht verhindert wird, beginnt 2012 die Planung für die 4. Bahn.

Für Rückfragen:
Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN, 0911/81878-25,
richard.mergner@bund-naturschutz.de
 
Dr. Christian Magerl, Vorsitzender BN Freising, 08161/66631,
Christian.Magerl@t-online.de

Matthias Hintzen, AK Verkehr des BN München, 089/51567661,
verkehr@bn-muenchen.de
 
Dr. Christine Margraf, Leiterin Fachabteilung des BN, 089/54829889,
christine.margraf@bund-naturschutz.de

 

Anlagen: siehe download-Datei

Anlage 1: Daten zum Transrapid

Anlage 2: Die Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, Juli 2007 (K.-H. Röhl): „Das System der deutschen Flughäfen – fit für die Zukunft ?“