BUND Naturschutz fordert Kommunen zum Flächensparen auf
Rund 11 Hektar werden in Bayern täglich für neue Baugebiete und Straßen verwendet. Der Flächenverbrauch verharrt damit seit Jahren auf hohem Niveau. Auch in Unterfranken schreitet der Verlust unbebauter Flächen weiter voran. Über 290 Hektar wurden hier im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 jährlich für Siedlungs- und Verkehrsflächen verbraucht, das entspricht 417 Fußballfeldern. „Beispielhaft für die ungezügelte Überbauung der Landschaft sind der Bau eines Logistikzentrums für einen Discounter bei Gerolzhofen auf rund 11,5 Hektar Fläche, die Ausweisung von 12,5 Hektar Wohnbaugebiet bei Würzburg/Lengfeld auf besten landwirtschaftlichen Böden sowie der Ausbau der B 469 bei Aschaffenburg, wo rund 23 Hektar dauerhaft versiegelt werden sollen“, so Martin Geilhufe, Landesbeauftragter beim BUND Naturschutz.
Eigentlich sollte schon bis 2020 der bundesweite Flächenverbrauch auf 30 Hektar pro Tag reduziert werden. Dieses Ziel wurde jedoch mangels verbindlicher Vorgaben zum Flächensparen krachend verfehlt und auf das Jahr 2030 verschoben. Die Bayerische Staatsregierung hat entsprechend beschlossen, den Flächenverbrauch bis 2030 auf fünf Hektar pro Tag zu senken. „Doch wie soll dieses Ziel erreicht werden, bei weiterhin fehlenden verbindlichen Vorgaben und einem Flächenverbrauch von rund 11 Hektar täglich – unbebaute, aber erschlossene Flächen nicht mitgerechnet?“, fragt Steffen Jodl, BN-Regionalreferent für Unterfranken. Das Kirchturmdenken vieler Gemeinden lässt wenig Mut zur Hoffnung. „So entstehen mit dem Bau eines Norma-Logistikzentrums bei Gerolzhofen gegebenenfalls 150 bis 200 Arbeitsplätze, wie viele davon an anderer Stelle im Firmenverbund entfallen, sagt niemand. Das Ziel hier ist Wachstum, was im Liefergebiet solch eines Zentrums weitere Verdichtung, weitere Versiegelung, neue Filialen nach sich zieht. Außerdem schafft die Versiegelung zum Neubau von Logistikzentren bezogen auf einen Hektar eine sehr geringe Zahl von Arbeitsplätzen. Lohnt es sich, dafür wertvolles Ackerland zu opfern?“, so Edo Günther, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Schweinfurt. „Gleichzeitig gibt es in Bayern enorme Leerstände bei erschlossenen Gewerbegebieten, die für die nächsten 10 Jahre reichen“, ergänzt Steffen Jodl vom BN.
Noch dramatischer ist die Situation im Bereich der Wohnbebauung. Trotz zahlreicher Leerstände und Baulücken in den meisten Kommunen, werden immer wieder neue Baugebiete auf Kosten von Natur und Ackerflächen, die für die Nahrungsmittelproduktion essentiell sind, ausgewiesen.
Der BUND Naturschutz fordert die Kommunen daher auf, intensiv und konsequent Baulücken und Leerstände dem Markt zuzuführen. Dass dies geht, zeigt das Beispiel Bischofsheim in der Rhön, wie Susanne Richter, Vorsitzende der Kreisgruppe Rhön-Grabfeld erläutert: „Hier werden schon seit vielen Jahren keine neuen Baugebiete mehr ausgewiesen – im Gegenteil, man hat sogar alte Planungen für Baugebietsausweisungen zurückgezogen. Die Nutzung von Leerständen und Baulücken unterstützt die Gemeinde erfolgreich mit Förderprogrammen und einem Flächenmanagement. So gelang es Flächen zu sparen und man erreichte dennoch einen Zuwachs bei der Bevölkerungszahl.“
Von der Bayerischen Staatsregierung erwartet der BUND Naturschutz - auch aufgrund der voranschreitenden Klimakrise - eine Transformation zu einer umweltfreundlichen Mobilitätspolitik, welche den Schwerpunkt nicht wie bisher auf Straßenneu- und -ausbau setzt, sondern konsequent auf die Förderung des ÖPNV. Dies spart Fläche und schützt das Klima, so der BUND Naturschutz in seiner Pressemitteilung.
Für Rückfragen:
Steffen Jodl
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Regionalreferent Unterfranken
E-Mail: steffen.jodl@bund-naturschutz.de
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