BUND Naturschutz kauft Moorteich bei Selb
Mit dem kürzlich erfolgten Ankauf des „Breiten Teichs“ bei Selb konnte ein weiteres Naturschutzprojekt in Oberfranken entscheidend vorangebracht werden. Der Breite Teich liegt im Osten von Selb, unweit der bayerisch-tschechischen Grenze. Er ist nach dem Weißenstädter See das zweitgrößte Binnengewässer und einer der ökologisch wertvollsten Teiche im Fichtelgebirge. Er ist einer der herausragenden Bereiche eines ausgedehnten, grenzübergreifenden Moorkomplexes entlang der bayerisch-tschechischen Grenze. Der Ankauf durch den BN erfolgte mit Unterstützung durch das Klimaprogramm Bayern 2050.
Vertreter*Innen der Regierung von Oberfranken, der Unteren Naturschutzbehörde im Landkreis Wunsiedel und des BN besichtigten im Rahmen eines Ortstermins das Moorgebiet.
„Wir sind sehr stolz, dass wir einen so großen Teil des Moorkomplexes am Grünen Band Europa, dem Lebensraumverbund entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs, sichern konnten. So schaffen wir eine weitere „Rippe“ an das ökologische Rückgrat Grünes Band. Moore wie dieses hier speichern auf Dauer große Mengen CO2, sie sind für den Klimaschutz unersetzliche Senken dieses Klimagases und gleichzeitig hot spots der Artenvielfalt“, so Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. „Bayernweit müssen alle Moore gesichert und renaturiert werden. Der Schutz von Mooren und die Wiederanhebung des Grundwasserstandes sind wichtig für den Klima- und Naturschutz und werden von uns deshalb auch schon seit Jahrzehnten eingefordert und auf eigenen Flächen selbst umgesetzt.“
„Die Sicherung dieses überregional und grenzübergreifend bedeutsamen Lebensraumes war uns schon lange ein wichtiges Anliegen und ist uns nun dank intensiver Zusammenarbeit gelungen. Beteiligt waren neben unserer BN Kreisgruppe der BN-Landesverband, die Untere Naturschutzbehörde – Stefan Schürmann – und die Höhere Naturschutzbehörde bei der Regierung - Dr. Manfred Scheidler. Auch das Fachgutachten von Walter Hollering, ein guter Kollege beim Landesbund für Vogelschutz hat zum Erfolg des Projekts beigetragen“, so Alfred Terporten-Löhner, 1. Vorsitzender der Kreisgruppe in Wunsiedel.
Dr. Manfred Scheidler aus dem Sachgebiet Naturschutz bei der Regierung von Oberfranken betont, dass der Kauf durch den BN für den oberfränkischen Naturschutz ein großer Wurf sei. „Der BN ist für uns hier ein sehr guter Partner. Nur gemeinsam wird es uns gelingen, die anspruchsvollen Ziele der bayerischen Staatsregierung hinsichtlich Moorrenaturierungen und Klimaschutz zu erreichen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass hier in guter Zusammenarbeit mit BN und auch den Bayerischen Staatsforsten ein Moorgebiet von überregionaler Bedeutung entwickelt und gesichert werden kann.“
Der nährstoffarme Moorteich mit breiten Verlandungszonen und Moorbildungen alleine ist bereits 14,3 Hektar groß. „Das gesamte Gebiet ist insgesamt allerdings sogar fast 17 Hektar groß. Ein wahres Naturjuwel“, ergänzt der Projektleiter Karl Paulus,. „Der Teich ist Lebensraum für eine Reihe von Wasservögeln und Nahrungshabitat des Seeadlers. Von herausragender Bedeutung ist auch das Vorkommen des vom Aussterben bedrohten Moorfrosches.“
Am Breiten Teich haben auch Rundblättriger Sonnentau, Kreuzotter, Hochmoor-Perlmuttfalter oder der Sechsmännige Tännel ein Zuhause gefunden haben. Mit dem 1997 auf tschechischer Seite ausgewiesenen und 11,5 ha großen Naturschutzgebiet „Ztracený rybník“ (wörtlich „verlorener Teich“) besteht unmittelbar über die Grenze hinweg ein weiterer ökologisch herausragender Moorbereich. Der Ankauf sichert den bayerischen Part dieses grenzübergreifenden Moor-Lebensraumverbundes.
Warum ein Ankauf?
Dass der Ankauf wichtig ist, begründet sich nicht nur in der Planungsunsicherheit im Fichtelgebirge – denn heutzutage weiß man nie, was passieren kann: Ein Investor, der plötzlich ein cooles Tourismus-Projekt aus dem Hut zaubert, oder doch ein Teichwirt, der den naturnahen Moorteich wieder in einen Karpfenteich verwandeln will?
Das Hauptanliegen ist hier der langfristige Schutz dieses Gebietes: mit dem Ankauf werden auch die Voraussetzungen geschaffen, notwendige Sanierungs- sowie Optimierungsmaßnahmen durchzuführen. Die Naherholung am Breiten Teich für die Selber soll auf jeden Fall erhalten bleiben. Zur Verbesserung der Ökologie sind einige Gestaltungsmaßnahmen erforderlich, dazu ist der BN schon wegen der hohen staatlichen Förderung verpflichtet.
Wie kam es zum Breiten Teich?
Karl Paulus, ehemaliger BN-Kreisgruppengeschäftsführer und seit zwei Jahren „Rentner im Unruhestand“, hat vor einem halben Jahr ehrenamtlich den Auftrag übernommen, neue große Naturschutzprojekte für den BUND Naturschutz in Wunsiedel zu entwickeln. Im Rahmen seiner intensiven Recherche im ganzen Landkreis stieß er unter anderem auch auf den Breiten Teich, dessen Zukunft ungewiss war. Eine komplizierte Situation mit Erbengemeinschaft, die Gefährdung der Teichökologie und der Sanierungsbedarf erforderten etwas Geschick. Weil eine hohe staatliche Förderung (90 %) aus dem Bayerischen Klimaschutzprogramm 2050 möglich war und dem Gebiet auch von der Regierung eine hohe ökologische Wertigkeit bescheinigt wurde, brauchte es nur noch die Karl Paulus eigene Beharrlichkeit, so dass dieser „Glücksfall für den Naturschutz“ passieren konnte.