Bund Naturschutz sieht schwarz für Wolf und Weidetierhalter in Bayern
„Schäfer und z.T. auch Weiderindhalter werden allein gelassen. Sie bewegen sich am Rand der Existenz – und dies schon seit Jahrzehnten und auch ganz ohne Wolf“ kommentiert Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN). Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter fordert: „Wir brauchen sowieso – mit oder ohne Wolf - ein Existenzsicherungsprogramm für die bayerische Schäferei und darin sind Änderungen der Bewirtschaftung, die durch die Anwesenheit von Wölfen notwendig wer-den, zu 100 Prozent öffentlich zu finanzieren.“
Notwendig und seit Jahren in Bayern überfällig ist nach Auffassung des BN eine mit ausreichend Mitteln ausgestattete Förderrichtlinie für bewährte Schutzmaßnahmen wie Herdenschutzhunde und wolfsichere Zäune. Neue Beratungskompetenz sollte sinnvollerweise an den allen Landwirten vertrauten Landwirtschaftsbehörden aufgebaut werden. Unbürokratische Entschädigungen für Wolfsrisse und damit verbundene wirtschaftliche Folgen sind ebenso notwendig. Die Entnahme von Wölfen ist kein Ersatz für Herdenschutzmaßnahmen. Wenn aber keine vorbeugenden Lösungen möglich sind, ist im Einzelfall eine rechtlich und naturschutzfachlich vertretbare Entnahme von auf Weidetieren spezialisierten Wölfen als letztes Mittel möglich.
Der Konsens der Fachministerien scheitert offenbar an dem Umgang mit der Forderung nach "wolfsfreien Zonen" vor allem im Alpenraum. Dieser Kampfbegriff von Wolfsgegnern löst keine Probleme bei einer Tierart, die in wenigen Tagen Hunderte von Kilometern wandern kann. Damit hängt die Zukunft des Wolfes und der Weidetierhalter an einer Worthülse, die sowieso mit EU-Recht nicht vereinbar ist und die bei konkreten Problemlösungen vor Ort nichts bewirkt.
Erschwert wurde die Diskussion zudem durch eine Studie der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mit fragwürdigen Hochrechnungen von dreistelligen Millionenbeträgen für angebliche Kosten von Einzäunungen (siehe BN-Kritik in der Anlage).
Der BN fordert, dass die wahren Sorgen und Nöte der Schäfer und Weidetierhalter, die ihren Aufwand für die Betreuung der Tiere über Verkaufserlöse und Fördermittel nicht ausreichend decken können und die von fehlendem Nachwuchs bei den Schäfern bedroht sind, ernst genommen werden. Ob es auch weiterhin oder gar wieder zunehmend Schafherden und Weidevieh in Bayern gibt, hängt nicht von den Wölfen ab, deren Bestand in Bayern sich aktuell noch an ein paar Händen abzählen lässt.
Christian Hierneis, Wolfsexperte im BN-Landesvorstand, erneuert die schon 2006 anlässlich des Bären Bruno erhobene Forderung für ein "Wildbiologisches Kompetenzzentrum Bayern", das nach Vorbild der Schweiz als "schnelle Eingreiftruppe" beim Sesshaft-Werden von Wölfen den Weideviehhaltern vor Ort hilft, damit ihre Tiere schnell und gut geschützt werden.
Der BN fordert bereits seit 2014 vom Freistaat ein landesweites Förder- und Beratungsprogramm für Schäfer und Weidehalter, damit diese die in anderen Ländern bestens bewährten Vorsorgemaßnahmen wie den Einsatz von speziellen Herdenschutzhunden oder die Errichtung wolfssicherer Zäune umsetzen können. Ein Land, in dem Jahr für Jahr über drei Milliarden öffentliche Aufwendungen in die Landwirtschaft fließen, ist auch fähig, sein Weidevieh mit ungleich geringeren Beträgen vor Wölfen zu schützen.
Mehr Informationen
Wolf und Herdenschutz
Forderungen des BN zum Wolf
Bayerisches Landesamt für Umweltschutz: Informationen zum Wolf
Landesanstalt für Landwirtschaft: Weidezäune zur Wolfsabwehr - eine Kostenabschätzung
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft: Herdenschutz
Einschätzung des BUND Naturschutz der LfL-Studie über Weidezäune zur Wolfsabwehr (PDF)
Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf
Für Rückfragen
Richard Mergner
Landesbeauftragter
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Tel. 09 11 / 8 18 78 25
richard.mergner@bund-naturschutz.de
Dr. Kai Frobel
Artenschutzreferent
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Tel. 09 11 / 8 18 78 18
kai.frobel@bund-naturschutz.de
Uwe Friedel
Artenschutzreferat
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Tel. 09 11 / 57 52 94 12
uwe.friedel@bund-naturschutz.de