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Tiere und Pflanzen

Bund Naturschutz will mit Hilfe des Gerichts vom Amt für Landwirtschaft endlich konkrete Fakten und Zahlen zum Problem des Umbruchs von Wiesen und Weiden

Verhandlung am Verwaltungsgericht Augsburg

04.09.2012

Der Bund Naturschutz will vom Amt für Landwirtschaft und Forsten detaillierte Daten zum Grünlandumbruch im Landkreis Donau-Ries haben. Ziel ist es mit Hilfe der Daten die Problembereiche im Landkreis zu lokalisieren, fachlich zu bewerten und Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Auch sollen Rechtsverstöße aufgedeckt werden.
Da sich das Amt weigert, vom BN nutzbare Daten herauszugeben, hat der Bund Naturschutz Klage vor dem Verwaltungsgericht Augsburg eingereicht. Denn öffentliche Verwaltungen müssen nach dem Umweltinformationsgesetz beinahe alle umweltrelevanten Daten veröffentlichen. Die Verhandlung am Augsburger Verwaltungsgericht wurde für den 12. September 2012 angesetzt.


„Der Grünlandumbruch in Mittel- und Nordschwaben ist in den letzten Jahren zu einem massiven ökologischen Problem geworden“, begründet Rudi Schubert, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Donau-Ries die Klage. Vor allem der Biogasanlagenboom und der Verlust kleinbäuerlicher Landwirtschaft in der Region ist Grund für den Umbruch von Grünland in Ackerflächen für Maisanbau. „Verlust von Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Bodenerosion, Klimagasausstoß und Verlust des traditionellen Landschaftsbildes sind die massiven ökologischen Folgen“, so Thomas Frey, BN-Regionalreferent für Schwaben.

„Seit Jahren setzt sich der Bund Naturschutz im Landkreis für den Erhalt wertvollen Grünlands durch Pflegemaßnahmen und Ankauf ein“, erläutert Alexander Helber, Projektleiter des Naturschutzprojekts bei der Mertinger Höll. Um unsere Landschaft und die Artenvielfalt zu erhalten, muss der Trend des Grünlandumbruchs gestoppt werden. Ca. 1000 ha Wiesen wurden seit 2005 im Landkreis umgebrochen.“


„Nachdem die freiwilligen Maßnahmen nicht ausreichen um den Grünlandumbruch einzudämmen, fordert der Bund Naturschutz ein sofortiges, rückwirkendes Grünlandumbruchverbot nach dem Vorbild Baden-Württembergs“, ergänzt Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter die Forderung an die Bayerische Staatsregierung.
Im Gegenzug fordert der Bund Naturschutz seit Jahren für eine deutlich erhöhte Förderung von Dauergrünland.

Tabelle: Verlust von Dauergrünland in den Nordschwäbischen Landkreisen

Veränderung 2006-2010
Aichach-Friedberg  - 5,8%
Augsburg-Land       - 7,8%
Dillingen                   - 8,4%
Günzburg                 - 11,3%
Neu-Ulm                  - 8,2%
Unterallgäu             - 7,5%
Donau-Ries            - 6,3%
Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2010

Zunächst weigerte sich das Amt für Landwirtschaft und Forsten Nördlingen komplett, Datenmaterial herauszugeben. Erst nach Einreichung der Klage wurden Daten übermittelt, von denen mehr als ein Drittel durch den BN nicht auswertbar sind. Der BN will nun vor Gericht erreichen, dass ihm komplett auswertbare Daten zur Verfügung gestellt werden.

Folgende Ziele will der Bund Naturschutz mit den angeforderten  Daten verfolgen:

1) Fachliche Bewertungen von Auswirkungen des Grünlandumbruchs auf die Tier- und Pflanzenwelt:

Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sind auf Grünland als Lebensraum angewiesen.

  • Wir wollen mit den Daten überprüfen, wo die räumlichen Schwerpunkte des Grünlandumbruchs und damit auch die größten Beeinträchtigungen für Grünlandarten im Landkreis liegen.
  • Wir wollen bewerten, inwieweit schon erhebliche Lebensraumbeeinträchtigungen für bestimmte Grünlandarten erreicht sind. So ist beispielsweise für Wiesenbrüter ein Anteil an Wiesen von über 50% für eine Sicherung des dauerhaften Bestandes notwendig. Für Wiesenbrüter hat der Landkreis Donau-Ries in Bayern eine besondere Verantwortung.
  • Wir wollen bewerten, ob ein Zusammenhang zwischen Grünlandumbruch und Bestandsentwicklung vieler Arten erkennbar ist, die auf Grünland als Lebensraum und Nahrungshabitat angewiesen sind (Wiesenbrüter, Rotmilan, Storch, Sumpfohreule…).

2) Ziel ist es auf Basis der Untersuchungen Gegenmaßnahmen zu entwickeln:

  • Wir wollen die Daten für unsere Stellungnahmen für momentan zu erstellende FFH-Managementpläne nutzen. In diesen werden die Entwicklungsziele und Maßnahmen für FFH-Gebiete festgelegt.
  • Wir wollen eine politische Initiative starten, um in den Gebieten mit den größten naturschutzfachlichen Defiziten öffentlichen Flächenankauf und öffentliche Schutzmaßnahmen zu initiieren.
  • Wir wollen eigene Grundstücksankäufe prüfen, um Grünland in den wertvollsten Lebensräumen dauerhaft zu sichern (Beispiel: Projekt Mertinger Höll).

3) Rechtsverstöße aufdecken:

In vielen Schutzgebietsverordnungen oder anderen staatlichen Vorgaben ist ein Grünlandumbruchsverbot enthalten. Aus Einzelfallprüfungen wissen wir, dass in den entsprechenden Gebieten in der Praxis trotzdem Grünland umgebrochen wurde. Wir wollen mit den angeforderten Daten überprüfen, ob gegen Umbruchverbote verstoßen wurde.

Für Rückfragen:


Thomas Frey
BN-Regionalreferent für Schwaben
Tel:089-548298-64; Mobil: 0160-95501313
thomas.frey@bund-naturschutz.de

Alexander Helber
Stellv. Vorsitzender BN-Kreisgruppe Donau-Ries
und Projektleiter Mertinger Höll
Tel. 09070-670
alex.helber@gmx.de