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Bund Naturschutz zieht Grüne Bilanz 2003 für Schwaben

„Bayerns Schönheit bewahren“ als
Schwerpunkt-Aktion des BN

11.03.2004

„Schwabens Schönheit bewahren“ – der Schutz der schwäbischen Landschaft war Haupt-Schwerpunkt der 9 schwäbischen Kreisgruppen des Bundes Naturschutz in Bayern e.V. (BN) mit ihren 91 Ortsgruppen. Neben klassischen Naturschutzprojekten, Flächenankauf, regionaler Vermarktung für naturverträglich erzeugte Produkte oder den Einsatz für eine umweltgerechte Energie- und Verkehrspolitik bot das Jahr 2003 auch Anlaß zum feiern. Der BN-Landesverband feierte seinen 90. Geburtstag mit einem großer Tagung zum Flächenverbrauch im Kloster Roggenburg und einem festlichen Orgelkonzert auf der „Großen Roggenburgerin“, die Kreisgruppe Augsburg hat ihren 30. Geburtstag gefeiert. Die Kreisgruppen Memmingen-Unterallgäu und Ostallgäu-Kaufbeuren blicken 2004 auf 30 Jahre Einsatz für Natur und Umwelt zurück.


Dauerbrenner im klassischen Naturschutz
Bewährte Dauerbrenner der schwäbischen Kreisgruppen in der klassischen Naturschutzarbeit wurden auch 2003 fortgeführt. Das „Lindauer Apfelsaftprojekt“ der Kreisgruppe Lindau wurde zum Markennamen für Naturschutz in Verbindung mit hoher Qualität des Produktes. Zum festen Begriff ist auch das „Streuwiesen-Verbund-Projekt im schwäbischen Donauried“ geworden, mit dem die beiden Kreisgruppen Donauries und Dillingen unter finanzieller Förderung der Regierung von Schwaben zur Umsetzung des Gesamt-Ökologischen Gutachtens Donauried beitragen.

Weit in die Zukunft gedacht hat die Kreisgruppe Günzburg mit ihrem Projekt „Landschaft 1950 – Landschaft 2050“. Die Naturschützer haben gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds zusammen mit anderen Fachleuten Szenarien entwickelt, wie die Landschaft des Landkreises im Jahr 2050 aussehen könnte. Ein Rückblick auf den Zustand 1950 hat verdeutlicht, welche gravierenden Veränderungen in den letzten 50 Jahren erfolgt sind, und was bei einem „Weiter so“ in den nächsten 50 Jahren passieren würde. Eine Zukunftswerkstatt half bei der Erarbeitung einer idealen Landschaft. Dabei wurde auch deutlich, dass die Bilder sehr unterschiedlich ausfallen.

Schwabens Schönheit bewahren – Kampf gegen den Flächenverbrauch
Um die Landschaft zu erhalten, muss auch der Flächenverbrauch eingeschränkt werden. Der weiter grassierende Flächenverbrauch durch neue Gewerbe- und Wohngebiete und durch Straßen war 2003 Schwerpunktthema aller schwäbischer Kreisgruppen unter dem Motto „Bayerns Schönheit bewahren“.
Im Einsatz gegen den Flächenverbrauch in Schwaben hat sich beispielsweise die Kreisgruppe Aichach-Friedberg gegen den geplanten Freizeitpark am Friedberger Baggersee auf 50 ha Fläche eingesetzt. Durch die monströsen Ausmaße würde das Landschaftsbild im Raum Friedberg/Augsburg völlig umgestaltet. Ebenso hat der BN Ostallgäu-Kaufbeuren die Pläne der „Stausee-Vision“ bei Blaisweil scharf kritisiert. Statt Visionen von 930 ha großen neuen Seen mit 40 m hohen Dämmen hat die BN-Kreisgruppe ernste und dringend nötige Visionen für den Erhalt der Landschaft mit naturverträglicher Landwirtschaft, intakter Natur und einem Tourismus auf der Grundlage der vorhandenen Natur gefordert.

Die Kreisgruppe Lindau hat die Dimension geplanter Gewerbegebiete der Gemeinden Lindenberg und Scheidegg abgelehnt und für die Durchführung eines interkommunalen Gewerbegebietes geworben. Gerade im Landkreis Lindau gibt es zahlreiche Projekte, die nach wie vor mit einem unverantwortlich hohen Flächenverbrauch verbunden sind und vom BN abgelehnt werden müssen. Beispielsweise lehnte die Kreisgruppe einen geplante Bebauung zwischen Wasserburg und Lindau im Landschaftsschutzgebiet „Bodenseeufer“ strikt ab. Bislang sind die Planungen verhindert – ein Erfolg des BN.


Schutz der schwäbischen Alpen vor weiterer Aufrüstung
Im Alpenraum war auch 2003 wieder eine weitere Aufrüstung mit Schneekanonen und erweiterten Liftkapazitäten festzustellen, obwohl sowohl die ökologische als auch die ökonomische Belastungsgrenze vielfach bereits überschritten ist. Überregionaler Brennpunkt des Konfliktes zwischen Naturschutz und Alpinsport ist nach wie vor das Fellhorn. Im Jahr 2003 wurde hier sowohl die Beschneiung massiv erweitert (knapp 25 ha) als auch Anträge gestellt für die Verlegung und den Ausbau des Skiweges im Bereich des lange umkämpften Wildschutztgebietes „Scheidtobel“. Die Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu und der BN AK Alpen haben diese weitere Expansion des Skigebietes auf Kosten der Natur massiv abgelehnt. Mit den Planungen im Scheidtobel wird insbesondere für Birkhühner existentiell wichtiger Lebensraum weiter zerstört.

Zukunftsfähige Verkehrspolitik
Im Verkehrsbereich haben sich die schwäbischen Kreisgruppen 2003 konsequent für naturschonende und Geld sparende Alternativen zu geplanten Straßenbauprojekten eingesetzt. Insbesondere die Förderung des ÖPNV stand auch 2003 im Vordergrund. Die Kreisgruppe Augsburg beispielsweise fordert bereits seit vielen Jahren eine S-Bahn Augsburg und hat 2003 konkrete Schritte zur Umsetzung des „Regio-Schienen-Taktes Augsburg“ im Gesamtverkehrsplan Bayern gefordert. Neue Straßenplanungen wie die B 19neu zwischen Immenstadt und Kempten (Oberallgäu), die A 7 bis Füssen (Ostallgäu), die B 300 bei Gessertshausen und Diedorf wurde auch 2003 in ihren Fehlentwicklungen aufgezeigt und die Alternativen wurden dargestellt.

Eine Umorientierung in der Verkehrspolitik hat der BN in Schwaben auch bei den vorliegenden Planungen zu den beiden schwäbischen Flughäfen, Ausbau des Augsburger Flughafens und Zivilnutzung des Fliegerhorstes Memmingerberg, gefordert. Die deutliche Ablehnung der Planungen in einem Bürgerentscheid der Gemeinde Memmingerberg hat der BN Memmingen-Unterallgäu als deutliches Signal gegen den Ausverkauf der Landschaft bewertet.

Zukunftsfähige Energiepolitik ohne weiteren Ausbau der Wasserkraft
Auch in der Energiepolitik hat der BN eine umwelt- und naturverträgliche Energieversorgung gefordert. Dazu zählt die Ablehnung des geplanten größten deutschen Atommüll-Lagers in Gundremmingen ebenso wie die Ablehnung von weiteren Wasserkraftwerken der Fließgewässer im Allgäu. Insbesondere die Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu hatte 2003 mit einer großen öffentlichen Veranstaltung über geplante Zerstörung an Stillach, Breitach und Trettach informiert und im „Internationalen Jahr des Wassers“ für den Erhalt der letzten noch intakten Fließgewässer geworben. Die geplanten Projekte zerstören das Ökosystem Fließgewässer und bringen nur eine relativ geringe CO2-Einsparung, die wesentlich ökologischer durch Energiesparmaßnahmen zu erreichen wäre.


Mehr Natur in Hof und Flur
Mit der Durchführung des Wettbewerbes „Mehr Natur in Hof und Flur“ haben einige Kreisgruppen auch in Schwaben auf die Möglichkeiten einer naturnahen Landbewirtschaftung hingewiesen. Beispielsweise wurde von der Kreisgruppe Lindau der erste Preis an einen Landwirt vergeben, der regenerative Energien (Holz und Sonne) einsetzt, viele Strukturen am Hof (z.B. Nistkästen, Holzstapel) neu geschaffen hat und der auch seinen Wald naturnah bewirtschaftet.


Schwerpunkt Umweltbildung
Neben der Durchführung von Wettbewerben haben die schwäbischen Kreisgruppen auch 2003 wieder zahlreiche Informationsveranstaltungen, Exkursionen, Vorträge, Märkte und andere öffentliche Veranstaltungen durchgeführt, um das Bewußtsein für eine intakte Natur und konkrete Möglichkeiten des Naturschutzes für jeden aufzuzeigen. Die Umweltbildung hat einen hohen Stellenwert.


Ein besonders breites Spektrum hat 2003 die Kreisgruppe Neu-Ulm angeboten, von Famlien-Umweltnachmittagen, einem alternativen Ferienprogramm über Exkursionen mit dem Ökomobil und dem Angebot von Abenteuer-Öko-Geburtstagsfeten bis zur Beteiligung am 5. Roggenburger Ökomarkt.
Das steigende Interesse auch im Jahr 2003 gerade bei Kindern zeigt beispielsweise die Neugründung von 3 neuen Kindergruppen allein bei der Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu. Auch eine neue Ortsgruppe (Sontheim/Attenhausen) hat sich im Landkreis gegründet.