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Bund Naturschutz zieht „Grüne Bilanz 2006“: Vielen Erfolgen in Einzelprojekten steht Bedrohung von zahlreichen Naturflächen entgegen

Schwerpunkte 2007 für Niederbayern

 

 

 

16.02.2007

 

Als wichtige Erfolge in Niederbayern gelten das Bekenntnis der Bayerischen Staatsregierung zum Nationalpark, die Ausweitung und Stärkung des Widerstands gegen neue Staustufen an der Donau, der wachsende Einsatz für die gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion, das „Grüne Band Europas“, die bisherige Verhinderung des geplanten BMW-Fahrertrainings-Zentrums im Naturpark Bayerischer Wald, die Sicherung geplanter Landschaftsschutzgebiete bei Landshut, die vielfältigen Arten- und Biotopschutzprojekte sowie die regionale Umweltbildungsarbeit. Der Bund Naturschutz erfährt eine breite Unterstützung in der gesamten Bevölkerung für seine Anliegen. „Wir können eine insgesamt positive Bilanz unserer Aktivitäten ziehen“, so Hubert Weiger, der Vorsitzende des BN.

Dem steht der Verlust von zahlreichen Freiflächen gegenüber.  Niederbayern ist bayerischer Meister im Flächenverbrauch. In keinem anderen bayerischen Regierungsbezirk werden so viele Flächen für Verkehrs und Siedlungsprojekte überbaut. Der Bund Naturschutz (BN) wird sich verstärkt dafür einsetzen, Freiflächen für Mensch und Natur zu bewahren.

 
Nach dem jahrelangen Widerstand örtlicher Nationalparkgegner hat sich die bayerische Staatsregierung und Ministerpräsident Edmund Stoiber persönlich im vergangenen Jahr klar zum Nationalpark in den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenaubekanntund die Umsetzung der internationalen Vorgaben im Erweiterungsgebiet zugesagt. Danach soll auf einem Anteil von insgesamt 75 Prozent der Fläche das Prinzip „Natur Natur sein lassen“ herrschen und weitere Naturzonen ausgewiesen werden.

Doch leider torpedieren die Gegner des Nationalparks, insbesondere eine lokale Bürgerbewegung und CSU-Politiker vor Ort, diese Entwicklung.

Der Bund Naturschutz unterstützt die Position der Staatsregierung ausdrücklich, den Weg der Umsetzung der Nationalparkrichtlinien fortzuschreiten. Als Dankeschön überreichte die BN-Kreisgruppe Regen Ministerpräsident Stoiber ein Waldlerherz.

Die Bedeutung des Nationalparks für die regionale Wirtschaftsentwicklung und den Tourismus wurde durch die Eröffnung des Hauses zur Wildnis  in Ludwigsthal deutlich. Der Bund Naturschutz beteiligt sich aktiv daran, die Nationalparkregion zu stärken. Die Bund Naturschutz Service GmbH eröffnete im neuen „Haus zur Wildnis“ bereits seinen zweiten Nationalparkladen in der Region.

Durch den Einsatz des BN in der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Grünes Band, in der sich neben niederbayerischen auch tschechische und österreichische Naturschützer engagieren, kann eine grenzüberschreitende nachhaltige Entwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald – Sumava erreicht werden. 2006 konnte der Nationalpark Sumava vor einer Fehlinvestition in eine Skischaukel bewahrt werden.

Das Engagement für eine frei fließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen stellt auch in den Jahren 2006 und 2007 einen Schwerpunkt in der Arbeit des Bundes Naturschutz dar. In zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen wird für die Rettung des letzten längeren frei fließenden Abschnittes geworben. Höhepunkte im Jahr 2006 waren der Umweltpolitische Aschermittwoch mit etwa 250 Teilnehmern, das Fest an der Donau mit ca. 3000 Teilnehmern, die Natur- und Kulturerlebnisschifffahrt mit 280 Teilnehmern, sowie der Internationale Donaukongress mit 160 Teilnehmern. Daneben wurden zahlreiche kleinere Veranstaltungen und Exkursionen entlang der Donau durchgeführt. Die Kreisgruppe Deggendorf koordinierte die meisten Aktivitäten zur Donau zusammen mit den Landesgeschäftstellen. 

Gleichzeitig wurde auch die politische Arbeit zum Schutz der frei fließenden Donau mit einer Vielzahl von Terminen in Berlin und Brüssel intensiv fortgesetzt. Zur Landesplanerischen Beurteilung der Regierung von Niederbayern im Raumordnungsverfahren, die erhebliche Mängel aufweist, wurde eine detaillierte Bewertung ausgearbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese dient allen Freunden der frei fließenden Donau als wesentliche Informationsgrundlage.

Einen schweren Eingriff zu Lasten der Natur stellten die Rodungen in der Weichholzaue der Donau im Rahmen des sog. Deichvorlandmanagements dar, während der Maisanbau dort weiter geduldet wird. Ein wirksamer Hochwasserschutz kann nach Ansicht des BN durch sensible und kleinflächige Auslichtung tatsächlicher hydraulischer Hindernisse gewährleistet werden. Der BN wird sich 2007 intensiv dafür einsetzen, die Rodungen auf ein notwendiges Maß zu reduzieren und den Maisanbau in der Donauaue zu stoppen.

Die niederbayerischen Kreisgruppen beteiligten sich aktiv im „Bündnis Bayern für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft“. Sie organisierten Demonstrationen, Mahnwachen und Informationsveranstaltungen und sammelten zahlreiche Unterschriften für ein gentechnikfreies Bayern. In Passau machte eine Demonstration deutlich, dass die meisten Verbraucher und Landwirte Gentechnik in der Landwirtschaft ablehnen. Die Kreisgruppen Passau und Rottal-Inn organisierten regelmäßige Mahnwachen am Versuchsacker in Rottalmünster. Auf dem Regener Wochenmarkt konnten sich Passanten bei einem gentechnikfreien Frühstück von den Vorteilen regionaler und ökologischer Lebensmittel überzeugen. Durch den öffentlichen Druck sollten 2006 nur 2,5 ha Gentech-Mais und Kartoffeln in Niederbayern angebaut werden. Auch für 2007 sind nur knapp 3,5 ha Anbaufläche für Niederbayern gemeldet, die im Landkreis Deggendorf liegen. Niederbayern hat derzeit 4gentechnikfreie Regionen mit insgesamt 655 beteiligten Landwirten.

Niederbayern ist bayerischer Meister im Flächenverbrauch. Mit 8,5 m² neuer Verkehrs- und Siedlungsfläche pro Jahr und Person überflügelt Niederbayern die anderen bayerischen Regierungsbezirke deutlich. Neue Straßen-, Wohn- und Gewerbegebiete zerstören gerade im ländlichen Niederbayern überall wertvolle Freiflächen.

Flächenverbrauch in den bayerischen Regierungsbezirken

(in m² pro Person und Jahr):

Niederbayern

8,6

Oberpfalz

6,8

Oberfranken

6,6

Schwaben

5,6

Unterfranken

5,0

Oberbayern

3,8

Mittelfranken

3,7

 

Der Bund Naturschutz hat sich in allen Kreisgruppen dafür eingesetzt, den Flächenverbrauch zu verringern. So engagierte sich die BN-Kreisgruppe Straubing-Bogen zusammen mit dem Landesvorstand stark, das BMW-Offroad-Zentrum im Landschaftsschutzgebiet in Rettenbach zu unterbinden. Das Gebiet gilt als Lebensraum für Auerwild. Ein Mitglied des Landesvorstandes kaufte sogar extra einige Aktien, um das Thema auf der BMW-Aktionärsversammlung anzusprechen. Er erntete dort mit seiner Kritik zu dem geplanten Projekt Applaus. Einen wichtigen Teilerfolg konnte der BN verzeichnen, als im Oktober der Umweltausschuss des Bayerischen Landtages eine entsprechende Petition mit der Maßgabe der Alternativenprüfung würdigte. In der Stadt Deggendorf ist das sog. Himmelreich von Bebauung bedroht. Das ehemalige Übungsgelände der Polizei umfasst 60 ha besonders artenreiche Magerweiden und -wiesen. In beiden Fällen hofft der Bund Naturschutz auf ein Einlenken der Genehmigungsbehörden im Sinne des Naturschutzes.

Einen Erfolg konnte der Bund Naturschutz in Landshut feiern. Nachdem sich fast 4500 Landshuter in die Unterschriftslisten für ein Bürgerbegehren zum Schutz des Josaphat-, Metzen- und Rosentals eingetragen hatten, wurde das Gebiet wieder voll als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und so vor einer möglichen Bebauung geschützt.

Einen wichtigen Zwischenerfolg kann der BN im Landkreis Kehlheim vermelden: Die Regierung von Niederbayern stellt das Planfeststellungsverfahren für die Ortsumgehung von Lindkirchen ein, die ein wertvolles Feuchtbiotop bedrohte. Der Kreistag beschloss allerdings eine Klage gegen diese Entscheidung, obwohl sogar der eigene Landrat ein solchen Vorgehen nicht mittragen wollte.

Rückschläge waren die Fortsetzung der Planungen von überdimensionierten Verkehrsprojekten, wie beispielsweise die geplante B15neu bei Landshut oder die Autobahn A 94 von Simbach nach Pocking.

Der Arten- und Naturschutz wird in Niederbayern vom BN durch mannigfaltige Aktivitäten gefördert: von den Amphibienaktionen, für die in fast allen niederbayerischen Kreisgruppen viele hundert freiwillige Helfer nachts und bei Regen unterwegs sind.

Herausragende Artenschutzprojekte sind bespielsweise die Rettungsaktion für das Königsauer Moos im Landkreis Dingolfing-Landau, welches insgesamt 52 ha wertvollste Niedermoor- und Wiesenflächen umfasst. In der Donauleiten in Landkreis Passau baute die Bund Naturschutz Kreisgruppe eine sog. Hirschkäferwiege. Diese soll dem selten gewordenen Hirschkäfer zur Fortpflanzung dienen.

Umweltbildung für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren oder Familien war ein Schwerpunkt vieler niederbayerische BN-Gruppen im Jahr 2006.

Die Kreisgruppe Kehlheim wurde für ihr herausragendes Umweltbildungsprogramm RADULA von der UNESCO ausgezeichnet. Dieses Projekt bietet Kinder- und Jugendgruppen naturkundliche Führungen in den Lebensräumen Hecke, Wasser, Wald und Wiese an. Sie verknüpfen die in der Natur gewonnenen Erkenntnisse mit den Unterrichtsfächern Chemie, Biologie, Kunst oder  Geschichte. RADULA ist ein Gemeinschaftsprogramm der BN-Kreisgruppe und des Landschaftspflegevereins VöF.

Besonders erfreulich und sicher auch ein Ergebnis der jahrelangen Aufklärungs- und Lobbyarbeit des BN sind die Entwicklungen bei der alternativen Energieversorgung in Niederbayern: Die Region Landshut trägt durch seine Spitzenposition maßgeblich dazu bei, dass Bayern Solarweltmeister ist. Erstmalig wurde über 1% des Strombedarfs solar erzeugt, was weltweit absolut einmalig ist. Bayern produziert mehr Solarstrom als Japan und die USA zusammen.

Das atomareZwischenlager Ohu/Niederaichbach zeigt die hilflose Antwort auf die Frage nach der Endlagerung der strahlenden Brennelemente aus unseren Atomkraftwerken. Die  BN Kreisgruppe Landshut hat zusammen mit anderen Bürgerinitiativen Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht gegen das Zwischenlager mit der Begründung eingereicht, dass das Atommülllager die wesentlichen Grundrechte auf Leben und körperliche Unversehrtheit verletzt.

Erfreulich ist das Wachstum bei den bayerischen Mitgliedszahlen: Der BN hat Ende 2006 erstmals über 170.000 Mitglieder und Förderer. Davon sind es in Niederbayern 16.703 Mitglieder und Förderer in 12 Kreisgruppen. Der BN sagt allen Neuen "Herzlich willkommen bei den Freunden der Erde".

 

Schwerpunkte des BN in Niederbayern 2007

 

  • Rettet die frei fließende Donau: Die Umsetzung des Bundestagsbeschlusses für einen sanften Ausbau der Donau wird auch im Jahr 2007 im Mittelpunkt zahlreicher Aktivitäten stehen.
  • Bayerns Heimat bewahren (Flächenschutz): Die niederbayerischen Gemeinden und Kreise müssen ihren Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsprojekte massiv reduzieren. Damit ist ein Verzicht auf unnötige Straßenbauprojekte wie die B15 neu und eine Trendwende in der Siedlungspolitik hin zur Stärkung der Ortskerne notwendig.
  • Für gentechnikfreie Landwirtschaft und Landschaft in Bayern: Mit Aktionen gegen Gentechnik im Essen und für die dauerhafte Sicherung der gentechnikfreien Produktion will der BN den BürgerInnen mehr Sicherheit bei den Nahrungsmitteln verschaffen und eine Aufweichung des Gentechnikgesetzes verhindern. Insbesondere die Veranstaltungen zu gentechnikfreien Futtermitteln sollen 2007 ausgeweitet werden.
  • Bayerns Naturerbe sichern: im Nationalpark Bayerischer Wald sowie auch in den zahlreichen Naturjuwelen über das Land verteilt.

Weitere bayernweite Schwerpunkte werden der Einsatz für den naturnahen Wald, die alternative Energien und Initiativen zum Klimaschutz sein. Insbesondere die Werbung für Wärmedämmung von Gebäuden als beste Umweltinvestition, die Verkehrswende Richtung Verkehrsvermeidung und -verlagerung auf die Bahn sowie Initiativen für Energiealternativen werden weiter vorangetrieben.

Bayern hat als einziger Alpenanrainer eine besondere Verantwortung für die Alpenpolitik in Deutschland. Der Schutz der Alpen vor weiterer Verbauung und Erschließung ist angesichts der gerade in den Alpen besonders schweren Auswirkungen der Klimaveränderungen dringender denn je.

Nicht zuletzt wird der Verband die Mitgliederwerbung zur Sicherung des unabhängigen BN verstärken. Die bewährte Umweltbildungsarbeit, die Biotoppflege und viele andere Themen bleiben selbstverständlich wichtige Aufgaben des BN. Die Schwerpunkte werden durch lokale Projekte der Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.

Auch 2007 wird der Bund Naturschutz das grüne Gewissen Niederbayerns bleiben.

 

gez. Prof. Dr. Hubert Weiger

Landesvorsitzender

 

gez. Richard Mergner

Landesbeauftragter

 

gez. Paul Riederer

Vorsitzender Kreisgruppe Landshut

 

Thomas Frey

Vertretung Regionalreferent

Tel: 089/548298-88