BUND Naturschutz zieht trotz Covid-Krise positive „Grüne Bilanz 2020“
„Mit der parallel ablaufenden Klima- und Biodiversitätskrise steht die Bewältigung von Menschheitsaufgaben bevor. Ministerpräsident Markus Söder und die CSU-Freie Wähler-Landtagsmehrheit müssen auch bei diesen Herausforderungen endlich vom Reden zum Handeln kommen“, fordert Mergner in der Jahresbilanz des BUND Naturschutz.
Der BUND Naturschutz sei enttäuscht, dass den Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag und den großen Ankündigungen nahezu keine Taten gefolgt sind. Der steigende Flächenfraß mit 10,8 Hektar pro Tag in Bayern oder der Beschluss eines zahn- und mutlosen bayerischen Klimaschutzgesetzes seien hierfür traurige Belege. „Umso mehr wollen wir das Jahr 2021 mit der Bundestagswahl zum Entscheidungsjahr für einen vorsorgenden Klima- und Gesundheitsschutz machen“, so Mergner. Hierfür seien auch neue Allianzen von Fridays for future über die Arbeiterwohlfahrt bis hin zu umweltbewussten bayerischen Unternehmen und der IG Metall geschlossen worden.
BUND Naturschutz wächst auf über 250.000 Mitglieder
Der BUND Naturschutz ist im zurückliegenden Jahr gut durch die Krise gekommen, musste keine Kurzarbeit anmelden und konnte das Mitgliederwachstum fortsetzen. Im Jahr 2020 hat der BUND Naturschutz die Schwelle von einer Viertelmillion Mitgliedern überschritten und zählt am Jahresende 255.000 Mitglieder und Förderer. Die Nachfrage nach Angeboten in der Natur, für regionale Produkte, für „Selbermachen“ oder andere Tipps für ökologisches Leben ist durch das steigende Bewusstsein um intakte Natur und Umwelt in der unmittelbaren Umgebung gestiegen, die BN-Aktiven waren trotz der Einschränkungen hoch aktiv. Über eine Million Stunden Gemeinwohlarbeit wurden von den ehrenamtlich Aktiven in den rund 600 Kreis- und Ortsgruppen des BUND Naturschutz für den Schutz von Mensch und Natur geleistet.
„Die Covid-Krise hat die gleichen strukturellen Ursachen wie die Klima- und Biodiversitätskrise. Um sie zu bewältigen, müssen wir in vielen Bereichen radikal umsteuern“, so die stellvertretende BN-Landesbeauftragte Dr. Christine Margraf. „Die Milliarden Steuergelder für graue Infrastruktur müssen endlich in grüne Infrastruktur umgewidmet werden. Die letzten zehn Monate haben gezeigt, wie wichtig intakte Natur und gesunde Umwelt vor Ort auch für die Menschen ist und dass wir mehr davon brauchen. Ein Stopp des weiteren Straßenneubaus in Bayern und das endgültige Ende für große Infrastrukturprojekte wie die Dritte Startbahn am Münchner Flughafen müssen in 2021 kommen, ebenso eine Renaturierungs-Offensive für Moore und Gewässer.“
Licht und Schatten Beim Wald und im Artenschutz
Mit der Ausweisung von knapp 60.000 Hektar Naturwäldern und der Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald hat die Staatsregierung erste Schritte der gemeinsamen Naturwald-Studie von BN und Greenpeace umgesetzt. Mit der Weltenburger Enge ist erneut eine vom BUND Naturschutz gerettete Landschaft unter Schutz gestellt worden. Die Weltenburger Enge konnte in den 1970er vor einer Staustufe bewahrt werden und ist heute eine beliebte Erholungslandschaft.
„Die Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise werden auch in Bayern immer sichtbarer. Das Waldsterben 2.0 macht in Bayern nicht halt. Deshalb setzt sich der BUND Naturschutz für einen natürlichen Mischwaldaufwuchs ohne Zaun und Reduzierung der überhöhten Wildbestände ein. Auch in Bayern trocknen inzwischen Gewässer aus und sinkt der Grundwasserspiegel. Die Wiederherstellung eines intakten Landschaftswasserhaushaltes ist dringender denn je“, so Margraf. Moorrenaturierung, Gewässer-Redynamisierung und ein dezentraler naturnaher Wasserrückhalt bleiben auch 2021 Schwerpunkte im BN.
Im Artenschutz meldet der BN etliche eigene Erfolge: im Bayerischen Wald konnte die Waldbirkenmaus, eines der stark gefährdeten Säugetiere Europas, nachgewiesen und gefördert werden. In einigen Regionen Nordbayerns konnten sich Wildkatzen wieder dauerhaft ansiedeln. Erstmals konnte eine Wildkatze im Landkreis Kitzingen nachgewiesen werden. Das zeigt eine breit angelegte Untersuchung. Im Frühjahr konnte trotz Ausgangsbeschränkungen die große Amphibienrettungsaktion durchgeführt werden. Um einen besseren Schutz früher weit verbreiteter Arten der Agrarlandschaft zu erreichen, hat der BN stellvertretend für den Feldhamster eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht. Der Feldhamster steht in Bayern kurz vor dem Aussterben. Für den Fischotterschutz musste der BN Klage beim Verwaltungsgericht in Regensburg einreichen, so dass zumindest in diesem Jahr keine Fischotter getötet wurden.
Umsetzung des Bienen-Volksbegehrens läuft zu schleppend
Mehr als eineinhalb Jahre nach dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ werden immer noch zu viele bienengefährliche Pestizide eingesetzt. Deshalb ist es umso wichtiger, die breite Unterstützung des bayerischen Volksbegehrens auf die europäische Ebene zu tragen und in Brüssel bienengefährliche Stoffe zu verbieten. Die europäische Bürgerinitiative „Bauern und Bienen retten“ benötigt noch ca. eine halbe Million Unterschriften bis zum Sommer 2021.
Die Umsetzung des Volksbegehrens in Bayern kritisiert der BN als schleppend. Bei den Gewässerrandstreifen und der Streuobstverordnung wurden die Ziele durch die bayerischen Vollzugs-Vorgaben sogar ausgehöhlt. Deshalb hat der BN gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz Klage beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof eingereicht. Positiv ist die erhöhte Personal- und Mittelausstattung der Naturschutzverwaltung, daher muss 2021 nun ein Jahr der deutlichen und sichtbaren Fortschritte in der Umsetzung werden.
Für Rückfragen
Richard Mergner
Landesvorsitzender
Tel. 0171-6394370
Dr. Christine Margraf
Stellvertretende Landesbeauftragte
Tel. 089 / 54 82 98 89