Das Grüne Band feiert 25-jähriges Jubiläum
Akteure aus Bayern, Thüringen, Sachsen und Hessen feierten heute den 25. Geburtstag von Deutschlands größtem Naturschutzprojekt in der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken (ÖBO) im Wasserschloss Mitwitz - der Keimzelle des Grünen Bandes. Eingeladen hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Nach 25 Jahren Naturschutzarbeit zu Erhalt und Entwicklung der wertvollen Lebensräume entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze über Länder-, Verwaltungs-, Ressort-, Partei- und Verbandsgrenzen hinweg zogen die rund 70 haupt- und ehrenamtlichen Teilnehmer gemeinsam Bilanz.
Dringender Handlungsbedarf
180 Kilometer des bundesweiten Biotopverbunds sind durch intensive Landnutzung und Straßen zerstört, nur ein Drittel der Fläche des Grünen Bandes steht unter ausreichendem Schutz. Dr. Kai Frobel, Artenschutzreferent beim BN und Initiator des Grüne-Band-Projekts, unterstrich: "Neue Umbrüche zu Acker, Grünlandintensivierungen, Zerschneidungen und Flächenverluste durch Infrastrukturmaßnahmen sind im Grünen Band unbedingt zu verhindern. Der BUND hat 700 Hektar Flächen am Grünen Band durch Ankäufe gesichert, die mit Spenden finanziert wurden. Noch 20 Millionen Euro wären schätzungsweise nötig, um die restlichen privaten Flächen des Grünen Bandes zu erwerben und damit langfristig zu sichern. Den Naturschutzstiftungen der Länder wurden ca. 50 Prozent der Fläche des Grünen Bandes mit Zielbestimmung Naturschutz übertragen. Das ist ein großer Meilenstein für das Grüne Band aber bei weitem nicht genug. Zukünftig müssen in einem "Bundesprogramm Grüne Infrastruktur" Gelder bereit gestellt werden, um Lücken im Lebensraumverbund zu schließen, Pufferflächen in sensiblen Bereichen einzurichten und andere großflächige Naturflächen an das Grüne Band anzuschließen."
Grünes Band als Nationales Naturmonument ausweisen
Bund und Länder sind aufgefordert das Grüne Band als Nationales Naturmonument zu schützen. "Die aktualisierte Bestandsaufnahme belegt, das Grüne Band ist das einzige länderübergreifende Biotopverbundsystem Deutschlands und ebenso einzigartig wie unersetzlich. Es ist nicht nur ökologisches Rückgrat, sondern auch Ort der Erinnerung an die friedliche Überwindung der deutschen Teilung und als solches muss es auch für nachfolgende Generationen erhalten bleiben." sagte Dr. Liana Geidezis, Leiterin Grünes Band des BUND. Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND, mahnte, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. Ungeachtet der Erfolge der letzten 25 Jahre für das Grüne Band, müsse sich der Naturschutz angesichts der Intensivierungswellen in der industriellen Landwirtschaft neuen Herausforderungen stellen. "Bund und Länder müssen gegenüber der Agrarlobby mehr Mut zeigen. Immer wieder fordern wir von anderen Ländern, die wirtschaftlich weitaus schlechter dastehen als Deutschland, ihren Regenwald zum Schutz des Weltklimas nicht zu roden. Selber bekommen wir es aber nicht hin, gerade mal rund 0,005 Promille der Fläche der Bundesrepublik, dies entspricht dem Gebiet des Grünen Bands, ausreichend zu schützen," betonte Hubert Weiger.
Dr. Elsa Nickel, Abteilungsleiterin im Bundesumweltministerium: "Die Aufnahme des Grünen Bandes als eigenständige Kategorie in das Nationale Naturerbe war der entscheidende Durchbruch für die langfristige Sicherung des Grünen Bandes. Mit dem vom BMUB geförderten Projekt "Lückenschluss Grünes Band" werden wir uns nun gemeinsam mit dem BUND dafür einsetzen, dass der Biotopverbund im Grünen Band vervollständigt wird." Dr. Burkhard Vogel, Geschäftsführer des BUND Thüringen, unterstrich, "das Grüne Band ist prädestiniert, Deutschlands erstes Nationales Naturmonument zu werden. Ich begrüße daher ausdrücklich die Bemühungen des Landes Thüringen hier als Vorreiter aktiv zu werden". Als modellhaft gilt der Vogtlandkreis mit seinem umfassenden Schutz des Grünen Bandes in Sachsen. Hier steht das Grüne Band auf seiner Länge von rund 42 Kilometern komplett unter Naturschutz und konnte durch langjähriges Management sogar über eine Länge von 10 Kilometern um 36 Hektar verbreitert werden. Sachsen ist damit Vorbild für die anderen Länder mit Anteil am Grünen Band.
Geschichte des Grünen Bandes
Kurz nach dem Mauerfall, am 09. Dezember 1989, lud der BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), der bayerische Landesverband des BUND, zum ersten gesamtdeutschen Naturschützertreffen ins oberfränkische Hof ein. Die mehr als 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Ost- und Westdeutschland beschlossen in einer Resolution die wertvollen Biotope, die sich im Schatten der unmenschlichen innerdeutschen Grenze entwickelt hatten, als Grünes Band zu sichern. Schon damals war der Todesstreifen ein Rückzugsraum für seltene Tier- und Pflanzenarten, wie Braunkehlchen und Neuntöter. Nachgewiesen wurde dies weit vor Grenzöffnung durch Untersuchungen der Vogelwelt im Raum Mitwitz, die von ehrenamtlichen Naturschützern unter Federführung des heutigen BN-Artenschutzreferenten Dr. Kai Frobel durchgeführt wurden. Das 17.712 Hektar umfassende Grüne Band ist laut Nationaler Strategie zur Biologischen Vielfalt Leuchtturmprojekt zum Erhalt der Artenvielfalt und als Rückgrat eines länderübergreifenden Biotopverbundes, der auf zehn Prozent der Landesfläche umgesetzt werden soll, im Bundesnaturschutzgesetz verankert. Es ist Querschnitt durch fast alle deutschen Naturräume, beherbergt rund 150 verschiedene Lebensraumtypen und über 1.200 gefährdete Arten der Roten-Listen.
Die Jubiläumsveranstaltung "25 Jahre Grünes Band" fand in Kooperation mit der Ökologischn Bildungsstätte Oberfranken (ÖBO), dem Naturschutzzentrum Wasserschloss Mitwitz, statt und wird finanziell unterstützt von der Sparkasse Kulmbach-Kronach.