DER BIBER – EIN URALLGÄUER – IST FÖRDERER DER ARTENVIELFALT UND DES HOCHWASSERSCHUTZES
Wie keine zweite Tierart gestaltet der Biber seinen Lebensraum selbst. Berühmt sind seine Burgen und Dämme. Mit Letzteren fördert er die Artenvielfalt und trägt effektiv zum Hochwasserschutz bei. Dieser Ureinwohner des Allgäus war in Bayern über 130 Jahre vom Menschen ausgerottet, ehe er sich in den letzten Jahren wieder verbreitet hat. Nun ist er auch im Landkreis Lindau angekommen, einem der letzten bisher noch biberlosen Landkreise.
In der biberfreien Zeit haben die Menschen das Zusammenleben mit dem Biber verlernt. Überschwemmungsgebiete wurde in Nutzung genommen, Landwirtschaft wird bis an die Bachufer betrieben, ohne Uferrandstreifen freizulassen. Daher entstehen immer wieder Konflikte mit dem Biber. „Auch der Mensch muss sich wieder dem Biber anpassen, indem er Uferrandstreifen schafft und dem Biber in Feuchtgebieten Lebensräume zur Verfügung stellt. Eine Abschwächung des Schutzstatus und pauschale Bibertötungen sind nicht der richtige Weg“, so Gerhard Schwab, BN-Biberberater für Südbayern.
Der Biber im Allgäu
Im Unterallgäu wird der Bestand auf 300 Reviere (ca. 1.000 Tiere) geschätzt, er ist flächendeckend verbreitet. Seit 2012 wurden hier über 100 Biber abgeschossen. Der Abschuss von Bibern sollte bei Konflikten aber nur die Ultima Ratio sein. Kreative Vorsorgemaßnahmen sind gefragt, wie die von Landwirt und BN-Vorstandsmitglied Andreas Blank: Er verhinderte eine Überschwemmung seiner Felder dadurch, dass er ein Umgehungsgerinne schuf, welches das Wasser von den landwirtschaftlichen Flächen abfließen ließ, aber den Biberbau und den Staudamm erhalten hat.
Im Landkreis Lindau war bisher noch einer der weniger biberfreien Landkreise. Nun ist er auch dort angekommen. Er wurde erstmalig am Schwarzenbach in der Gemeinde Hergatz gesichtet. Am Bodensee ist der Biber schon länger präsent, z. B. an der württembergischen Argenmündung oder im Rheindelta. Vom Bayerischen Bodenseeufer hat er sich aber bisher ferngehalten.
Im Oberallgäu ist der Biber mit etwa 50 Biberrevieren (ca. 180 Tiere) noch mit Lücken präsent. So haben die Illerrenaturierungen und Flußaufweitungen der letzten Jahre dem Biber gute und konfliktfreie Lebensräume in den Illerauen geschaffen. So konnte sich der Biber beispielsweise in den Illerauwäldern bei Altstädten ansiedeln, was die Stadt Sonthofen dazu bewogen hat, dort eine Umweltbildungsstation mit dem Namen „Biberhof“ einzurichten.
Im Ostallgäu ist der Biber mit ca. 180 Revieren (ca. 500-600 Tiere) im ganzen Landkreis gut vertreten. Auch hier hat er v. a. in naturnahen Landschaften konfliktfreie Lebensräume, wo der Mensch die Flächennutzung nicht maximiert hat und an den Gewässern Lebensräume für Tiere und Pflanzen bewahrt wurden. Ein Positivbeispiel ist die aufgelassene Teichlandschaft bei Waal (siehe beiliegendes Foto)
Der Biber Baumeister der Natur
Ist ihm das Wasser stellenweise zu flach, baut der Biber einen Damm und staut das Wasser an. Damit erschafft er ein neues Feuchtbiotop, eine Wohnung für viele selten gewordene Tiere und Pflanzen. Fischotter, Schwarzstorch, Frösche und Molche, zahlreiche Fischarten und Libellen fühlen sich im Biberrevier wohl.
Kostenlos und "Hand in Pfote" mit der Wasserwirtschaft renaturiert der Biber begradigte Flüsse und Bäche. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten! Die Artenzahl steigt sprunghaft an. Darunter sind auch ehemalige Allerweltsarten, wie der Laubfrosch, die heute leider immer seltener werden. Neben vielen anderen Arten nutzt er im Biberrevier die flachen, von der Sonne aufgewärmten Uferzonen des Biberbiotops, während er sich am Tag gleich nebenan in der neu entstandenen Schilfzone versteckt.
Doch auch Fische profitieren enorm. Die Reste einer Bibermahlzeit, wie z.B. abgenagte Weidenäste bieten jetzt der Fischbrut Versteckmöglichkeiten. Während sich die kleinen Fische wie auch die Kaulquappen der Frösche, Kröten und Molche in den flachen Gewässerabschnitten tummeln, stehen in den tiefen Stellen gleich am Biberdamm die größeren Fische und warten auf Nahrung.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben nämlich ergeben, dass neben einer höheren Zahl an Fischarten auch das Gewicht der einzelnen Tiere steigt. Im Dschungel von Biberburgen können die Fischdichten können 80mal höher sein als in biberfreien Gewässern. Der der Biber schafft mit seinen Dämmen und Burgen neue Strukturen im Wasser, die von den Fischen dankend angenommen werden. So ist auf der Rückseite des Damms das Wasser klar gefiltert und die Bachsohle kiesiger. Hier finden Forellen und Äschen ideale Laichplätze.
Selbst liegen gebliebene Bäume sind ein Segen für die Flussökologie. In der Strömung verwirbeln sie das Wasser, reichern es mit Sauerstoff an und bieten mit ihrem Astgewirr den Fischen exzellenten Unterschlupf und Brutstätte. Nicht umsonst bringen auch Fischereivereine künstlich Baumstämme ins Wasser ein - der Biber macht dies kostenlos.
Für Rückfragen:
Thomas Frey
Regionalreferent für Schwaben
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