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Deutsche Einheit im Naturschutz "!

Bayerisches und Thüringisches Umweltministerium trafen sich mit der Evangelischen Kirche und dem
Bund Naturschutz am Grünen Band. Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) ist zusammen mit der Evangelischen Kirche in Bayern seit 2002 gemeinsamer Träger.

29.09.2006

Zwei Drittel des Grünen Bandes auf einen Schlag gesichert?
Zum 16. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung appelliert der BN nachdrücklich an die Bundesregierung und die beteiligten Länder, den Durchbruch zum Schutz des Grünen Bandes nicht scheitern zu lassen. Der BN setzt sich seit über 16 Jahren für die Erhaltung der einzigartigen Lebensräume entlang des Grünen Bandes ein. Das klare Bekenntnis der rot-schwarzen Bundesregierung in den Koalitionsvereinbarungen, die wertvollen Naturschutzflächen in Besitz des Bundes nicht mehr zu verkaufen, sondern als "Nationales Naturerbe" zu sichern und den Ländern kostenlos zu übertragen, ist einer der größten Erfolge im Naturschutz in den letzten Jahren. Dies könnte ein Vorzeigeprojekt im Naturschutz, aber auch ein Prüfstein für die Glaubwürdigkeit der großen Koalition sein. Hiervon profitiert vor allem auch das Grüne Band, welches sich zu 65 Prozent (ca. 10.000 Hektar) in Bundesbesitz befindet und dem nun nicht mehr droht, auf dem freien Grundstücksmarkt verscherbelt zu werden. Thüringen hat die Federführung bei den Verhandlungen mit dem Bund übernommen, zudem hat es eine besondere Verantwortung, da rund 4900 Hektar allein auf Thüringen übertragen werden sollen.
BN-Vorsitzender Prof. Hubert Weiger: "Wir fordern den Bund und die Länder auf, 16 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung auch eine Einigung zur Sicherung dieses unersetzbaren Lebensraumverbundes für kommende Generationen zu erreichen und die Übertragung aller bundeseigenen Flächen an die Länder mit der Zweckbestimmung Naturschutz nun konsequent zu realisieren." Die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern zur zügigen Umsetzung der kostenlosen Flächenübertragung stocken. Uneinigkeiten zu den Übernahmemodalitäten hinsichtlich der Naturschutzkriterien zögern die längst überfällige Sicherung des Grünen Bandes hinaus. Das Grüne Band ist bislang nur zu einem Drittel unter Naturschutz gestellt. Längst sind nicht alle wertvollen Biotope mit ihrem Artenreichtum gesichert. Durch landwirtschaftliche Intensivnutzung sind bereits 11 Prozent (1.949 Hektar) des 17.656 Hektar großen Biotopverbundes zerstört. Aktuelle Untersuchungen ergaben, dass die Beeinträchtigungen insbesondere in den durch intensive Landwirtschaft geprägten Regionen am Grünen Band weiter voran schreiten.
Das von der Ostsee bis ins bayerisch-sächsische Vogtland reichende 1393 Kilometer lange Grüne Band ist Heimat von über 600 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten und ein unverzichtbares "lebendiges Denkmal" der jüngeren deutschen Zeitgeschichte. Zudem ist es Keimzelle der fantastischen Vision des Grünen Bandes Europa entlang des ehemaligen "Eisernen Vorhangs" vom Eismeer bis ans Schwarze Meer.

Positives Beispiel: Kirchengrundstücke als Rückgrat und Erweiterung einer Biotopvernetzung
Beispielhaft für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist das bundesweit einmalige Arten- und Biotopschutzprojekt "Biotopverbund mit Kirchengrund" im Altlandkreis Naila im östlichen Frankenwald. Dabei arbeiten die evangelischen Kirchengemeinden im Dekanat Naila, weitere Grundstücksbesitzer und der Bund Naturschutz zum Erhalt der heimischen Flora und Fauna zusammen. Finanziell getragen wird dieses beispielhafte Vorhaben mit einem Projektvolumen in Höhe von 495.000,- Euro vom Bayerischen Naturschutzfonds.
Der Aufhänger zu dieser erfreulichen Allianz aus Kirche und Naturschutz war die Frage nach einem nachhaltig verantwortlichen Umgang der Kirche mit ihrem Grundbesitz. Viele gefährdete Pflanzen- und Tierarten sollen durch eine Biotopvernetzung unter Einbeziehung der 123 Hektar land- und forstwirtschaftlich genutzten kirchlichen Grundstücke bessere Überlebensbedingungen erhalten. So besitzt diese Mittelgebirgsregion für Schwarzstorch, Braunkehlchen und Holunderknabenkraut bayernweit eine besondere Verantwortung. Die ehemals charakteristischen, offenen Frankenwaldtäler werden von den standortfremden Fichtenaufforstungen der vergangenen Jahrzehnte befreit, so dass die Bachtäler ihre Funktion als ökologische Lebensadern wieder zurück erhalten. Dem starken Rückgang der landesweit bedeutsamen Wiesenbrütervorkommen, insbesondere der Braunkehlchen, wirkt die mit Landwirten vertraglich vereinbarte Grünlandextensivierung entgegen. Zum Erhalt des stark gefährdeten Rebhuhns als Indikator einer artenreichen Feldflur dienen Strukturanreicherungen mit Hecken, Rainen, Stoppelbrachen und die Förderung des Hackfruchtanbaus. Für dieses umfangreiche Vorhaben treffen seit 2002 regelmäßig Vertreter der Fachbehörden, Verbände, Landnutzer, Kommunen und natürlich der Kirchen in einer projektbegleitenden Steuerungsgruppe. Genauso wichtig wie die konkrete Umsetzung einzelner biotopverbessernder Maßnahmen ist eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung für die bedrohten Spezies vor ihrer Haustür zu sensibilisieren. Mit ihrer flächendeckenden Präsenz kommt der Kirche diesbezüglich eine wesentliche Aufgabe zu. Im Gegenzug bietet dieses Naturschutzprojekt Chancen für eine attraktive kirchliche Umweltbildung. Gottesdienste und Gemeindeausflüge ins Grüne, naturkundliche Wanderungen für kirchliche Gruppen, konkrete Naturschutzaktionen mit Konfirmanden und vieles mehr führen zu einer Identifikation mit den Projektzielen.