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Gentechnisch kontaminiertes Saatgut auch in Bayern?

04.05.2005

Wurde konventionelles Mais-Saatgut der Firma Pioneer mit einer GVO-Verunreinigung von mehr als 1% auch in Bayern auf den Markt gebracht " - BN fordert sofortiges Handeln von Landwirtschaftsmi-nister Miller und Umweltminister Schnappauf

Ein neuer Skandal um gentechnisch verunreinigtes Saatgut, das von der Fa. Pioneer nach Deutschland und möglicherweise auch nach Bayern gelie-fert wurde, zeichnet sich ab. Nach Informationen des Bundes Naturschutz (BN) ist Hessens Umweltminister Dietzel bereits seit dem 4. April 2005 dar-über informiert, dass die US-Firma Pioneer Maissaatgut auf den Markt ge-bracht hat, das mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) verunrei-nigt ist. Die Maisaussaat hat schon begonnen, ohne dass die Landwirte und die Öffentlichkeit in Bayern über diese mögliche illegale Verunreini-gung informiert wurden. Nach derzeitiger Rechtslage darf konventionelles Saatgut keinerlei GVO-Spuren enthalten. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Verunreinigung durch GVO erfolgt, die eine Zulassung in der EU besitzen. Das Mais-Saatgut, in dem offenbar Verunreinigungen durch den Monsanto-Mais MON810 von über 1 % nachgewiesen wurden, stammt aus Kanada und wurde angeblich auch nach Bayern geliefert - wie auch nach Hessen und Baden-Württemberg. Wenn Saatgut mit GVo kontaminiert ist, ohne dass die Bauern dies wissen, werden sie gegen ihren Willen zu Handlan-gern der Gentechnikindustrie, und die gentechnikfreie Produktion könnte dann bald nicht mehr gewährleistet werden.

"Der mögliche neuerliche Skandal um illegale gentechnische Verunreini-gung von Saatgut zeigt die Absichten der Gentechnikkonzerne, Zug um Zug durch die Hintertüre zu versuchen, vollendete Tatsachen zu schaffen", kritisierte Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bundes Natur-schutz in Bayern. "Dies darf auf keinen Fall von der bayerischen Politik gedeckt werden, was in höchstem Maße unverantwortlich gegenüber der Mehrheit der Landwirte wäre, die ein Recht auf gentechnikfreie Produktion haben. Strengere Kontrollen und entsprechende Maßnahmen sind nötig, um die gentechnikfreie Produktion in Deutschland und Bayern zu schüt-zen". Der BN fordert, dass die betroffenen Felder umgebrochen werden, wenn sich der Verdacht erhärten sollte.

Behörden schweigen
Esa ist davon auszugehen, dass alle betroffenen Gentechnikbehörden in den Bundesländern über den Kontaminationsskandal informiert wurden. Doch vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten und dem Bayeri-schen Staatsministerium für Umweltschutz, zuständig für Gentechnikfragen, wurden bislang keine offiziellen Informationen über entsprechende Untersuchun-gen und deren Ergebnisse verlautbart.


BN fordert umfassende Sofortmaßnahmen von den zuständigen Behörden

Der Bund Naturschutz fordert von den Staatsministern Miller und Staatsminister Schnappauf, die von Pioneer vertriebenen Maissaatgut-Sorten umgehend auf gentechnische Verunreinigungen hin untersuchen zu lassen und die Untersu-chungsergebnisse zu veröffentlichen. Auch Maissaatgut anderer Firmen ist auf gentechnische Verunreinigungen zu untersuchen. Alle Landwirte, die möglicher-weise kontaminiertes Saatgut gekauft haben, müssen sofort darüber informiert werden. Flächen, auf denen kontaminiertes Saatgut bereits ausgebracht wurde, müssen umgebrochen werden, damit sie mit GVO-freiem Saatgut neu eingesät werden können. Entsprechend dem Verursacherprinzip hat die Firma Pioneer für die gesamten Kosten aufzukommen. Gleiches muss selbstverständlich auch für Mais-Saatgut anderer Firmen gelten, sollten hier GVO-Kontaminationen auftre-ten.
Der BN fordert vorsorglich die bayerischen Landwirte auf, zur Sicherung ihrer gentechnikfreien Produktion Maissaatgut in Österreich zu kaufen, wo selbst die Firma Pioneer gentechnikfreies Saatgut vermehren lässt.



für Rückfagen:

Marion Ruppaner
BN Referentin für Landwirtschaft
Tel. 0911/81 87 8-20
E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

Martha Mertens
BN Gentechnikexpertin
Tel.089 - 580 76 93


Hintergrund:

Es ist davon auszugehen, dass derzeit in einer konzertierten Aktion von Gen-technik-Industrie und schwarz-gelber Politik in Deutschland der Boden für die Agrogentechnik bereitet werden soll. Die Anbauversuche mit GVO-Mais, die ge-fundenen GVO-Kontaminationen von konventionellem Saatgut und die Weige-rung der Saatgutindustrie, den Landwirten zu garantieren, dass das von ihr ver-triebene Saatgut GVO-frei ist, passen da sehr gut ins Bild, kann so doch den Landwirten und der Öffentlichkeit suggeriert werden, dass es eine gentechnik-freie Landwirtschaft in Zukunft eh nicht mehr geben wird. Dabei kann dieselbe Saatgutindustrie den Landwirten in Österreich sehr wohl eine Garantie geben, dass in Österreich vertriebenes Saatgut frei von gentechnischer Verunreinigung ist. Wohl bekannt ist außerdem, dass ein immer größerer Anteil der Saatgutpro-duktion nach Österreich verlagert wird, da die dortigen Landwirte und Politiker konsequent auf Gentechnikfreiheit setzen - GVO-Kontaminationen lassen sich so ohne große Kosten vermeiden. Bekannt ist darüber hinaus, dass viele Züchter ihre Saatgutchargen auf GVO-Verunreinigungen untersuchen, diese Information aber nicht an ihre Kunden, die Landwirte, weitergeben.