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Geplanter Neubau des Umspannwerkes Raitersaich: BN fordert Waldüberspannung

Seit 11.10.2023 sind die Detailplanungen des Netzbetreibers Tennet für den Neubau des Umspannwerkes Raitersaich im Landkreis Fürth im Internet zu finden. Die im Rahmen des geplanten Neubaus nötige Verlegung etlicher Stromleitungen würde z. B. bei Gottmannsdorf im benachbarten Landkreis Ansbach bis zu 15 Hektar Wald kosten (380 KV-Trasse Raitersaich – Ingolstadt). Im Landkreis Fürth sind nochmals ca. 15 Hektar von Rodung bedroht. In Zeiten der Klimakrise müssen Waldrodungen aber unbedingt vermieden werden, immerhin ist der Wald neben intakten Mooren die beste CO2-Senke, die wir haben. Bei einer Fotoaktion untermauerten die Vertreter*innen des BN, der Bürgerinitiative „Unser Wald soll leben – trotz Stromtrasse“ und ein Waldeigentümer ihre Forderung.

31.10.2023

Günter Ries, Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe Ansbach: „Wir alle stehen vor der Herausforderung Klimawandel und Energiewende. Damit ist auch gelegentlich der Stromnetzausbau verbunden. Beim Neubau des Umspannwerkes Raitersaich wird aber der Walderhalt zu wenig berücksichtigt. Es wäre widersinnig, die erneuerbaren Energien auszubauen und dafür den klimaschützenden Wald zu roden.“

Paul Beitzer, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Ansbach: „Der Wald dient bekanntermaßen als Wasserspeicher, als CO2-Speicher, als Luftreiniger, als Schatten- und Sauerstoffspender, als Heimat für Pflanzen und Tiere und nicht zuletzt als Erholungsraum für uns alle. Er ist Kulturgut und Rückzugsraum. Er braucht unsere Unterstützung, gerade weil es um den Klimawandel geht.“

Sabine Lindner, 1. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Fürth-Land „Im Bereich der nördlichen neuen Trasseneinführung sind im Landkreis Fürth nochmals ca. 15 Hektar von Rodung bedroht. Das müssen wir unbedingt vermeiden.“

Inge Wirth, Sprecherin der Bürgerinitiative „Wald erhalten – trotz Stromtrasse Gottmannsdorf und Umgebung“: „Die Energiewende wird langfristig nur Sinn machen, wenn dabei nicht die Wälder „sehenden Auges“ nachhaltig geschädigt oder ruiniert werden. Die mit dem Leitungsausbau beauftragten Unternehmen planen immer noch grundsätzlich mit der Rodung von Wäldern zum Zwecke des Trassenbaus, weil dies billiger ist. Oft mit Schneisen von über 100 Meter Breite mitten durch intakte Wälder. Die dadurch erhöhte Sonneneinstrahlung bedroht auch die benachbarten Waldbestände.“

Der Wald bei Raitersaich und Gottmannsdorf wurde bereits weitsichtig zu großen Teilen und staatlich gefördert auf klimaresistente Arten umgebaut. Genau dieser Waldumbau und die Unterstützung hier betroffener Kleinwaldbesitzer und Landwirte ist auch das erklärte Ziel des Koalitionsvertrages der Staatsregierung (vgl. im Koalitionsvertrag S. 25 ff., insb. S. 27).

Abgesehen davon legt § 13 des Klimaschutzgesetzes allen staatlichen Stellen die Verpflichtung auf, den Klimaschutz überall dort, wo Abwägungs- und Planungsspielräume bestehen, besonders zu berücksichtigen. Dabei nimmt das relative Gewicht des Klimaschutzgebotes in der Abwägung bei fortschreitendem Klimawandel weiter zu (vgl. Klimabeschluss BVerfG v. 24.03.2021, Leitsatz 2a).

Das entfaltet Vorwirkung auch auf die Planungen des Vorhabenträgers, der mit den angedachten Bodenuntersuchungen in der von ihm favorisierten Trasse wesentlich Vorbereitungsschritte für das folgende Planfeststellungsverfahren trifft. Die überragende Bedeutung jedes Waldes für Klima-, Natur- und Artenschutz sowie für Wasser-, Luft- und Bodenqualität ergibt sich aus Art. 1 Abs. 1 des Bayerischen Waldgesetzes. Eine Rücksichtnahme nur auf Bannwälder oder Biotope durch Tennet greift zu kurz.

Raymund Filmer, BN-Ortsgruppe Großhabersdorf: „Bei Raitersaich sind die Bewohner seit vielen Jahrzehnten an Stromtrassen und Strommasten gewöhnt. Sie wissen, dass Umspannwerke und Leitungen unsere Stromversorgung garantieren und fit für die Zukunft gemacht werden müssen. In den Gemeinden um das neue Umspannwerk gibt es sehr viel Photovoltaik auf den Dächern, in Heilsbronn sogar 155 Hektar Freiflächenphotovoltaik, und in der Gemeinde Roßtal stehen Windkraftanlagen.“

Der BUND Naturschutz und die Bürgerinitiative, vertreten durch ihre Sprecherin Inge Wirth, fordern, dass der Wald bei Gottmansdorf und Raitersaich überspannt wird. Es ist eine Lösung, die zwar für die Maststandorte Eingriffe in den Wald erfordert, ihn aber im Wesentlichen erhält. Dadurch lassen sich Energiewende, Netzausbau und Walderhalt vereinbaren. Wann immer es möglich ist, sollten auch Bestandstrassen genutzt werden, die gerade um Raitersaich vielfach vorhanden sind.

Für dieses Anliegen hat sich die Bürgerinitiative „Unser Wald soll leben – trotz Stromtrasse“ gegründet, die landkreisübergreifend in Mittelfranken engagiert ist. Waldbegehungen und Pressetermine haben gezeigt, dass hierfür ein großes öffentliches Interesse besteht.

Die BI hat mit dem hauptbetroffenen Grundstückseigentümer Willi Helmreich, deswegen am 17. Juli 2023 eine Petition beim Bayerischen Landtag eingereicht. Sie fand breite Unterstützung bei der Bevölkerung (600 Unterschriften innerhalb von 10 Tagen). Das Anliegen wird ebenso fraktionsübergreifend durch einstimmige Beschlüsse von den Stadt- und Gemeinderäten der betroffenen Kommunen Heilsbronn, Roßtal und Großhabersdorf, vom BUND Naturschutz und dem Bayerischen Bauernverband unterstützt. Selbstverständlich haben auch Sachverständige aus dem Wald- und Forstbereich bei Ortsbegehungen ausdrücklich den Erhalt der Wälder befürwortet.

Grafik zur Planung des Umspannwerkes und der Stromtrassen von Tennet: (https://ten.projectatlas.app/juraleitung/streckenkarte?map=49.374011,10.844591,12.95,0,0). 

Bei Abdruck ist deren Genehmigung einzuholen.