Geplantes ICE-Ausbesserungswerk
Die Deutsche Bahn plant ein ICE-Ausbesserungswerk im Nürnberger Reichswald. Gemeinsam mit dem Bürgerverein Nürnberg-Südost kämpft der BUND Naturschutz gegen den geplanten Standort im Reichswald bei Altenfurt. Aber auch in den anderen Kreisgruppen regt sich Widerstand gegen die möglichen Waldstandorte. Der BUND Naturschutz kritisiert die ungenügende Suche nach Alternativen für das ICE-Ausbesserungswerk.
„Die beiden von der Deutschen Bahn ins Spiel gebrachten Standorte im Reichswald bei Altenfurt sind für uns nicht vorstellbar. Es handelt sich hier nicht nur um ein europäisches Vogelschutzgebiet, sondern auch um geschützten Bannwald, deren Erhalt Vorrang vor allen anderen Ansprüchen genießt. An solchen Schutzkategorien sind zu Recht schon ganz andere Planungen gescheitert, sonst hätten wir mit der Nürnberger Bürgerbewegung für den Wald seit 1973 weder den Reichswald noch das heutige Vogelschutzgebiet gerettet. Der Reichswald ist keine Verfügungsmasse für Infrastrukturvorhaben aller Art“, so Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN.
„Die Bürgerinnen und Bürger von Altenfurt sind in höchster Alarmbereitschaft und protestieren seit Monaten gegen das geplante Werk in ihrem Erholungswald. Mit dem laufenden Ausbau des Autobahnkreuzes Nürnberg-Ost ist bereits zu viel Wald vernichtet worden. Und es droht noch die geplante Stromtrasse P53 mit gewaltigen Rodungen“, so Werner Miegl, Vorsitzender des Bürgervereins Südost.
Im Raumordnungsverfahren, das die Regierung von Mittelfranken verlangt, müssen Alternativstandorte untersucht werden. Auch die Vogelschutz-Richtlinie der EU fordert zwingend die Untersuchung möglicher Alternativen. Der BN fordert die Deutsche Bahn auf, weitere Alternativstandorte zu untersuchen. Die von der DB im Dezember 2020 vorgelegte Karte, wo sie nach möglichen Standorten gesucht hat, zeigt einen weiteren Radius, der neben Nürnberg auch Standorte in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg umfasste.
Der BN hat sich die bisher von der Deutschen Bahn ins Spiel gebrachten Alternativen zu den Standorten bei Altenfurt angesehen und mit den betroffenen Kreisgruppen Fürth-Land und Fürth-Stadt (möglicher Standort Burgfarrnbach-Veitsbronn), Erlangen (möglicher Standort Bubenreuth-Baiersdorf), Roth (möglicher Standort Allersberg-Altenfelden/Reichswald), Nürnberg-Stadt (möglicher Standort Rangierbahnhof) und Nürnberger Land (neuer möglicher Standort Feucht/Reichswald) diskutiert.
„Die Alternativstandorte scheinen nur als formale Vorschläge von der Deutsche Bahn benannt worden, da sie allesamt komplexe Lagen betreffen. Vier der sieben Vorschläge liegen im Reichswald und damit im Bannwald und Vogelschutzgebiet. Das ist inakzeptabel. Der BN wird massiv dagegen vorgehen und sich zusammen mit Bürgerinitiativen schützend vor den Wald stellen“, so Geilhufe. „Wir fordern die DB auf, im weiteren süddeutschen Raum nach geeigneten Flächen zu suchen. Auch große brachliegende Bahnflächen und Industriebrachen wie in Oberfranken und der Oberpfalz sollten in die Überlegungen einbezogen werden. Der BUND Naturschutz bekennt sich klar zur Bahn, doch solange Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer den Großteil seiner Arbeitszeit dem Straßenbau widmet, müssen echte Alternativen geprüft werden. Der Bahnausbau muss vor allem auf Kosten der immer größer werdenden Straßeninfrastruktur gehen“, so Geilhufe.
Der Wald in der Muna Feucht ist wie der Wald bei Altenfurt Bannwald und Vogelschutzgebiet. Eine Bebauung würde eine Siedlungsbrücke zwischen Nürnberg und Feucht herstellen. Im Gebiet wurden zuletzt Ausgleichsmaßnahmen für den Ausbau der Autobahn A6 umgesetzt.
„Der größte Teil der Muna Feucht ist bereits mehrfach gerettet worden, vor einem Panzerübungsplatz, einem BMW-Werk und einer Straße. Die Waldschützerinnen und Waldschützer in Feucht haben erst vor wenigen Jahren das geplante Gewerbegebiet Moser Brücke per Bürgerentscheid mit großer Mehrheit verhindert. Dass sie jetzt 46 Hektar Waldrodung daneben widerstandslos zulassen, ist kaum vorstellbar. Und wir werden sie dabei unterstützen.“, so Sophie Wurm, Stellv. Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberger Land.
„In Allersberg ist aktuell bereits die Gewerbeansiedlung von Amazon am Reichswaldrand höchst umstritten. Der nun von der DB vorgeschlagene Standort liegt im Bannwald und im Vogelschutzgebiet. Auch dort wird es Widerstand geben. Einer der größten Erfolge im Kampf um den Reichswald war in den 70er Jahren die Verhinderung eines geplanten neuen Rangierbahnhofes zwischen Schwanstetten und Allersberg. Erstaunlich, dass die DB sich jetzt traut, das überhaupt nochmal vorzuschlagen“, so Stefan Pieger, Stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Roth.
Der von der DB vorgeschlagene Standort Burgfarrnbach-Veitsbronn nordwestlich von Fürth ist vermutlich nicht groß genug. Außerdem steht auf der Fläche ein neuer Stall und dort wird bereits eine Freiflächenphotovoltaik-Anlage projektiert. Teilbereiche gehören zum Landschaftsschutzgebiet Seukendorf-Veitsbronn. Die Bahnstrecke Nürnberg-Würzburg ist gerade in diesem Abschnitt regelmäßig überlastet. Es sieht so aus, als wäre es ein nicht ernstgemeinter Vorschlag.
Der von der DB vorgeschlagene Standort Bubenreuth-Baiersdorf im Regnitztal nördlich von Erlangen läge im Weißstorch-Nahrungsgebiet des Regnitztales. Erst vor wenigen Jahren wurde dort von einer BI zusammen mit dem BN ein Gewerbegebiet per Bürgerentscheid verhindert.
Der von der DB vorgeschlagene Standort im Rangierbahnhof südwestlich des bestehenden ICE-Werkes an der Ingolstädter Straße sieht zunächst wie die beste Alternative aus. Hier gehören etwa 26 Hektar Bahnflächen mit Gleisanschluss der DB. Allerdings ist auf dem Gelände reger Betrieb eine weltweit tätigen Bahnzulieferers. Die DB blieb bislang eine Antwort schuldig, was mit diesem Betrieb und seinen Mitarbeiter*innen passieren soll. Die Vermutung drängt sich auf, dass es sich auch hier nicht um einen realisierbaren Standort handelt.
„Es handelt sich bei den vorgeschlagenen Alternativen offenbar um Pro forma-Standorte. Solche Vorschläge sind aber bei einem geplanten erheblichen Eingriff in ein europäisches Vogelschutzgebiet nicht ausreichend. Die EU fordert zu Recht ernsthafte Alternativen“, so Tom Konopka, Regionalreferent des BN.
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Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken
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