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Grüne Bilanz 2004 und Schwerpunkte des Bundes Naturschutz 2005 in der Oberpfalz

09.03.2005

Eine positive Bilanz 2004 seiner Aktivitäten zieht der Bund Naturschutz, Bayerns größter Umweltverband, für Bayern und die Oberpfalz.

Als größte oberpfälzer Erfolge gelten das Aus für den "Bio-Energiepark" Thanhof, mehrere erfolgreiche Initiativen zur Regionalvermarktung, die hochrangige politische Unterstützung einer Aktion gegen landschaftsverschandelnde Gewerbegebiete im Lkr. Cham (Untervierau), die Gründung einer neuen Kindergruppe im Lkr. Neumarkt sowie die Intensivierung und Professionalisierung der regionalen Umweltbildungsarbeit.

Rückschläge waren und sind die beschlossene ersatzlose Auflösung von 6 Forstämtern in der Oberpfalz nach dem Scheitern des Volksbegehrens, die überzogenen Planungen der Stadt Neumarkt zur Trinkwasserentnahme im Lauterachtal, die drohende Ausweisung überdimensionierter Gewerbegebiete (z.B. Raum Neumarkt) und die Wiederaufnahme des Schwarzachausbaus.

Erfreulich ist die nach wie vor breite Unterstützung unserer Arbeit durch die Bevölkerung: Der BN hat Ende 2004 167.000 Mitglieder und Förderer, in der Oberpfalz sind es mittlerweile über 15.000 in sieben Kreisgruppen und fast 80 Ortsgruppen. Dabei konnten die Kreisgruppen Amberg-Sulzbach und Tirschenreuth im vergangenen Jahr über 300 bzw. 200 Mitglieder und Förderer dazu gewinnen.


Neue Schwerpunkte des BN in der Oberpfalz 2005

Der BN wird seine Wächterrolle zur Sicherung des Oberpfälzer Waldes und anderer Staatswälder als Auftrag der 850.000 UnterstützerInnen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald" ausfüllen. Den Flächenverbrauch für Wohn- und Gewerbegebiete angesichts prognostizierter Bevölkerungsabnahme unter dem Slogan "Bayerns Schönheit bewahren" wird überall thematisiert werden. Die niederbayerischen Kreisgruppen können im Kampf um die frei fließende Donau mit breiter
oberpfälzerr Unterstützung rechnen. Mit der Ausweitung der gentechnikfreien Regionen in der Oberpfalz will der BN den BürgerInnen mehr Sicherheit bei den Nahrungsmitteln verschaffen.
Im Ballungsraum Regensburg werden die Emissionen v. a. des Verkehrs die neuen EU-Grenzwerte für Nox und Feinstaub überschreiten. Hier gilt es, auf eine Nachbesserung der Luftreinhaltepläne zu drängen und die Verlagerung des Problems durch den Bau neuer Umfahrungen und überflüssiger Autobahnanschlüsse zu verhindern. Nicht zuletzt wird der BN die Mitgliederwerbung zur Sicherung seiner Funktion als unabhängiger "Anwalt der Natur" verstärken.

Die bewährte Umweltbildungsarbeit, die Biotoppflege und viele andere Themen bleiben selbstverständlich wichtige Aufgaben des BN. Sie werden durch lokale Projekte - vom Kampf gegen den Straßenbau bis zur Initiative für Bürgersolaranlagen - durch die Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.

Bayern und die Oberpfalz sind mit einem extrem hohen Energieverbrauch, der täglichen Zerstörung von landesweit 17 Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Böden, dem jährlichen Verlust von fünftausend Bauernhöfen, einer unverantwortlichen Förderung des umweltschädlichen KFZ- und LKW-Verkehrs und länger werdender Roter Listen gefährdeter Tiere und Pflanzen noch weit von einer nachhaltig-umweltgerechten Entwicklung entfernt.

Das Jahr 2004 und vor allem die letzten Wochen und Monate standen ganz im Zeichen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald", das der Bund Naturschutz maßgeblich angestoßen hat, um die Vielfalt und Schönheit unserer Wälder zu erhalten und zu fördern. Als klaren Auftrag, auch überregional beliebte Wälder wie den Oberpfälzer Wald oder den Schwaighauser Forst (Lkr. Regensburg) als echte "Bürgerwälder" zu schützen, sieht der Bund Naturschutz die Unterstützung von bayernweit 854.000 Bürgerinnen und Bürgern für das Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald". Auch die Oberpfälzer haben sich trotz masssiver Verunsicherungskampagnen engagiert vor ihre Wälder gestellt und mit einer Eintragungsquote von 7,4% ein durchaus beachtliches Ergebnis erzielt.
Das knappe Scheitern des Volksbegehrens ist für das Anliegen zwar schmerzlich, aber kein Grund zur Resignation. Die Wald Bündnisse werden auf Landesebene und auch in der Oberpfalz als Wächter und Anwälte des öffentlichen Waldes weiter bestehen und sich dafür einsetzen, dass die politischen Zusagen zu Nachbesserungen beim Forstgesetz-Entwurf führen.

Wegen des Festhaltens der bayerischen Staatregierung an umweltzerstörenden Prestigeprojekten wie dem Transrapid, der geplanten Kanalisierung der Donau mit neuen Staustufen oder einer Fichtelgebirgsautobahn haben sich 2004 tausende Mitglieder auch aus der Oberpfalz für Natur und Umwelt eingesetzt. Bei bayernweiten Aktionen und Demos übten sie konkrete Solidarität mit den direkt Betroffenen. Aufgrund der Entscheidung der bayerischen Staatsregierung für die Prüfung einer Staustufenvariante im Raumordnungsverfahren zeichnet sich schon jetzt der Kampf um den letzten frei fließenden Abschnitt der bayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen als ein weiterer zentraler Schwerpunkt des Bund Naturschutz im Jahr 2005 ab.
Ein guter "Exportartikel" aus Bayern war auch die große Demonstration für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft am Jahresanfang in München. Auch hier beteiligten sich viele oberpfälzer NaturschützerInnen. Aufgrund der Arbeit des Bundes Naturschutz haben sich bundesweit die meisten gentechnikfreien Zonen in Bayern etabliert.
Auch in der Oberpfalz unterschrieben nicht nur zahlreiche Bürgerinnen und Bürger für gentechnikfreie Zonen, auch Landwirte verpflichteten sich mittlerweile zum Verzicht auf den Einsatz der Gentechnologie. Die Ausweitung dieser gentechnikfreien Regionen wird ein zentrales Ziel für das Jahr 2005 sein.

Unsere Aktion "Bayerns Schönheit bewahren" hat als Motto viele Aktivitäten geprägt, vom Einsatz für die Alternativen zum Flächenverbrauch und zur Landschaftsverschandelung ebenso wie zur Rettung von Kostbarkeiten unserer Heimatnatur. Das bundesweit einmalige "Schwarzbuch Gewerbegebiete" wurde dank einer Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz inzwischen auch mit Beispielen aus Baden-Württemberg und Thüringen als Modellprojekt fortgeschrieben. Ebenso hat der BN ein Aktionsprogramm für den Schutz des bayerischen Alpenraumes vorgelegt.

Beim Flächenschutz konnte der BN 2004 einen zwar etwas verspäteten, dafür umso wichtigeren und erfreulichen Erfolg verbuchen. Nach einer Presseaktion im Jahr 2003 brachte eine Initiative bei der Regierung der Oberpfalz gegen die Errichtung eines Gewerbebetriebes in Untervierau im Lkr. Cham ein sehr erfreuliches Ergebnis. Regierungspräsident Dr. Weidinger folgte den Argumenten gegen die Ansiedlung auf freier Fläche neben einem wertvollen Biotopkomplex im Naturpark "Oberer Bayerischer Wald" und erkannte die fachlichen Bedenken des BN voll an. Der Gemeinde Miltach attestierte Weidinger Abwägungsfehler und stufte den Flächennutzungs- und Bebauungsplan ebenso wie die Baugenehmigung als rechtsfehlerhaft ein. Das Landratsamt Cham hielt der Regierungspräsident dazu an, in dem Gebiet keine weiteren Baugenehmigungen zu erteilen und verhinderte so, dass aus dieser "Bausünde" ein negativer Präzedenzfall mit landesweiter Signalwirkung wird.

Als besonderen Erfolg seiner engagierten und kontinuierlichen Arbeit vor Ort stuft der BN auch das Aus für den in Thanhof (Lkr. Regensburg) geplanten "Bioenergiepark". Die Fa. Schmidmeier AG hatte dort ein Pelletwerk, eine Bio-Ethanolanlage und ein großdimensioniertes Biomasse-Heizkraftwerk errichten wollten. Gescheitert ist dieses Projekt am massiven Bürgerprotest ebenso wie an mehreren höchstrichterlichen Urteilen. Damit bleiben dem lufthygienisch ohnehin belasteten Raum Regensburg zusätzliche Luftbelastungen durch die Verbrennung schadstoffhaltiger Althölzer erspart und ist auch die drohende Bannwaldrodung vom Tisch.
Besonders erfreulich, dass hier auch die Nichtzulassung von Bürgerbegehren an zwei Klagen gescheitert ist und das Landratsamt Regensburg derzeit die Durchsetzung eines 3. Bürgerbegehrens gegenüber der Gemeinde Wenzenbach mit Nachdruck betreibt.

2005 wird der Bund Naturschutz das Thema Flächenverbrauch , insbesondere im Bereich der teilweise weit überdimensionierten Ausweisung neuer Wohngebiete thematisieren - v. a. auch angesichts des prognostizierten Bevölkerungsrückgangs.

Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Klimaschutz führte der Bund Naturschutz auch intensive Gespräche mit der bayerischen Staatsregierung. In der Erklärung zum Klimabündnis verpflichten sich die bayerische Staatsregierung und der Bund Naturschutz, sich dafür einzusetzen, dass die vorhandenen Energieeinsparpotentiale vor allem durch Altbausanierung, Wärmedämmung und Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung schneller genutzt und erneuerbare Energien wirksamer gefördert werden sollen, um so die Kohlendioxidemissionen spürbar zu verringern.

Mit großem Engagement wurde in zahlreichen Kreisgruppen die Umweltbildungsarbeit ausgebaut und professionalisiert. Mittlerweile tragen nahezu alle oberpfälzer Kreisgruppen zu einem breit gefächerten Angebot für Kindergärten ebenso wie für Schulklassen unterschiedlichster Altersstufen bei. Die Angebotspalette reicht von Natur- und Walderlebnistagen, über Ferienfreizeiten und Naturerlebnisführungen bis zu eigenen Waldtheaterprojekten.

Besonders erfolgreich entwickelte sich dabei das Konzept der Kreisgruppe Schwandorf für Naturerlebnistage in Kindergärten und für Naturerfahrungsaktionen mit Grundschulklassen, Vereinen und Kindergruppen.

Das thematisch überaus vielfältige Angebot eines engagierten Pädagoginnen-Duos, die als "Kräuterhexe Lavendula" und als "Tina Tausendfuß" mit begeisterten Kindern auf Naturentdeckungstour gehen, diese sehen lassen, wo die Azurjungfern tanzen, die den Purpurmantel in Gestrüppen bestaunen dürfen und dem grünen Dämmerlicht des Waldes begegnen können, war in kürzester Zeit voll ausgebucht. Es motivierte erfreulicherweise auch das Bayerische Umweltministerium zu einer 50%igen Förderung. Aufgrund der überaus positiven Resonanz sind in diesem Jahr nur noch wenige Termine frei.

Auch 2005 wird der BN in der Oberpfalz seiner Rolle als Schützer und Pfleger der Landschaft gerecht werden. Die oberpfälzer Kreis- und Ortsgruppen betreuen dabei mehrere 100 Hektar wertvolle Biotopflächen und sichern so unersetzliche Refugien für seltene Arten aber auch für die Erhaltung besonders attraktiver Teile unserer Kulturlandschaft.