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Grüne Bilanz 2004 und Schwerpunkte des Bundes Naturschutz 2005 in Oberfranken

24.02.2005

Eine positive Bilanz 2004 seiner Aktivitäten zieht der Bund Naturschutz, Bayerns größter Umweltverband, für Bayern und Oberfranken.

Als größte oberfränkische Erfolge gelten die Einstufung der geplanten Fichtelgebirgsautobahn im Bundesverkehrswegeplan "unter ferner liefen", der Zuspruch beim Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald" insbesondere in Stadt und Landkreis Bayreuth und Wunsiedel, die helle Zukunft der Fichtelgebirgsbahn, die Nachmeldungen für Schutzgebiete nach der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie der EU, der GEO-Tag der Artenvielfalt im Maintal, Initiativen der Projekte SandAchse Franken und Grünes Band Europa sowie die regionale Umweltbildungsarbeit.

Rückschläge waren und sind die beschlossene Auflösung aller Forstämter nach dem Scheitern des Volksbegehrens, das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes und der Baubeginn der Autobahn A 73 Lichtenfels-Ebersdorf, der Spatenstich für den Bau der B 289neu Lichtenfels - Untersiemau, die Entscheidung für den Bau eines neuen Flughafens Hof-Plauen und die fortschreitende Verhässlichung Oberfrankens durch Gewerbe- und Wohngebiete auf der Grünen Wiese und eine bayernweit beispiellose Verschandelung gewachsener Orte durch 0-8-15-Bauten.

Erfreulich ist das Wachstum bei den Mitgliedszahlen: Der BN hat Ende 2004 167.000 Mitglieder und Förderer, in Oberfranken sind es 16.300 in neun Kreisgruppen. In Bayreuth konnten z.B. 250, im Landkreis Hof 550 neue Mitglieder und Förderer gewonnen werden. Der BN sagt allen Neuen "Herzlich willkommen bei den Freunden der Erde".

Neue Schwerpunkte des BN in Oberfranken 2005
Der BN wird seine Wächterrolle zur Sicherung des Staatswaldes als Auftrag der 850.000 UnterstützerInnen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald" ausfüllen. Der Flächenverbrauch für Wohn- und Gewerbegebiete angesichts prognostizierter Bevölkerungsabnahme wird unter dem Slogan "Bayerns Schönheit bewahren" überall thematisiert werden. Die niederbayerischen Kreisgruppen können im Kampf um die frei fließende Donau mit breiter mittelfränkischer Unterstützung rechnen. Mit der Ausweitung der gentechnikfreien Regionen in Oberfranken will der BN den BürgerInnen mehr Sicherheit bei den Nahrungsmitteln verschaffen. Nicht zuletzt wird der Verband die Mitgliederwerbung zur Sicherung des unabhängigen BN verstärken.

Die bewährte Umweltbildungsarbeit, die Biotoppflege und viele andere Themen bleiben selbstverständlich wichtige Aufgaben des BN. Die Schwerpunkte werden durch lokale Projekte - vom Kampf gegen den Straßenbau bis zur Initiative für Bürgersolaranlagen - durch die Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.

Bayern und Oberfranken ist mit einem extrem hohen Energieverbrauch, der täglichen Zerstörung von bayernweit 17 Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Böden, dem jährlichen Verlust von fünftausend Bauernhöfen, einer unverantwortlichen Förderung des umweltschädlichen KFZ- und LKW-Verkehrs und länger werdender Roter Listen gefährdeter Tiere und Pflanzen noch weit von einer nachhaltig-umweltgerechten Entwicklung entfernt.

Das Jahr 2004 und vor allem die letzten Wochen und Monate standen ganz im Zeichen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald", das der Bund Naturschutz maßgeblich angestoßen hat, um die Vielfalt und Schönheit unserer Wälder zu erhalten und zu fördern. Als klaren Auftrag, die öffentlichen Wälder weiter vor schleichender Privatisierung und Gewinnmaximierung zu schützen, sieht der Bund Naturschutz die Unterstützung von bayernweit 854.000 Bürgerinnen und Bürgern für das Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald". In Oberfranken haben sich zwar 72.430 BürgerInnen vor ihre Wälder gestellt, mit einer Eintragungsquote von 8,4 % das Quorum von 10% aber verfehlt. Das knappe Scheitern des Volksbegehrens ist für das Anliegen zwar schmerzlich, aber kein Grund zur Resignation. Die Wald Bündnisse werden auf Landesebene und auch in Oberfranken als Wächter und Anwälte des öffentlichen Waldes weiter bestehen und sich dafür einsetzen, dass die politischen Zusagen zu Nachbesserungen beim Forstgesetz-Entwurf führen.

Wegen des Festhaltens der bayerischen Staatregierung an umweltzerstörenden Prestigeprojekten wie dem Transrapid, der geplanten Kanalisierung der Donau mit neuen Staustufen oder einer Fichtelgebirgsautobahn haben sich 2004 tausende Mitglieder auch aus Oberfranken für Natur und Umwelt eingesetzt. Bei bayernweiten Aktionen und Demos übten sie konkrete Solidarität mit den direkt Betroffenen. Aufgrund der Entscheidung der bayerischen Staatsregierung für die Prüfung einer Staustufenvariante im Raumordnungsverfahren zeichnet sich schon jetzt der Kampf um den letzten frei fließenden Abschnitt der bayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen als ein weiterer zentraler Schwerpunkt des Bund Naturschutz im Jahr 2005 ab.

2004 konnte der Bund Naturschutz die faszinierende Idee des "Grünen Bandes Europa" mit einer internationalen Pressefahrt und bester Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden aus Österreich, Tschechien, Slowakei und Slowenien voranbringen. Als ökologisches Rückgrat des europäischen Naturschutzes vom Eismeer bis zum Balkan unter der Schirmherrschaft von Michael Gorbatschow bekommt es mehr und mehr auch Völkerverbindende Funktion, als Symbol des friedlichen Zusammenwachsens in Europa.
Ein guter "Exportartikel" aus Bayern war auch die große Demonstration für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft am Jahresanfang in München. Auch hier beteiligten sich viele oberfränkische NaturschützerInnen. Aufgrund der Arbeit des Bundes Naturschutz haben sich die bundesweit meisten gentechnikfreien Zonen in Bayern etabliert. Die Ausweitung dieser gentechnikfreien Regionen wird ein Ziel 2005.

Unsere Aktion "Bayerns Schönheit bewahren" hat als Motto viele Aktivitäten geprägt, vom Einsatz für die Alternativen zu Flächenverbrauch und Landschaftsverschandelung ebenso wie zur Rettung von Kostbarkeiten unserer Heimat. Die Idee des bundesweit einmaligen "Schwarzbuchs Gewerbegebiete" wurde dank einer Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz inzwischen auch mit Beispielen aus Baden-Württemberg und Thüringen als Modellprojekt fortgeschrieben. Ebenso wurde ein Aktionsprogramm für den Schutz des bayerischen Alpenraumes vorgelegt.
Mit einer spektakulären Aktion wurde z.B. in Forchheim auf den Flächenverbrauch des Landkreises hingewiesen. Gerade Oberfranken, bereits heute durch hässliche Gewerbegebiete und Supermärkte an Ortseingängen und manchmal weitab bestehender Siedlungen geprägt, hat nach wie vor ein wesentliches Kapital seiner Tourismusfähigkeit zu verlieren: seine schöne Landschaft. 2005 wird der Bund Naturschutz auch den Flächenverbrauch durch die völlig überdimensionierte Ausweisung neuer Wohngebiete angesichts des prognostizierten enormen Bevölkerungsrückgangs thematisieren.

Zur Verbesserung des Klimaschutzes führte der Bund Naturschutz auch intensive Gespräche mit der bayerischen Staatsregierung. In der Erklärung zum Klimabündnis verpflichten sich die bayerische Staatsregierung und der Bund Naturschutz, sich dafür einzusetzen, dass die vorhandenen Energieeinsparpotentiale vor allem durch Altbausanierung, Wärmedämmung und Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung schneller erschlossen und erneuerbare Energien besser gefördert werden, um die Kohledioxidemissionen drastisch zu verringern. Dem kamen unter Beteiligung des BN 2004 eine realisierte Bürgerfotovoltaikanlage in Hirschaid oder die von der Kreisgruppe Hof eingerichtete "Tour de Energie" zu alternativen Energien entgegen.

Die vom Bund Naturschutz mitgetragene Ökologische Bildungsstätte Oberfranken in Mitwitz und die Ökologische Bildungsstätte Burg Hohenberg haben 2004 mit einer Vielzahl von Veranstaltungen Impulse für Umwelt- und Naturschutz und die Stärkung ländlicher Räume gesetzt. Auch die Kreis- und Ortsgruppen wurden dem Ruf des BN als größte ökologische Volkshochschule mit unzähligen Exkursionen, Vorträgen und ökol. Kindergeburtstagen wieder gerecht.

Auch 2005 wird der BN in Oberfranken seiner Rolle als Schützer und Pfleger der Landschaft gerecht werden. Die oberfränkischen Kreis- und Ortsgruppen betreuen dabei 146 erworbene Grundstücke mit 113 ha, 96 Pachtflächen mit 112 ha und ein Vielfaches davon mit Pflegevereinbarungen.

Mit dem größten Naturschutz-Umsetzungsprojekt Bayerns, der "SandAchse Franken" gelang es dem Bund Naturschutz zusammen mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) sowie allen Landkreisen und Städten zwischen Bamberg und Weißenburg, seit 2002 das Bewusstsein für die typischen Sandlebensräume zu wecken. Schulexkursionen und Naturschutztage in den Städten und Landkreisen Bambergund Forchheim wurden mit großer Resonanz durchgeführt. Ein typisches Regionalprodukt ist der Sandkorn, ein Schnaps, der im Herbst 2004 zum zweiten Mal in einer Brennerei in Pretzfeld aus Roggen magerer Sandäcker gebrannt auf den Markt gebracht wurde. Eine neue Fläche zur Schaffung von Sandmagerrasen wird soeben im Landkreis Bamberg erworben. Nach wie vor sucht die SandAchse verkaufsbereite Eigentümer sandiger Grundstücke zur Schaffung von Sandlebensräumen. Das Projekt unter finanzieller Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der Glücksspirale läuft noch bis Juni 2005. Der Bund Naturschutz will eine Weiterführung in jedem Fall erreichen.

Die Aktiven in den Orts- und Kreisgruppen zwischen Hof und Forchheim haben 2004 etwa 95.000 Arbeitsstunden ehrenamtlich erbracht.

Auch 2005 wird der Bund Naturschutz das grüne Gewissen Oberfrankens bleiben.