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Grüne Bilanz 2004 und Schwerpunkte des Bundes Naturschutz 2005 in Schwaben

Eine positive Bilanz 2004 seiner Aktivitäten zieht der Bund Naturschutz, Bayerns größter Umweltverband, für Bayern und Schwaben.

21.02.2005

Als größte schwäbische Erfolge gelten die gute Unterstützung beim Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“, die durchgeführten Landschaftsschutz und -pflegeaktionen, die erfolgreichen FFH-Nachmeldungen und die gelungene Ablehnung wieder aufgestellter Pläne einer Wasserkraftnutzung am Lech südlich Augsburg, sowie die regionale Umweltbildungsarbeit. Ein Rückschlag ist dagegen die beschlossene Auflösung aller Forstämter nach dem Scheitern des Volksbegehrens.

Erfreulich ist das Wachstum bei den Mitgliedszahlen: Der BN hat Ende 2004 167.000 Mitglieder und Förderer, in Schwaben sind es über 22.000 in neun Kreisgruppen und fast 100 Ortsgruppen. Auch die Zahl der Kindergruppen ist gestiegen. Der BN sagt allen Neuen "Herzlich willkommen bei den Freunden der Erde".

Schwerpunkte des BN in Schwaben 2005
Der BN wird seine Wächterrolle zur Sicherung der schwäbischen Staatswälder als Auftrag der 850.000 UnterstützerInnen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald" ausfüllen. Mit 10,6% setzte die Bevölkerung in Augsburg ein klares Zeichen für den Erhalt unserer naturnahen Wälder. Den Flächenverbrauch für Wohn- und Gewerbegebiete angesichts prognostizierter Bevölkerungsabnahme unter dem Slogan "Bayerns Schönheit bewahren" wird überall thematisiert werden. Die niederbayerischen Kreisgruppen können im Kampf um die frei fließende Donau mit breiter schwäbischer Unterstützung rechnen. Mit der Ausweitung der gentechnikfreien Regionen in Schwaben will der BN den BürgerInnen mehr Sicherheit bei den Nahrungsmitteln verschaffen. Die Emissionen vor allem des Verkehrs werden die neuen EU-Grenzwerte für NOx und Feinstaub überschreiten. Dies wird vor allem in Augsburg thematisiert werden. Es gilt, auf eine Nachbesserung der Luftreinhaltepläne zu drängen und die Verlagerung des Problems durch den Bau neuer Umfahrungen zu verhindern. Nicht zuletzt wird der BN die Mitgliederwerbung zur Sicherung des unabhängigen BN verstärken.


Bayern und Schwaben ist mit einem extrem hohen Energieverbrauch, der täglichen Zerstörung von bayernweit 17 Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Böden, dem jährlichen Verlust von fünftausend Bauernhöfen, einer unverantwortlichen Förderung des umweltschädlichen KFZ- und LKW-Verkehrs und länger werdender Roter Listen gefährdeter Tiere und Pflanzen noch weit von einer nachhaltig-umweltgerechten Entwicklung entfernt.

Auch um das Bewußtsein hierfür zu stärken bleiben die bewährte Umweltbildungsarbeit, die Biotoppflege und viele andere Themen selbstverständlich wichtige Aufgaben des BN. Sie werden durch lokale Projekte - vom Kampf gegen den Straßenbau bis zur Initiative für Bürgersolaranlagen - durch die Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.

Das Jahr 2004 und vor allem die letzten Wochen und Monate standen ganz im Zeichen des Volksbegehrens „Aus Liebe zum Wald“, das der Bund Naturschutz maßgeblich angestoßen hat, um die Vielfalt und Schönheit unserer Wälder zu erhalten und zu fördern. Als klaren Auftrag, die öffentlichen Wälder weiter vor schleichender Privatisierung und Gewinnmaximierung zu schützen, sieht der Bund Naturschutz die Unterstützung von bayernweit 854.000 Bürgerinnen und Bürgern für das Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“. Das knappe Scheitern des Volksbegehrens ist für das Anliegen zwar schmerzlich, aber kein Grund zur Resignation. Die Wald Bündnisse werden auf Landesebene und auch in Schwaben als Wächter und Anwälte des öffentlichen Waldes weiter bestehen und sich dafür einsetzen, dass die politischen Zusagen zu Nachbesserungen beim Forstgesetz-Entwurf führen.

Wegen des Festhaltens der bayerischen Staatregierung an umweltzerstörenden Prestigeprojekten wie dem Transrapid, den schwäbischen Regionalflughäfen oder der geplanten Kanalisierung der Donau mit neuen Staustufen haben sich 2004 tausende Mitglieder auch aus Schwaben für Natur und Umwelt eingesetzt. Aufgrund der Entscheidung der bayerischen Staatsregierung für die Prüfung einer Staustufenvariante im Raumordnungsverfahren zeichnet sich schon jetzt der Kampf um den letzten frei fließenden Abschnitt der bayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen als ein weiterer zentraler Schwerpunkt des Bund Naturschutz im Jahr 2005 ab.

Der BN hat seine Ablehnung aller derzeit diskutierten Regionalflughäfen deutlich gemacht. Diese sind weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar. Angesichts der Nähe zum Flughafen München wird statt dessen eine bessere Anbindung Schwabens durch den Ausbau der Schienenverbindung gefordert. Bis 2008 soll in Augsburg das S-Bahnnetz eingerichtet werden. Bis jetzt ist dies nur versprochen, aber noch nicht umgesetzt worden. Zusammen mit vier Bürgermeistern hat der BN eine Erklärung verabschiedet, um dieses Ziel möglichst schnell durchzusetzen

Neue Straßenplanungen wie die B 16neu Höchstädt, Lkr. Dillingen, wurden kritisch beurteilt und ökologisch vorteilhaftere Alternativen durch den BN in die Diskussion eingebracht.

Ein guter „Exportartikel“ aus Bayern war die große Demonstration für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft am Jahresanfang in München. Hier beteiligten sich viele schwäbische NaturschützerInnen. Aufgrund der Arbeit des Bundes Naturschutz haben sich in Bayern im bundesweiten Vergleich die meisten gentechnikfreien Zonen etabliert. Die Ausweitung dieser Regionen ist ein Ziel für 2005.

Unsere Aktion „Bayerns Schönheit bewahren“ hat als Motto viele Aktivitäten geprägt, vom Einsatz für die Alternativen zu Flächenverbrauch und Landschaftsverschandelung ebenso wie zur Rettung von Kostbarkeiten unserer Heimat. Die Idee des bundesweit einmaligen “Schwarzbuchs Gewerbegebiete“ wurde dank einer Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz inzwischen auch mit Beispielen aus Baden-Württemberg und Thüringen als Modellprojekt fortgeschrieben. Ebenso wurde ein Aktionsprogramm für den Schutz des bayerischen Alpenraumes vorgelegt.

Mit Ausstellungen und spektakulären Aktionen wurde auf den nach wie vor hohen Flächenverbrauch hingewiesen. Trotz Protesten musste die Kreisgruppe Lindau die Bebauung des Almwindgeländes durch die Postbetriebe hinnehmen. 24 Jahren lang wogte ein Streit um diese geplante Feriensiedlung in der Gemeinde Wasserburg. Dabei steht in der Nachbarschaft der große Ferienhof der Alllianzversicherung in Kressbronn schon seit über fünf Jahren leer, und in Scheidegg verkommt die riesige Feriensiedlung der ehemaligen Arbeitskammer Saar. 2005 wird der Bund Naturschutz auch den Flächenverbrauch durch überdimensionierte Ausweisung neuer Wohngebiete angesichts des prognostizierten enormen Bevölkerungsrückgangs thematisieren.

Im Alpenraum schreitet die Planung touristischer Großprojekte in landschaftlich und ökologisch sensiblen Bereichen weiter fort. Die Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu lehnt zusammen mit dem Landesverband die bevorzugt gerade in Landschaftsschutzgebieten und FFH-Gebieten geplanten Vorhaben wie das Alpine Trainingszentrum am Oberjoch / Iselerlift (Gemeinde Bad Hindelang), den geplante Alpwegebau auf das Grüntenhaus (Gemeinde Burgberg) oder den Sommerskizirkus an den Buron-Liften (Gemeinde Wertach) energisch ab.

Zur Verbesserung des Klimaschutzes führte der Bund Naturschutz intensive Gespräche mit der bayerischen Staatsregierung. In der Erklärung zum Klimabündnis verpflichten sich die bayerische Staatsregierung und der Bund Naturschutz, sich dafür einzusetzen, dass vorhandene Energieeinsparpotentiale vor allem durch Altbausanierung, Wärmedämmung und Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung schneller erschlossen und erneuerbare Energien besser gefördert werden, um die Kohlendioxidemissionen drastisch zu verringern.

Der Schwerpunkt in der Energiepolitik wird seitens des BN eindeutig auf das Energiesparen gelegt. In Bayern ist gerade in den Alpen und im Voralpengebiet der Erhalt der letzten noch intakten Fließgewässer ein Gebot, das durch die Wasserrahmenrichtlinie zusätzliche Bedeutung gewinnt. Darüberhinaus ist es ein Ziel aus touristischer Sicht, diese Attraktionen zu bewahren.

2004 haben den BN völlig überraschend wieder Pläne einer Wasserkraftnutzung am Lech südlich Augsburg im Naturschutz- und FFH-Gebiet Stadtwald Augsburg beschäftigt. Der BN lehnt diese Pläne deutlich ab. Aktuell wurde ein Erfolg erzielt, die Pläne sind wieder vom Tisch. Der BN fordert nun die endgültige Sicherung der Strecke durch Renaturierung.

Der Zuspruch bei den Bürgersolar-Dächern hält an! Allein durch die Kreisgruppe Neu-Ulm wurden 2004 drei Bürgersolardächer initiiert: in Pfaffenhofen eine 30kW-, in Weißenhorn eine 40kW- und zuletzt in Vöhringen eine 60kw-Anlage, die in erfreulich guter Zusammenarbeit mit der Stadt glückte.

Mit dem Umweltpreis 2004 wurde das „Lindauer Apfelsaft-Projekt aus Streuobstbeständen“ der Kreisgruppe Lindau von der Privat-Brauerei Zöttler (Rettenberg) prämiert. Damit wird die kontinuierlich seit Jahren geführte Arbeit an dem Projekt belohnt, das regionale Wirtschaftskreisläufe fördert und gleichzeitig der positiven Entwicklung im Naturhaushalt wie auch dem Landschaftsbild dient.

Auch im vergangenen Jahr waren Aktionen im klassischen Arten- und Biotopschutz ein wichtiger Bestandteil der Naturschutzarbeit. Die Kreisgruppe Ostallgäu-Kaufbeuren betreut die Renaturierung des Hertinger Moors. Wenn insgesamt auch nur 30ha Flächen gepflegt werden, sie stellen z.B. in der Kreisgruppe Neu-Ulm wichtige Trittsteinbiotope dar, die zukünftig noch besser miteinander vernetzt werden sollen. Mit dem Waldschafprojekt der Kreisgruppe Günzburg wird durch eine historisch extensive Bewirtschaftung des Gundelfinger Moos eine vom Aussterben bedrohter Haustierrasse erhalten. In einigen schwäbischen Gebieten wird in 2005 das Vorkommen des Bibers erfasst. Mit einer Imagekampagne in Augsburg, Dillingen und Aichach-Friedberg sollen zugleich Lösungskonzepte bei Problemen erarbeitet werden.

Bei der Kreisgruppe Lindau ist die Gebietsbetreuungsstelle für ökologisch wertvolle Flächen eingerichtet worden. Die Hauptaufgabe von Isolde Miller ist es, Besucher über diese Gebiete zu informieren, aber auch ein Auge auf die Flächen selbst zu haben. Gebietsbetreuer verstehen sich als Ansprechpartner für Gemeinden, Schulen, Einheimische und Touristen.

In der Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu wurden 200 Schulklassen oder Kindergartengruppen zu Erlebnissen in der Natur geführt. Acht neue Kindergruppen, nämlich 2 im Lkr. Augsburg, eine im Lkr. Oberallgäu, 2 im Lkr. Ostallgäu und 3 im Lkr. Unterallgäu gründeten sich 2004. Diese außerordentliche Steigerung auf nunmehr 30 Kindergruppen belegt deutlich das Interesse und den Stellenwert, den die Umweltbildung beim BN einnimmt.



Prof. Dr. Hubert Weiger
Landesvorsitzender

Richard Mergner
Landesbeauftragter

Barbara Zach
Regionalreferentin