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Grüne Bilanz 2004 und Schwerpunkte des Naturschutzes 2005 in Niederbayern

Eine positive Bilanz 2004 seiner Aktivitäten zieht der Bund Naturschutz, Bayerns größter Umweltverband für Bayern und Niederbayern.

11.03.2005

Als größte niederbayerischen Erfolge gelten die durchgeführten Landschaftsschutz- und -pflegeaktionen, die erfolgreichen FFH-Nachmeldungen sowie die regionale Umweltbildungsarbeit. Durch den ständigen Einsatz des BN für eine ungestörte Entwicklung des Waldes in der Kernzone des Nationalparks Bayerischer Wald konnte ein für Mitteleuropa einzigartiges Beispiel für die funktionierende Selbstregulation einer intakten Natur geschaffen werden. Ein Rückschlag ist dagegen die geringe Beteiligung der Bevölkerung beim Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“, ein Schock die Forcierung des Staustufenausbaus der Donau zwischen Straubing und Vilshofen.

Erfreulich ist das Wachstum bei den Mitgliedszahlen: Der BN hat Ende 2004 167.000 Mitglieder und Förderer, in Niederbayern sind es knapp 15.800 in neun Kreisgruppen und 76 Ortsgruppen.

Schwerpunkte des BN in Niederbayern 2005
Der BN wird seine Wächterrolle zur Sicherung der niederbayerischen Staatswälder als Auftrag der 850.000 UnterstützerInnen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald" ausfüllen. Trotz einem Gesamtergebnis von 4,6% in Niederbayern wurde die 10% Hürde in so mancher Gemeinde überschritten und damit ein klares Zeichen für den Erhalt unserer naturnahen Wälder gesetzt. Spitzenreiter sind hier z.B. Bayrisch-Eisenstein (19,9 %)
oder Haidmühle (17,6%). Der Flächenverbrauch für Wohn- und Gewerbegebiete angesichts prognostizierter Bevölkerungsabnahme unter dem Slogan "Bayerns Schönheit bewahren" wird überall thematisiert werden. Die niederbayerischen Kreisgruppen werden mit bayernweiter Unterstützung ihren Kampf um die frei fließende Donau fortsetzen. Mit der Ausweitung der gentechnikfreien Regionen in Niederbayern will der BN den BürgerInnen mehr Sicherheit bei den Nahrungsmitteln verschaffen. Die Emissionen vor allem des Verkehrs werden die neuen EU-Grenzwerte für NOx und Feinstaub
überschreiten. Nicht zuletzt wird der BN die Mitgliederwerbung zur Sicherung des unabhängigen BN verstärken.
Bayern und Niederbayern ist mit einem extrem hohen Energieverbrauch, der täglichen Zerstörung von bayernweit 17 Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Böden, dem jährlichen Verlust von fünftausend Bauernhöfen, einer unverantwortlichen Förderung des umweltschädlichen KFZ- und LKW-Verkehrs und länger werdender Roter Listen gefährdeter Tiere und Pflanzen noch weit von einer nachhaltig-umweltgerechten Entwicklung entfernt.

Auch um das Bewusstsein hierfür zu stärken bleiben die bewährte Umweltbildungsarbeit, die Biotoppflege und viele andere Themen selbstverständlich wichtige Aufgaben des BN. Sie werden durch lokale Projekte - vom Kampf gegen den Straßenbau bis zur Initiative für Bürgersolaranlagen - durch die Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.


Das Jahr 2004 und vor allem die letzten Wochen und Monate standen ganz im Zeichen des Volksbegehrens „Aus Liebe zum Wald“, das der Bund Naturschutz maßgeblich angestoßen hat, um die Vielfalt und Schönheit unserer Wälder zu erhalten und zu fördern. Als klaren Auftrag, die öffentlichen Wälder weiter vor schleichender Privatisierung und Gewinnmaximierung zu schützen, sieht der Bund Naturschutz die Unterstützung von bayernweit 854.000 Bürgerinnen und Bürgern für das Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“. Das knappe Scheitern des Volksbegehrens ist für das Anliegen zwar schmerzlich, aber kein Grund zur Resignation. Die Wald Bündnisse werden auf Landesebene und auch in Niederbayern als Wächter und Anwälte des öffentlichen Waldes weiter bestehen und sich dafür einsetzen, dass die politischen Zusagen zu Nachbesserungen beim Forstgesetz-Entwurf führen.

Wegen des Festhaltens der bayerischen Staatregierung an umweltzerstörenden Prestigeprojekten wie dem Transrapid, den Regionalflughäfen oder der geplanten Kanalisierung der Donau mit neuen Staustufen haben sich 2004 tausende Mitglieder auch aus Niederbayern für Natur und Umwelt eingesetzt. Insbesondere rief die Kreisgruppe Deggendorf auch 2004 mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen, wie dem sehr gut besuchten internationalen Donaukongress oder dem über die Region bekannten Donaufest große Resonanz in der Bevölkerung hervor. Aufgrund der Entscheidung der bayerischen Staatsregierung für die Prüfung einer Staustufenvariante im Raumordnungsverfahren zeichnet sich schon jetzt der Kampf um den letzten frei fließenden Abschnitt der bayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen als ein weiterer zentraler Schwerpunkt des Bund Naturschutz im Jahr 2005 ab.

Der BN hat seine Ablehnung aller derzeit diskutierten Regionalflughäfen deutlich gemacht. Diese sind weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar. Angesichts der Nähe zum Flughafen München wird statt dessen eine bessere Anbindung Niederbayerns durch den Ausbau der Schienenverbindung gefordert. Der BN fordert hier vor allem einen Stundentakt für die Strecke München-Landshut-Passau. Insbesondere für die Strecke München-Simbach (Inn) fordert der BN die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene. Um dies zeitgemäß zu verwirklichen ist auch der Ausbau der Strecke München-Simbach-Braunau nach Linz dringend notwendig!

2004 war in vielen niederbayerischen Kreisgruppen geprägt von Problemen rund um Verkehrswege. Nach langjährigem Hickhack um die Dimensionierung des Ilzradwegs wurden die landkreisübergreifenden Bemühungen der Kreisgruppen Freyung-Grafenau und Passau endlich schriftlich bestätigt und belohnt. Mit der Verlagerung von ca. 80% der geplanten Wege auf bestehende Forstwege könnte der Radweg nun in seiner naturverträglichen Variante, welche die wertvollste Wildflusslandschaft Süddeutschlands weitestgehend verschont, gebaut werden. Wie in anderen Teilen Bayerns drohen auch in Niederbayern zahlreiche überzogene und unnötige Verkehrsprojekte, die dem Ziel einer umwelt– und sozialverträglichen Verkehrspolitik diametral widersprechen. Ein Erfolg in dieser Hinsicht ist, dass die Ilz und ihre FFH-Gebiete 2004 gleich ein zweites Mal gerettet wurden: Nicht zuletzt der Verdienst der Kreisgruppe Passau gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Natur ja – Nordtangente nein“ war die Ablehnung der Nordtangente durch einen einstimmigen Stadtratsbeschluss. Die aktuellen Planungen in Zusammenhang mit der A 94 beschäftigen nach wie vor die niederbayerischen Kreisgruppen. Heftige Kritik übt die Kreisgruppe Rottal-Inn am Beschluss zur Aufnahme des Abschnittes A3-Simbach in den vordringlichen Bedarf für Bundesfernstraßen. Gegen den Ausbau der A 94 zur Vollautobahn kämpft die Kreisgruppe Passau. Der BN fordert hier eine einbahnige Bundesstraße anstelle eines vierspurigen Ausbaus. Aufgrund der dramatische Zunahme des Güterverkehrs am Grenzübergang Bayrisch Eisenstein fordert die Kreisgruppe Regen und der Landesverband eine sofortige Lösung der Problematik durch Umsetzung von umweltverträgliche Alternativen.

Ein guter „Exportartikel“ aus Bayern war die große Demonstration für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft am Jahresanfang in München. Hier beteiligten sich viele niederbayerische NaturschützerInnen. Aufgrund der Arbeit des Bundes Naturschutz haben sich in Bayern im bundesweiten Vergleich die meisten gentechnikfreien Zonen etabliert. Die Ausweitung dieser Regionen ist ein Ziel für 2005.

Unsere Aktion „Bayerns Schönheit bewahren“ hat als Motto viele Aktivitäten geprägt, vom Einsatz für die Alternativen zu Flächenverbrauch und Landschaftsverschandelung ebenso wie zur Rettung von Kostbarkeiten unserer Heimat. Die Idee des bundesweit einmaligen “Schwarzbuchs Gewerbegebiete“ wurde dank einer Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz inzwischen auch mit Beispielen aus Baden-Württemberg und Thüringen als Modellprojekt fortgeschrieben. Ebenso wurde ein Aktionsprogramm für den Schutz des bayerischen Alpenraumes vorgelegt.

Mit Ausstellungen und spektakulären Aktionen wurde auf den nach wie vor hohen Flächenverbrauch hingewiesen. Trotzdem fanden 2004 beispielsweise im gesamten Landkreis Passau zu den bestehenden nicht bebauten Flächen großflächige massive, neue Gewerbegebietsausweisungen statt, entgegen vehementer Proteste des BN. 2005 wird der Bund Naturschutz auch den Flächenverbrauch durch überdimensionierte Ausweisung neuer Wohngebiete angesichts des prognostizierten enormen Bevölkerungsrückgangs thematisieren.

Zur Verbesserung des Klimaschutzes führte der Bund Naturschutz intensive Gespräche mit der bayerischen Staatsregierung. In der Erklärung zum Klimabündnis verpflichten sich die bayerische Staatsregierung und der Bund Naturschutz, sich dafür einzusetzen, dass vorhandene Energieeinsparpotentiale vor allem durch Altbausanierung, Wärmedämmung und Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung schneller erschlossen und erneuerbare Energien besser gefördert werden, um die Kohlendioxidemissionen drastisch zu verringern.

Der Schwerpunkt in der Energiepolitik wird seitens des BN eindeutig auf das Energiesparen gelegt. In Bayern ist gerade in den Alpen und im Voralpengebiet der Erhalt der letzten noch intakten Fließgewässer ein Gebot, das durch die Wasserrahmenrichtlinie zusätzliche Bedeutung gewinnt. Darüber hinaus ist es ein Ziel aus touristischer Sicht, diese Attraktionen zu bewahren.

Der Zuspruch bei den Bürgersolar-Dächern in Niederbayern hält an! Das von der Kreisgruppe Dingolfing-Landau initiierte Bürgersolarkraftwerk wurde 2004 mit einer weiteren Anlage um 50% der bestehenden Fläche erweitert und entwickelte sich im weiteren Jahresverlauf zum Selbstläufer. Die nun insgesamt vier Anlagen produzieren auf 1550m² Dachfläche jährlich ca. 131.750 kWh. Auf keinerlei Verständnis beim BN stößt im Gegensatz dazu die Zunahme an überdimensionierten Solarparks auf Feld und Wiese, die überflüssigerweise Flächen besetzen und so Natur und Landschaftsbild zerstören. Dies gilt allgemein für den vorderen bayerischen Wald und insbesondere für den Landkreis Passau, z.B. die Planung des 36,6 ha umfassenden Solarpark bei Pocking. Eine Verschnaufpause ist die durch das Terror-Geheimgutachten entstandenen „Pattsituation“ im Streit um das Atommüllzwischenlager Niederaichbach. Die Kreisgruppe Landshut wird auch 2005 am weiteren Verlauf der Verhandlung beteiligt sein. Weiter bestehen bleibt in diesem Zusammenhang auch die Forderung nach dem sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie in Bayern.

Die Ökomärkte der Kreisgruppen Straubing und Dingolfing-Landau erfreuten sich auch 2004 großer Beliebtheit. Der Straubinger Ökomarkt zog innerhalb von zwei Tagen zwischen 2000 und 3000 Besucher an. Damit wird die kontinuierlich seit Jahren geführte Arbeit des BN belohnt, regionale Wirtschaftskreisläufe zu fördern und gleichzeitig eine positive Entwicklung im Naturhaushalt wie auch dem Landschaftsbild zu erreichen.

Auch im vergangenen Jahr waren Aktionen im klassischen Arten- und Biotopschutz ein wichtiger Bestandteil der Naturschutzarbeit. Dabei spielt wie immer die Sicherung und Pflege zahlreicher Schutzgebiete und BN-eigener Grundstücke in allen niederbayerischen Landkreisen eine große Rolle. Die Kreisgruppe Passau betreut im Naturschutzgebiet Unterer Inn wertvolle Flächen mit Flutwiesen, Orchideenstandorten, das letzte Hochmoor im Landkreis Passau, sowie Flächen im Naturschutzgebiet Untere Donauleite mit dem einmaligen Vorkommen der Smaragdeidechse. Zusätzlich wurden 2004 angrenzende Flächen eines Feuchtgebietes bei Wegscheid angepachtet. Auch der Amphibienschutz stand 2004 wieder auf der Tagesordnung der niederbayerischen BN-Mitglieder. Die Kreisgruppe Landshut konnte durch Installation und fortwährende Betreuung von 10 Amphibienschutzzäunen mit einer Gesamtlänge von 2750m über 5000 Amphibien vor dem Straßentod retten. Umso mehr werden vom BN die immer wiederkehrenden maßlos überzogenen Eingriffe in geschützte und schützenswerte Bereiche heftig kritisiert. Die Forderung der niederbayerischen Kreisgruppen die radikale Rodung in angrenzenden Auwäldern entlang der Isar, vor allem im Bereich des Altheimer, Niederaichbacher und Dingolfinger Stausees zu stoppen und so nicht nur Brutplätze für Vögel, sondern auch die Landschaft als Erholungsraum zu erhalten, wurde weitestgehend ignoriert.

Vortragsreihen und Veranstaltungen des BN sind bei der niederbayerischen Bevölkerung gefragter denn je. Die Reihe „Naturerlebnis Garten“ der Kreisgruppe Dingolfing-Landau war überbucht – für einige Vorträge wurden Zusatztermine geschaffen. An dem dazugehörigen Fotowettbewerb nahmen über 70 Bewerber teil. Mit seinem breiten Angebot an Fachseminaren und anderen Veranstaltungen konnte das BN-Bildungswerk Wiesenfelden 2004 ebenfalls hohe Besucherzahlen verbuchen. An Ferienprogrammen, Kindergeburtstagen und Familiensamstagen der Ökostation nahmen ca. 2000 Kinder teil. Dies, sowie zahlreiche Kindergruppen der Kreis- und Ortsgruppen und Umweltbildungsprojekte, wie z.B. das rollende Umwelt-Freiluft-Klassenzimmer der Kreisgruppe Kelheim oder die „Takatuka“ der Kreisgruppe Deggendorf belegen deutlich das Interesse und den Stellenwert, den die Umweltbildung beim BN einnimmt. Allein bei den o.g. Projekten waren bei zusammen 100 Veranstaltungen rund 2500 Kinder und Jugendliche, u.a. 31 Schulen zu Besuch.

gez. Prof. Dr. Hubert Weiger
Landesvorsitzender
gez. Helmut Steininger
Mitglied des Landesvorstands und Beauftragter für Ostbayern
gez. Paul Riederer
1. Vorsitzender der Kreisgruppe Landshut und Mitglied im Landesbeirat
gez. Dieter Scherf
1. Vorsitzender der Kreisgruppe Deggendorf und Mitglied des Landesvorstand
gez. Ralf Stallforth
Vertretung Regionalreferent