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Keine Autobahnabkürzung durch den Kehlbachgrund!

Bund Naturschutz ruft zum Widerstand auf!

08.03.2006

Die Straßenbauverwaltung plant eine Flächen verschwendende Neubautrasse östlich Kutzenberg zur B 173 im Zuge der Staatsstraße 2187. Der Bund Naturschutz sieht hier die Gefahr einer Abkürzung zwischen den Autobahnen A 70 Bamberg - Bayreuth/Kulmbach und der künftigen A 73 Bamberg - Lichtenfels - Erfurt. Dadurch würde eine Verkehrszunahme durch den ruhigen Kelbachgrund vorbereitet. Insbesondere LKW-Fahrer würden zur Mautvermeidung solche Straßen nutzen. Der BN ruft zum Widerstand gegen die unnötige Neubautrasse auf.

Erst vor sechs Jahren war eine Neubaumaßnahme zur Direktanbindung des Kelbachgrundes an die B 173 bei Ebensfeld durch einen Bürgerentscheid verhindert worden. 72% der Bürgerinnen und Bürger aus Ebensfeld hatten 1999 gegen den Straßenbau votiert.

In einer umfangreichen Stellungnahme hat der BN im Rahmen des Planfestellungsverfahrens soeben seine Argumente dargelegt:

Vom Bund Naturschutz wird die grundsätzliche Notwendigkeit der geplanten Neubautrasse in Frage gestellt, weil der heutige Verkehr mit weit unter 2.000 KFZ pro Tag im Bereich kleiner Ortsverbindungsstraßen liegt und selbst die vom Straßenbauamt vorgelegten Prognosen für 2015 noch geringe Werte aufweisen würden. Diese sehr geringe Verkehrsbelastung rechtfertigt keinen Neubau.

Die Zählung des Straßenbauamtes Bamberg im Jahr 2000 ergab für den Streckenabschnitt Ebensfeld - Scheßlitz eine Gesamtverkehrszahl von 1.641 Kfz pro 24 Stunden. In den Unterlagen zum jetzigen Planfeststellungsverfahren werden für das Jahr 2015 2.673 Kfz pro 24 Stunden als Prognosewert hochgerechnet.

Annahme A: Der Wert aus DTV2015 von 2.673 Kfz/24h stimmt nicht:

Eine derartige Steigerung der Verkehrszahlen von über 60 % innerhalb von 15 Jahren widerspricht der durchschnittlichen Steigerung der Belastung der bayerischen Staatsstraßen zwischen 1995 und 2015, die zwischen 17 % für den Personenverkehr und 36% für den Güterverkehr liegt. Sie ist auch für den genannten Streckenabschnitt nicht nachvollziehbar. Die Ursache einer derartig prognostizierten Steigerung kann keinesfalls im Ziel- und Quellverkehr gesucht werden. Eine wesentlich niedrigere Verkehrsbelastung, die deshalb für diesen Streckenabschnitt angenommen werden muss, rechtfertigt dann jedoch erst Recht nicht die veranschlagten Investitionskosten in Höhe von 2,7 Mio. Euro zuzüglich der von der Marktgemeinde Ebensfeld eingeforderten Sanierungskosten für die bisherige Staatsstraße.

Annahme B: Der Wert aus DTV2015 von 2.673 Kfz/24h stimmt:

Da eine solche Steigerung der Verkehrszahlen nicht aus dem Ziel- und Quellverkehr stammen kann, kann eine derartige Zunahme nur durch einen vermehrten Fernverkehr (insbesondere zwischen der BAB A 70 bei Scheßlitz und der zukünftigen BAB A 73 (bisherige B 173) begründet werden. Eine solche Steigerung der Verkehrszunahme ist demnach nur durch den gesteigerten Querverkehr zwischen beiden Autobahnen realistisch anzunehmen und demnach nur bei einer Verwirklichung der Neubaumaßnahme mit direktem Anschluss an die zukünftige A 73 zu erwarten. Die Neubaumaßnahme würde also die Verkehrszunahme erzeugen, die sie als Argument für ihre Verwirklichung erst einmal benötigen würde.

Der Bund Naturschutz geht sogar davon aus, dass der prognostizierte Wert von 2.673 KFZ724h im Falle des Neubaues 2015 überschritten werden könnte, weil sich eine Abkürzung zwischen den Autobahnen A 70 (Verkehr aus dem Raum Bayreuth/Hollfeld/Schesslitz sowie aus dem Fichtelgebirge und von der A 9 im Falle von Stau auf der B 289 Münchberg - Kulmbach -Lichtenfels) zur A 73 Richtung Norden geradezu aufdrängt. Viele LKWs werden dann auf der neuen Trasse die BAB-Streckenabschnitte zwischen AS Scheßlitz - Bamberger Kreuz und Bamberger Kreuz - AS Ebensfeld umfahren. Eine negative Folge des Ausbaus der St 2187 wäre die ansteigende Belastung der Bewohner der Ebensfelder Ortsteile Kleukheim und Prächting durch den vermehrten Durchgangsverkehr.

Unstrittig ist zwar, dass der gegenwärtige bauliche Zustand nicht mehr den heutigen Verkehrserfordernissen entspricht. Allerdings können die in den Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren genannten "gefährlichen Verkehrssituationen" im Bereich der bestehenden Doppelkurve sowie "riskante Einbiegemanöver" an der Einmündung der St 2187 in die St 2197 (Hauptstraße Ebensfeld) sowie die "erhöhte Unfallgefahr" weder aus der alltäglichen Erfahrung nachvollzogen noch durch nachprüfbare Zahlen der zuständigen Behörden (z.B. aus der Verkehrsunfallstatistik) belegt werden.

Der Wert von 77 % der Verkehrsteilnehmer, die den Ort Ebensfeld als Kleinzentrum lt. Straßenbauamt durch die Neutrassierung überhaupt nicht mehr anfahren würden, wird stark in Zweifel gezogen, da sich sowohl Gemeindeverwaltung als auch Schul- und Sportzentrum, Betriebe, Einkaufsmöglichkeiten und sämtliche sozialen und Freizeiteinrichtungen im Ort Ebensfeld befinden. Auch eine Verkehrszählung mit Flussverfolgung der lokalpolitischen Gruppierung der Jungen Wähler Ebens-feld vom 15.03.1993, bei der ein Verkehrsanteil der aus dem Kelbachgrund zur AS Ebensfeld fahrenden Fahrzeuge von ca. 10 % festgestellt wurde, legt die Vermutung nahe, dass sich dieser Anteil innerhalb von 10 Jahren nicht versiebenfacht haben kann, bzw. innerhalb von 20 Jahren auch nicht anteilsmäßig versiebenfachen wird.

Weil Steuergeld nur einmal ausgegeben werden kann und bei Ausbau von Straßen die Abstimmung "mit den Rädern" zu Gunsten vermehrten KFZ-Verkehrs forciert wird, wäre durch die Verwirklichung der Baumaßnahme eine weitere Schwächung des Öffentlichen Nahverkehrs (Öffentlicher Busverkehr, Bürgerbuslinien und Schienenpersonennahverkehr) im Gebiet der Marktgemeinde Ebensfeld absehbar. Die Planungsauswirkungen widersprechen demnach der Aufgabensetzung des 2001 durch den Landkreis Lichtenfels erstellten Nahverkehrsplanes, in dem dem ÖPNV neben der Daseinsvorsorge auch die Bedeutung einer möglichst vollwertigen Alternative zum Motorisierten Individualverkehr (MIV) zugewiesen wird.

Eine "erhebliche Verbesserung der Lärm- und Abgassituation", ist für die Ortsdurchfahrt Ebensfeld nicht zu erwarten. Entlang der geplanten Neubaustrecke wird sowohl das Baugebiet "Pflegerhäuser" als auch das gesamte Klinikgelände des Bezirksklinikums Obermain bezüglich des Lärm- und Schadstoffeintrags beeinträchtigt. Wie aus den schalltechnischen Berechnungen zu erkennen ist, wurde bei der Prognose für das Jahr 2015 eine deutliche Zunahme des zu erwartenden Schwerverkehrs nicht berücksichtigt. Eine Aussagekraft der Berechnungen bezüglich der tatsächlich zu erwartenden Lärm- und Abgasemissionen ist deshalb nicht gegeben.

Besonders muss jedoch in diesem Zusammenhang auf die negativen Auswirkungen auf die Ortsteile Prächting und Kleukheim hingewiesen werden. Eine Beurteilung der Auswirkungen auf den bereits bestehenden Teil der St 2187 durch den durch die Neubaustrecke induzierten Mehrverkehr (s. o. mautfreier Schwer- und sonstiger Fernverkehr) fehlt im Planfeststellungsverfahren völlig. Für die Anwohner entlang der Ortsdurchfahrten der St 2187 in Prächting und Kleukheim ist demnach bei Verwirklichung der Neubautrasse langfristig eine deutliche Verschlechterung der Wohn- und Lebensqualität aufgrund gestiegener Belastung durch Lärm und Luftschadstoffe zu erwarten.

Der im PFV nur für den reinen Straßenkörper angeführte Flächenverbrauch von 3,1 ha stellt den höchsten Wert aller untersuchten Planungsvarianten dar. Besonders erwähnenswert ist dabei, dass es sich bei den betroffenen Flächen um wertvollste landwirtschaftliche Böden handelt, die im größtenteils kleinräumig strukturierten Gemeindegebiet Ebensfeld unersetzlich sind. Nicht mit aufgenommen wurde jedoch die weitaus größere Beeinträchtigung entlang der neuen Straße aufgrund von Luftschadstoffeinträgen, die besonders bei den angeführten landwirtschaftlichen Flächen dem Flächenverbrauch hinzugerechnet werden muss.

Das landesplanerische Ziel der massiven Reduzierung der Flächeninanspruchnahme, das Staatsminister Dr. Werner Schnappauf ständig einfordert, wird durch die Neubaumaßnahme klar verfehlt.

Die geplante Neubautrasse stört auf der gesamten Strecke das abwechslungsreiche Landschaftsbild, das durch das Kelbachtal und die nahe gelegene Hankirche geprägt ist. Die mit einer Baulänge von 2.000 m auch längste Trassenvariante würde die größte Beeinträchtigung des für Ebensfeld, den gesamten Klinikbereich Kutzenberg und für Prächting wichtigen Naherholungsgebiets entlang des Kelbachtals bewirken.

Die Neutrassierung tangiert das Ebensfelder Wasserschutzgebiet im südlichen Bereich. Trotz der angeführten Schutzmaßnahmen ist eine dauerhafte Schädigung der Trinkwassergewinnung (z.B. durch einen Verkehrsunfall mit Gefahrgutaustritt außerhalb des Fahrbahnbereichs) nicht ausgeschlossen.