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Keine "Stadtautobahn" in Herzogenaurach

Die 70er Jahre sind vorbei

31.01.2005

Die Mehrheit des Stadtrates von Herzogenaurach verfolgt derzeit Pläne für den vierspurigen Ausbau der sog. "Städtischen Entlastungsstraße Nord" (Nordumfahrung).

Während andere Städte wie Erlangen oder Nürnberg längst 70er-Jahre-Planungen für Stadtautobahnen ad acta legten, sollen sie in der 23.000 EinwohnerInnen-Stadt im 21. Jahrhundert realisiert werden. Dabei hat sich Herzogenaurach in den letzten Jahren bereits mit überdimensioniertem Flächenverbrauch hervorgetan.

In seiner Stellungnahme als anerkannter Naturschutzverband an die Stadt Herzogenaurach lehnt der Bund Naturschutz den vierspurigen Ausbau der Gemeindeverbindungsstraße Frauenaurach - Herzogenaurach (Nordumfahrung) und damit auch den Bebauungsplan Nr. 58 ab:

Die Stadt operiert bei der Planung mit Behauptungen, die einer näheren Betrachtung nicht standhalten: Die derzeitige und mittelfristig zu erwartende Verkehrsbelastung rechtfertigt einen vierspurigen Ausbau nicht, eine innerstädtische Verkehrsentlastung kann durch diesen Ausbau nicht erreicht werden.

Mit Sorge sieht der Bund Naturschutz auch den angrenzenden Ausbau der Kreisstraße ERH 3, der bis zum dortigen Kindergarten reicht und damit in der Beeinträchtigungszone liegt. Es ist abzusehen, dass in diesem Bereich die seit 1.1.2005 gültigen EU-Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid
überschritten werden, ohne dass dagegen Maßnahmen getroffen werden.

Statt dessen fordert der Bund Naturschutz die Erstellung und Durchführung eines Verkehrsvermeidungskonzeptes (fehlt z. Zt. völlig), die Stärkung des Radverkehrs und des regionalen ÖPNV (Planung einer Stadt-Umland-Bahn nach Erlangen; Buslinie nach Fürth; Ausbau des Radwegenetzes in der Stadt), die Aufhebung der Staatsstraßeneigenschaft für die verkehrsberuhigte Hauptstraße der Stadt, und die Umwidmung der Nordumfahrung in eine Staatsstraße. Damit wäre eine Überprüfung der Notwendigkeit des Ausbaus durch eine übergeordnete Instanz (Staatsregierung) gewährleistet und ggf. die Durchführung eines ordentlichen Planfeststellungsverfahrens gesichert.

Die Planung weiterer Maßnahmen sollten von der Siedlungsentwicklung auf der Herzo-Base und in den Gewerbegebieten entlang der Nordumfahrung abhängig gemacht werden.

Die im Bebauungsplan vorgeschlagenen Anbindungen der Dr.-Wilhelm-Schaeffler-Str und der Röntgenstasse an die Nordumfahrung werden begrüßt.

Bei der Nordumfahrung handelt es nicht um eine innerstädtische Straße, sondern um die Gemeindeverbindungsstraße Frauenaurach - Herzogenaurach, eine Straße "von besonderer Bedeutung", weshalb für die Planung ein ordentliches Planfeststellungsverfahren nötig ist. Ein entsprechendes Schreiben mit der Forderung nach solch einem Planungsverfahren an die Regierung von Mittelfranken wurde bereits versandt.

Der Bund Naturschutz bittet den Stadtrat von der Planung der o.g. Straßenbaumaßnahme Abstand zu nehmen und appelliert dabei auch an das soziale Gewissen der Ratsmitglieder: Der weitere Ausbau des Straßennetzes verpflichtet kommende Generationen bei sinkender Bevölkerungszahl zu hohen Unterhaltsleistungen, mit denen die heutige Generation bereits in vielen Bereichen überlastet ist. Der unwiederbringliche Verlust an Natur und Landschaft, der durch den Straßenbau und durch den dadurch zusätzlich ausgelösten KFZ-Verkehr forcierte Energieverbrauch und die damit einhergehenden Emissionen sind nicht mehr zu verantworten. Nicht zuletzt die hohen Investitionskosten sollten überdacht und das Geld besser in nachhaltig umweltgerechte Verkehrsprojekte wie die Stadt-Umland-Bahn gesteckt werden.

Der Bund Naturschutz hat erst im Oktober 2004 mit der Staatsregierung ein Klimabündnis geschlossen mit dem Ziel, die Treibhausgasemissionen in Bayern um 10 % auf 80 Mio. Tonnen CO2-Jahresausstoß zu reduzieren. Verkehrsvermeidung und Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs sind dabei neben Wärmedämmung und Nutzung regenerativer Energien die Methoden der Wahl.