Klimaschutz konkret: Stopp dem Flächenverbrauch" - Die geplante Neuausweisung von Wohnbauflächen und Gewerbegebieten in Schwabach
Zum Auftakt seines Besuchs mittelfränkischer Natur- und Umweltschutzprojekte machte der Landesvorstand des Bundes Naturschutz am Montag, 29. März 2010 Station in Schwabach-Limbach.
Anlass des Ortstermins war die geplante Aufstellung des Schwabacher Flächennutzungsplanes, der noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll und der trotz sinkender Bevölkerung und riesiger Reserven weitere Siedlungs- und Gewerbegebiete vorsieht.
Unter der Führung von Almut Churavy, der Vorsitzenden der BN-Kreisgruppe Schwabach, besichtigten die BN-VertreterInnen die geplanten Wohnbauflächen, die an den Ortsteil Schwabach- Limbach angrenzen sollen. In Summe von ca. 18,5 Hektar würde das geplante Wohnbaugebiet die Fläche des Altortes Limbach übersteigen.
In ihrer Stellungnahme hatte die BN-Kreisgruppe bereits im Anhörungsverfahren kritisiert, dass sich der Entwurf des Flächennutzungsplanes auf einen vom Stadtrat gewünschten Einwohnerzuwachs von ca. 3000 Einwohnern beziehe. Weder sei dies eine umsetzbare noch eine sinnvolle Zielgröße. Die rückläufige Bevölkerungsentwicklung der letzten beiden Jahre in Schwabach stützt diese Einschätzung. Tastsächlich prognostiziert das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung in der neuesten Bevölkerungsprognose (2009) einen Rückgang der Bevölkerung Schwabachs bis 2028 um 2,2 %, bestenfalls jedoch Stagnation.
"Die Stadt Schwabach hat für weitere Wohn- und Gewerbegebiete keinen nachgewiesenen Bedarf. Als Mitglied des Bodenbündnisses europäischer Städte und Gemeinden hat sie darüber hinaus das Manifest des Bündnisses unterzeichnet. darin heißt es 'wir unternehmen alle Anstrengungen, um den Trend zum Flächenverbrauch und zur Bodendegradation umzukehren'. Die Stadt muss sich daran auch halten", so Churavy.
"Die Existenzgrundlage der Schwabacher Landwirte muss unbedingt gesichert werden, damit nicht noch mehr Ferntransporte für Lebensmittel mit Klimafolgen nötig sind. Die Erhöhung der vorhandenen Gewerbeflächen um ca. 40 % widerspricht dem Gedanken an sparsamen Umgang mit Flächen total," so Churavy.
Der Vorsitzende des BN, Hubert Weiger, bezeichnete die geplante Überbauung landwirtschaftlicher Nutzfläche einen Fehler, der sich rächen werde: "Wir können nicht bei sinkender Bevölkerung und einer Vielzahl unbebauter Grundstücke und leerstehender Gebäude im Siedlungsbestand immer weitere Wohngebiete ausweisen. Jeder Quadratmeter Boden, der versiegelt und der der Landwirtschaft entzogen wird, fehlt uns und kommenden Generationen für die Erzeugung regionaler Nahrungsmittel und fehlt uns als Speicher für das klimaschädliche CO2."
Die ansässigen Landwirte in Schwabach-Limbach wehren sich gegen die Ausweisung der Flächen, da sie bei einer Umsetzung der Bebauung in ihrer Existenz bedroht sind. Die Höfe werden zusätzlich steuerlich belastet, sobald eine Ausweisung als Wohnbaufläche im FNP vorliegt.
Der Flächennutzungsplan legt die bauliche Entwicklung der Stadt Schwabach in den kommenden zehn bis fünfzehn Jahren fest. Er ist zunächst nur behördenverbindliche Planungsgrundlage. Allerdings sind Planungen, die darauf fußen, nur noch schwer zu bekämpfen, da die Rechtslage dem FNP ein hohes Gewicht beimisst.
Mindestens 99 Hektar Flächenreserven besitzt Schwabach derzeit nach eigenen Angaben. Darin fehlen noch die kleineren Flächenreserven in vorhandenen Wohngebieten, die im Stadtgebiet Schwabach mindestens 13 Hektar ausmachen. Zum Beispiel Marien- und Kappelbergsteig, Filzfabrik, die Fläche Endner, die Nachverdichtung Wolkersdorf Pfaffensteig und Rothenberg, die innerstädtischen Industriebrache Fürst und noch viele andere. Diese Flächenreserven böten 4.555 bis 6.150 zusätzlichen EinwohnerInnen Platz.
Der geplante FNP sieht neben der Ausweisung von Wohngebieten bei Limbach weitere Eingriffe vor, die der BN ganz oder teilweise ablehnt: Trasse für die sogenannte Westtangente, Wohnbebauung südlich des Weingäßchens, Wohnbaufläche im Bereich südlich der Dr.- Zinn –Str., Wohnbebauung Regelsbacherstraße Ost (Südteil), Wohnbebauung nördlich und südlich Dietersdorf und gemischte Bauflache nördlich von Dietersdorf, kleinere Wohnbauflächen in Obermainbach, Wohngebiet in der Verlängerung Volkamerstraße, Wohngebiet südlich Waldheimstraße, Gewerbefläche westlich und östlich der Nördlinger Straße, Gewerbefläche Pointgraben, Gewerbefläche östlich Berliner Straße.
gez. Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken