Kröten für Biber & Co.
Über 20.000 Sammlerinnen und Sammler, überwiegend Schüler, sind vom 28. April bis 4. Mai in ganz Bayern mit Sammellisten und Spendendosen unterwegs. Nachdem es Natur- und Umweltschutz nicht zum tarif gibt, ist angesichts leerer Staatskassen der BN mehr gefordert denn je. Der BN bittet die Bevölkerung um finanzielle Unterstützung bei seinem Ziel, Bayerns Schönheit zu bewahren und bedankt sich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Spenderinnen und Spendern und den aktiven Sammlern. Besonderer Dank gebührt den engagierten Jugendlichen.
Von besonderer Bedeutung sind die Spenden für den Natur- und Artenschutz in ganz Bayern. Für das Jahr 2003 plant der BN, 1,5 Mio. Euro im Bereich Arten- und Biotopschutz und 1,1 Mio. Euro für den Ankauf und die Pacht von schützenswerten Flächen auszugeben. Die Spenden aus der Haus- und Straßensammlung sind ein unverzichtbarer Bestandteil bei der Finanzierung dieser Arbeit. Allein im Jahr 2002 konnten 85 ha wertvolle Schutzflächen vom BN in Bayern erworben werden.
Die gesammelten Gelder werden aber auch für die unterschiedlichsten Projekte im Artenschutz verwendet. Die Bandbreite reicht von der Wiedereinbürgerung der Wildkatze, Amphibienschutz, Großprojekten wie die Sandachse oder dem Grünen Band in Nordbayern zu Hunderten von Kleinprojekten im Bereich von Biotoppflege, Biotopneuanlage, Umsetzung von Arten- und Biotopschutzprojekten etc. Ein wesentlicher Teil der Spenden geht auch in die Umweltbildung und die Kinder- und Jugendarbeit. Für viele Projekte erhält der BN dankenswerterweise auch Zuschüsse vom Bayerischen Naturschutzfonds, so dass sich dadurch jeder gesammelte Euro mindestens verdoppelt.
Besonders heraus gestellt werden soll heuer unser Bibermanagement. Die Wiedereinbürgerung des einstmals ausgerotteten Bibers ist zweifellos eines der erfolgreichsten Artenschutzprojekte des BN: Biber kommen heute mit über 1.500 Revieren (rund 6000 Tiere) wieder in allen Regierungsbezirken vor und sind weiter in der Ausbreitung begriffen. Die Besiedelung der Großstadt München verdient besondere Erwähnung. Dieser Erfolg ist jedoch nicht ganz ungetrübt:
Durch ihre lebensraumgestaltenden Aktivitäten können Biber bestehenden Landnutzungen des Menschen in die Quere kommen und in Einzelfällen auch Schäden verursachen. Die Eskalation der Konflikte, die in der Forderung nach der „Entfernung des Bibers aus der Kulturlandschaft“ gipfelte, konnte jedoch durch die Einrichtung eines Bibermanagements verhindert werden. Momentan arbeiten in Bayern zwei hauptamtliche Biberberater, die beim BN-Artenschutzreferat angesiedelt sind und die vor Ort von rund 200 ehrenamtliche Biberberatern unterstützt werden.
Ziel des Bibermanagements ist, den Biber in der Kulturlandschaft zu erhalten und Akzeptanz für ihn zu schaffen durch:
- Lösen von Konflikten zwischen Bibern und Menschen,
- Schaffen von konfliktfreien Lebensräumen für den Biber (und andere Arten),
- Information von Betroffenen und der Öffentlichkeit über den Biber und das Bibermanagement.
Das Bibermanagement beruht auf 4 Säulen:
- Beratung und Aufklärung, sowohl bei konkreten Problemen vor Ort, als auch allgemein, z.B. durch Vorträge und Pressearbeit
- Finanzierung von Präventivmaßnahmen gegen Schäden,
- Erfassung und Ausgleich von Schäden in besonderen Härtefällen durch den Härtefonds des BN,
- Wegfang von Bibern bei erheblichen Problemen, wenn Prävention nicht möglich ist oder der finanzielle Aufwand in keinem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen steht.
Von 1996 bis Ende 2001 wurden von den Bibermanagern Gerhard Schwab und Markus Schmidbauer dabei über 1000 Konfliktfälle in Bayern bearbeitet. In den allermeisten Fällen konnte gemeinsam mit den Betroffenen eine Lösung gefunden werden, die eine Koexistenz von Biber und Mensch ermöglichte. Lediglich in etwa 15 % der Konfliktfälle war der Wegfang der Biber notwendig. Auf die Gesamtpopulation der Biber bezogen, kann gesagt werden, dass nur aus etwa 35 – 40 % der Vorkommen Probleme bekannt wurden; abgefangen werden muss jährlich in etwa 3 - 5 % der Biberreviere, das entspricht ca. 100 Exemplaren pro Jahr. Bisher wurden gefangene Biber an Wiedereinbürgerungsprojekte nach Kroatien, Ungarn, Belgien und Rumänien, sowie vereinzelt an Zoos und Gehege abgegeben. Seit 2001 bezahlt der BN mit Förderung der EU und des Bayerischen Naturschutzfonds die Kosten für die Bibertransporte nach Rumänien und Spanien.
Exportmöglichkeiten bestehen momentan noch für mindestens 250 bis 300 Tiere (Ungarn, Südosteuropa, Spanien). Das entspricht der Fangquote von 2-3 Jahren. Bisher wurden 604 Biber gefangenen.
Ein wesentlicher Bestandteil des Bibermanagements ist der momentan ausschließlich vom BN getragene Härtefonds (20.000 Euro pro Jahr), aus dem Biberschäden (z.B. vom Biber gefressene Zuckerrüben) bezahlt werden.
Massive Investitionen sind in Zukunft für langfristige Lebensraumverbesserung (z. B. Renaturierung von Gewässern) nötig. Dies ist allerdings nur über den relativ kostenintensiven Ankauf von Grundstücken möglich.
gez.
Prof. Dr. Hubert Weiger
Landesvorsitzender
Peter Rottner
Landesgeschäftsführer
Richard Mergner
Landesbeauftragter
Dr. Christian Magerl
Artenschutzreferent Südbayern