Laufzeitverlängerung für Risiko-Reaktor Gundremmingen unverantwortlich
Dabei ist das AKW Gundremmingen besonders gefährlich:
- Bleiben die 8 Alt- und Pannenreaktoren abgeschaltet, stehen in Gundremmingen die letzten zwei deutschen Siedewasserreaktoren (gleicher Reaktor-Typ wie in Fukushima).
- Von den 784 Brennelementen pro Reaktor sind nach Erlaubnis der Bayerischen Staatsregierung 300 vom Typ MOX, welche besonders viel des gefährlichen Elementes Plutonium enthalten.
- Die Siedewasserreaktoren in Gundremmingen haben im Unterschied zu Druckwasserreaktoren nur einen Hauptkreislauf, so dass radioaktiv kontaminierter Dampf ins Maschinenhaus und an die Turbinen außerhalb des Reaktorgebäudes kommen kann. Die Freisetzungsgefahr von Radioaktivität ist damit besonders erhöht.
- Die gefährlichen Abklingbecken für Brennelemente sind wie in Fukushima außerhalb des Sicherheitsbehälters angeordnet. Dort lagern über 4000 hochgefährliche Brennelemente und damit mehr als doppelt so viele wie in Fukushima. Ein Problem mit der Kühlung könnte katastrophale Folgen für Schwaben haben.
- Die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren nimmt mit der Nähe zum Reaktorstandort nach eine Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz deutlich zu. Aus Siedewasserreaktoren entweicht im Durchschnitt mehr Radioaktivität über den Kamin und das Abwasserrohr an die Umwelt als aus Druckwasserreaktoren.
- Nur in Gundremmingen laufen noch zwei Reaktoren an einem Standort, was – wie wir in Fukushima gesehen haben – bei einem Unfall in einem Reaktor auch zur Unbetretbarkeit des anderen Reaktors führen kann.
- Mit einer Nettoleistung von 1284 (Block B) und 1288 (Block C) Megawatt elektrisch ist Gundremmingen das größte AKW Deutschlands.
Für den Bund Naturschutz in Bayern e.V. ist der heutige Beschluss des Bundeskabinetts zum Atomausstieg halbherzig. „Der Atomausstieg dauert viel zu lange, er wird der Neubewertung des atomaren Risikos nach der Katastrophe von Fukushima nicht gerecht. Wenn der Großteil der Atomkraftwerke erst um das Jahr 2020 abgeschaltet wird, muss die Bevölkerung viele weitere Jahre mit der ständigen Gefahr schwerer atomarer Störfälle leben. Hinzu kommen die wachsenden Atommüllberge, für die es bis heute kein Endlager gibt“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
Der Umweltverband appellierte an die Oppositionsparteien, den Regierungsbeschluss nicht mitzutragen. „Wir können und müssen schneller aussteigen, es darf keinen faulen Kompromiss zu Lasten der Sicherheit der Bevölkerung geben“, sagte Weiger. Er bemängelte auch die weiter mögliche Umkehrbarkeit des von der Bundesregierung beschlossenen Ausstiegsfahrplans.
Enttäuscht äußerte sich der BUND-Vorsitzende zu den anderen Gesetzen, die heute im Kabinett beschlossen wurden: „Trotz der Stilllegung mehrerer Atommeiler soll der Anteil der erneuerbaren Energien in Deutschland bis 2020 lediglich soweit erhöht werden, wie dies schon vor dem Ausstieg geplant war. Dieses Ziel reicht nicht aus. Hinzu kommt, dass der Bundesregierung jede Idee fehlt, den Stromverbrauch in Deutschland drastisch zu reduzieren“, sagte Weiger.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz müsse sich das Ziel von mindestens 45 Prozent Erneuerbarer Energien bis 2020 setzen. Erforderlich sei ein entschlossener Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zur gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme sowie einer dezentralen Stromversorgung unter anderem mit Windenergieparks in Bürgerhand. Die Energiepolitik in Deutschland dürfe nicht darauf hinauslaufen, erneut vor allem Großstrukturen zu fördern. Der BUND forderte zudem ein Sofortprogramm für mehr Stromeffizienz, das mit einer Milliarde Euro ausgestattet werden solle. Erforderlich sei außerdem eine klare Positionierung seitens der Bundesregierung, welche neuen fossilen Kraftwerke gebaut werden sollten.
„Der Klimaschutz verbietet den Zubau von Kohlekraftwerken und der notwendige Ausbau der erneuerbaren Energien braucht schnell flexible Gaskraftwerke und Kraftwärmekopplung. Die Bundesregierung muss endlich im Sinne des Klimaschutzes handeln und den Neubau von Kohlekraftwerken verbieten“, sagte Weiger.
Für Rückfragen:
Thomas Frey, BN-Regionalreferent für Schwaben
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