Lebensqualität statt Gewerbegürtel um Heroldsberg!
Die Gemeinde Heroldsberg hält an der Planung eines riesigen Gewerbeparks im Südosten des Marktes trotz eines Verwaltungsgerichtsurteils gegen eine ursprünglich geplante Enteignung eines Landwirtes und Grundstückseigentümers fest. Sie bedroht damit die Wohnqualität im gesamten Ort sowie die Existenz des einzigen ortsansässigen Biobauern.
Anlässlich einer Demonstration eines breites Bündnisses aus Bund Naturschutz, der Bürgerinitiative Naherholung Reichswald Nürnberg/Heroldsberg/Kalchreuth, der Bürgerinitiative für den Erhalt der Wohn- und Lebensqualität in Heroldsberg, von Bündnis 90/Die Grünen, OV Heroldsberg und der FDP, OV Heroldsberg, rufen diese zum Widerstand gegen die Planung der Gemeinde auf, welche die Bedürfnisse der BürgerInnen grob missachtet.
Das Gewerbegebiet soll nach den Planungen am Ende des Laufer Weges in Heroldsberg aus dem Boden gestampft werden und zwölf Hektar umfassen, was 17 Fußballfeldern entspricht. Und dies, obwohl in Heroldsberg ausreichend Gewerbeflächen zur Verfügung stehen. So soll vermutlich das Loch im Gemeindesäckel gestopft werden, das durch Prestigebauten gerissen wurde, auch wenn dadurch die Existenz des einzigen Biobauern am Ort mit Direktvermarktung vernichtet wird.
Neues Gewerbegebiet trotz Widerstandes
Obwohl eine von der Marktgemeinde eiligst eingeleitete „städtebauliche Entwicklungsmaßnahme“ in diesem Bereich vom Verwaltungsgerichtshof München für nichtig erklärt wurde, hält sie weiter an dem geplanten Gewerbegebiet am Laufer Weg fest. Derzeit soll es entlang eines Feldweges, aber nur auf der Seite mit gemeindeeigenen Grundstücken errichtet werden. Erschließungskosten fielen jedoch für alle Anlieger an, also auch für Landwirte auf der gegenüberliegenden Seite des Feldweges. Weder wollen diese das Gewerbegebiet noch können sie die Straße brauchen, sollen aber horrende Summen bezahlen. Nicht alle können das Geld für diese Kosten aufbringen und wären somit gezwungen ihr Grundstück zu verkaufen. Die Marktgemeinde hätte erreicht, was sie gerichtlich nicht durchsetzen konnte.
Gegen die Planung richteten sich bereits mehrere öffentliche Aktionen, darunter eine Demonstration im Jahr 2001 und eine Landschaftsverhüllung des BN im Dezember 2005. Die Medien berichteten ausführlich darüber.
Vorhandene Gewerbeflächen reichen aus
„Unsere Einwände werden pauschal aus Gründen eines angeblichen ‚Gemeinwohls‘ zurückgewiesen“, beklagt sich Heidi Christ, Sprecherin der Bürgerinitiative für den Erhalt der Wohn- und Lebensqualität in Heroldsberg. „Wir halten dies für ein überflüssiges und erpresserisches Vorgehen der Gemeinde, denn Heroldsberg hat im Nordwesten, östlich der Bahnlinie bestehende und erweiterbare Mischgebiets- und Gewerbeflächen. Auch in nächster Umgebung von Heroldsberg stehen Flächen in bereits vorhandenen Gewerbegebieten leer.“
Keineweitere Landschaftsverschandelung
„In Großgeschaidt ist mit der Ansiedlung der Firma Flad & Flad im Kalchreuther Höhenzug ohnehin schon eine der landschaftlich schönsten Ecken entwertet worden“, so Ingrid Haubenreisser, Vorsitzende der Ortsgruppe des Bundes Naturschutz. „Wirkliche Neuansiedlungen von Betrieben gibt es kaum. Meist handelt es sich nur um Umsiedelungen von Betrieben aus der Umgebung, die wegen der räumlichen Nähe die meisten Arbeitskräfte mitnehmen und deshalb wenig neue Arbeitsplätze in Heroldsberg schaffen. Zu beobachten ist das z.B. bei der Firma Schwan Stabilo, die sich inzwischen bereits nach Tschechien orientiert. Größere Gewerbeansiedlungen bringen meist nicht die erhofften Arbeitsplätze und für die Ansiedlung kleinerer Betriebe gibt es im Ort genügend freien Raum.“
Vorhandene Wohnqualität erhalten
„Gewerbegebiete verschlechtern die Wohnqualität im gesamten Ortsbereich, beeinträchtigen die Naherholung, bedrohen die bäuerliche Kulturlandschaft und können letztlich sogar zu einer Abwanderung von Bürgerinnen und Bürgern führen“, ergänzt Roland Danner von der FDP. Die Einnahmen aus der Lohn- und Einkommenssteuer sind die größte Nettoeinnahmequelle Heroldsbergs.“
Leerstände nutzen
Klaus Streitberger von der Bürgerinitiative Naherholung, Reichswald Nürnberg/Heroldsberg/Kalchreuth dazu: „Kleinere Gewerbetreibende brauchen diese Flächen nicht. Für sie finden sich in den Leerständen im Ort genügend Möglichkeiten, um sich niederzulassen. Wer sich davon zusätzliche Steuereinnahmen erhofft, sollte lieber über den schwindenden Wohnwert für potentielle Neubürger mit gutem Einkommen nachdenken. Denn wer will noch nach Heroldsberg ziehen, wenn der historische Ortskern durch übermäßiges Expandieren an allen Ecken und Enden von Heroldsberg an Bedeutung verliert und die attraktiven Naherholungsflächen zunehmend verbaut werden. So gehen auch mögliche vermehrte Einkommensteuerzahlungen, welche die weit über die Planung hinausgehenden Kosten für das neue Rathaus von über 10 Mio. Euro ausgleichen könnten, für Heroldsberg verloren“.
Energieverbrauch würde angeheizt
Gabriele Kluge vom Ortsverband „Bündnis90/Die Grünen“ erklärt: „Größere Gewerbegebiete wie der geplante Gewerbepark mit 12 ha Fläche, heizen vor allem den Energieverbrauch durch mehr Lkw- und Pkw-Verkehr an. CO2 ist weltweit die Hauptursache der Klimaerwärmung. Während die CO2-Emissionen in anderen Bereichen zurückgegangen sind, wuchsen sie im Verkehrsbereich zwischen 1990 und 2004 in Deutschland um 10 Mio. Tonnen. Die Landwirtschaft verursacht 15 Prozent des deutschen CO2- Ausstoßes. Ökolandbau kann diesen Anteil drastisch verringern, denn er benötigt nicht einmal halb so viel Energie wie konventioneller Anbau und bindet zudem CO2 im humusreichen Boden. Auch aus diesem Grund muss auf dieses Gewerbegebiet verzichtet und statt dessen die Versorgung der Heroldsberger Bürgerinnen und Bürger mit feldfrischen, regionalen und gesunden Bio-Lebensmitteln gesichert werden. “
Bayern weiterhin Vorreiter im Flächenverbrauch
Trotz gegenteiliger Zielaussagen auf höchster politischer Ebene ist Bayern mit einem täglichen Verlust von über 22 Fußballfeldern nach wie vor ein Spitzenreiter beim Flächenverbrauch. Dabei wird meist landwirtschaftlich genutzter Boden in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. In 20 Monaten summiert sich der bayerische Landschaftsverbrauch auf die Fläche der Stadt Nürnberg, allerdings viel hässlicher. Vor allem durch die Ausweisung neuer Gewerbegebiete im Außenbereich und neuer Straßentrassen verliert Bayern Stück um Stück sein Gesicht. Wir wollen Bayerns Schönheit bewahren und den ruinösen 'Bürgermeisterwettbewerb' um Gewerbesteuern stoppen, so der BN.
"Wir appellieren an die Vernunft der Gemeinderäte, der Verschlechterung der Heroldsberger Wohnqualität durch Verschandelung der Ortsränder und die Vernichtung der Existenz des einzigen Biobauern einen Riegel vorzuschieben und der Ausweisung des geplanten „Gewerbeparks Südost“ nicht zuzustimmen", so Ingrid Haubenreisser zum Schluss.