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Leise schmilzt der Kunstschnee !

BN fordert Ende des Wettrüstens mit Kunstschnee und umwelt- und klimaverträgliche Gesamt-Konzepte für den bayerischen Wintersport

07.12.2006

 

Ungewöhnlich hohe Temperaturen sorgen derzeit dafür, dass die bayerischen Skigebiete grün bleiben und die Schneekanonen still stehen. „Dieser Dezember führt uns drastisch vor Augen, dass die bayerischen Wintersportorte nicht gut beraten sind, auf die Klimaerwärmung mit Schneekanonen zu reagieren.“ kommentiert Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN die aktuelle Wetterlage. „Jeder Politiker, der zu mehr Kunstschneeeinsatz rät, handelt verantwortungslos“. Denn nach Ansicht des BN hat der Einsatz von Kunstschnee nicht nur ökologisch negative Folgen, sondern er führt auch ökonomisch eine Sackgasse. Die hohen Investitionen rechnen sich nicht, auch wenn die Preise für die Skikarten in letzten Jahren stark gestiegen sind. Letztlich wird der Steuerzahler diese Fehlentwicklung subventionieren müssen. Bereits in den letzten Jahren werden etliche Beschneiungsanlagen von Kommunen (mit-)finanziert – trotz leerer öffentlicher Kassen.

 

Nach einer aktuellen Recherche des BN nimmt die Zahl der beschneiten Fläche in den bayerischen Alpen kontinuierlich zu und umfasst mittlerweile 415,8 ha – zum Vergleich: 1987 wurden 10 ha, 2000: 284 ha, 2005: 382 ha beschneit. Der Trend geht in großflächige Beschneiung. Die Änderung der Genehmigungsgrundsätze für die Beschneiungsanlagen im August 2005 hat diesen Trend verstärkt. Neue große Anlagen wurden/ werden seit dieser Änderung am Stümpfling (13 ha Sutten, MB), am Hausberg (12 ha Horn, GAP), am Kreuzeck (12 ha Kandahar, GAP) oder am Tegelberg (Vergrößerung um ca. 10 ha, OAL) errichtet. Der BN hatte die Änderung der Genehmigungsgrundsätze abgelehnt, auch wenn sie in der Praxis eh kaum mehr beachtet wurden.

 

Alle Klimaexperten, insbesondere die Experten zum Alpenraum, prognostizieren gravierende Auswirkungen der Klimaerwärmung auf den bayerischen Wintersport. Die Grenze der Schneesicherheit wird bis 2050 von heute 1200 m auf 1500-1800 m steigen. „Politiker und Touristiker wären besser beraten, sich auf diese Experten zu verlassen, anstatt in einer Art Torschlusspanik ökologisch und ökonomisch unsinnige Investitionen in Kunstschnee zu fordern“, kritisierte Werner Fees, stellv. Sprecher des BN Arbeitskreieses Alpen. Auch im Interesse der Gemeinden ist es ehrlicher, auf die zunehmenden Temperaturen im Alpenraum hinzuweisen und den Gemeinden angesichts leerer Kassen bei der Erstellung zukunftsfähiger Konzepte zu helfen. „Wer sein Geld bisher mit Schneekanonen vergräbt, braucht sich nicht wundern, wenn er nun trotzdem im Grünen sitzt und keine Konzepte für einen schneeunabhängigen Wintertourismus aufgebaut hat“, so Hubert Weiger.

 

Der Konkurrenz der österreichischen großen Skigebiete wird man auch mit bayerischen Schneekanonen nicht trotzen können. Eine echte Lösung für den bayerischen Wintersport kann nach Ansicht des BN nur in einem Gesamt-Konzept liegen, das die Auswirkungen des Klimawandels auf den bayerischen Wintersport regional betrachtet und nicht in einem letztlich ruinösen Schneekanonenwettbewerb mit österreichischen Skiorten. Die Qualitäten der bayerischen Alpenorte liegen in anderen Gebieten als dem alpinen Skisport und müssen weiterentwickelt werden. Kunstschnee ist kein „Alleinstellungsmerkmal“ – das Erleben der an jedem Ort unterschiedlichen und besonderen Landschaft aber ist es.

 

 

Für nähere Information: Dr. Christine Margraf, Leiterin Fachabteilung München. Tel.: 089/548298-89, christine.margraf@bund-naturschutz.de

 

Anlagen:

1) Aktuelle Daten zur Beschneiung in den bayerischen Alpen (Quelle: BN, nach Umfragen an den Behörden November 2006)

2) Grafiken zur Klimaerwärmung

3) Argumente gegen Kunstschnee