Luchse brauchen aktive Hilfe
Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) fordert: „Dem Luchs muss geholfen werden. Mit gezielten Bestandsstützungen könnten wir der Gefahr eines erneuten Aussterbens in Bayern und Deutschland wirkungsvoll entgegentreten.“
Es ist ein gutes Zeichen, dass zum ersten Mal seit Jahren wieder spürbar mehr Luchse durch Deutschlands Wälder streifen und auch in Bayern die Zahl der Luchse gestiegen ist. Grund für eine Entwarnung ist es aber nicht: Mit nur 135 erwachsenen Luchsen, die v.a. auf drei größere, aber voneinander isolierte Bestände verteilt sind, ist der deutsche Luchsbestand trotz der positiven Tendenz weiterhin hochgradig gefährdet. Wegen der geringen Zahl von Tieren muss in allen Beständen mit genetischen Problemen gerechnet werden. Der Austausch zwischen den Beständen ist sehr gering. Denn Luchse tun sich schwer damit, größere Distanzen zu überbrücken. Besonders die etwas wanderfreudigeren Männchen bleiben oftmals allein. Zudem werden bei den Wanderungen viele Luchse auf Straßen überfahren.
Die drei bedeutenden Vorkommen im Bayerischen Wald, Harz und Pfälzer Wald sind durch Wiederansiedlungsprojekte etabliert worden. Das noch laufende Projekt im Pfälzerwald hat dazu beigetragen, dass sich die Gesamtzahl der Weibchen mit Nachwuchs in Deutschland innerhalb von zwei Jahren von 20 auf 32 erhöhet hat. Die Zahl der Jungtiere stieg in diesem Zeitraum von 43 auf 59.
In Bayern gab es 13 reproduzierende Weibchen und damit zwei mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Jungtiere hat sich von 26 auf 27 erhöht. Die Gesamtzahl der Luchse ist von 47 im Vorjahr auf 71 deutlich gestiegen. Zusätzlich wurden noch 26 Tiere in Bayern nachgewiesen, die ihren Aufenthaltsschwerpunkt in Tschechien oder Österreich haben.
Die positive Entwicklung darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis auf den Bayerischen Wald alle geeigneten Lebensräume Bayerns noch nicht oder viel zu dünn besiedelt sind und ohne Luchsnachwuchs blieben: Diese sind Spessart, Rhön, Frankenwald, Oberpfälzer Wald mit Steinwald, Fichtelgebirge, Bayerisch-Böhmisches Grenzgebirge sowie die bayerischen Alpen mit Anbindungsmöglichkeiten an Luchsvorkommen in den West- und Ostalpen.
Da die Etablierung von Luchsbeständen in diesen Lebensräumen durch abwandernde Tiere sehr unwahrscheinlich ist, fordert Mergner die Freisetzung von Luchsen in geeigneten Lebensräumen. Diese können dann als Trittsteine für die Vernetzung der Luchsbestände im Harz und im Bayerischen Wald dienen. Nur durch solch ein aktives Eingreifen könne das 2008 von der Bayerischen Staatsregierung im „Managementplan Luchs“ definierte Ziel einer „vitalen Luchspopulation, die alle geeigneten Lebensräume Bayerns besiedelt“ erreicht werden.
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