Markeneinkaufszentrum 360° Lifestyle Herzogenaurach
Mit dem geplanten "Markeneinkaufszentrum unter dem Namen „360° Lifestyle“ weit außerhalb der Kernstadt bereitet die Firma Adidas-Salomon AG und die Stadtspitze Herzogenaurachs soeben einen Großangriff auf die gesamten Innenstädte und Ortszentren der Metropolregion Nürnberg und weit darüber hinaus vor.
Wenn die "adidas-GROUP" in einer Präsentation behauptet, es handele sich nicht um ein Einkaufszentrum und auch nicht um ein Factory Outlet Center, so ist und bleibt das Projekt eine Art
Factory Outlet Center.
Damit soll auch in Herzogenaurach eine Entwicklung vorangetrieben werden, die vor allem in den USA, aber auch in Frankreich, bereits weit fortgeschritten ist: Die Verlagerung des Handels aus den Innenstädten an die Peripherie, verbunden mit Freizeitangeboten und Gastronomie und geprägt durch riesige Parkplatzangebote für die nahezu ausschließlich auf das Auto als Verkehrsmittel setzende Kundschaft.
Aus den USA dürfte auch das von der Fa. Adidas-Salomon AG für das Großprojekt zur Bebauung der ehemaligen "Herzo Base" angedachte Raumkonzept unter den Namen "World of Sports", "Public World", World of Living" und "World of Commerce" stammen.
Die Folgen wären verheerend: Geschäfte müssten schließen, etliche Innenstädte im Großraum würden weiter veröden, der Autoverkehr und damit der Energieverbrauch und die Schadstoff-Immissionen würden massiv zunehmen. Mit der Ansiedlung würde der Flächenverbrauch - in Bayern mit 20,6 Hektar pro Tag bereits bundesweit an der Spitze - weiter angeheizt. Alle Maßnahmen zur Verstärkung des Klimaschutzes würden konterkariert.
"Wir brauchen die weitere Amerikanisierung unserer Städte und Dörfer nicht. Was auch in den USA bereits als Fehler erkannt wurde, sollten wir nicht nachmachen, bloß weil es ein Großkonzern wie Adidas für seine Aktionäre so wollen", so Hubert Weiger, Vorsitzendes des BUND und des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.
"Dass die Stadtspitze von Herzogenaurach darin eine Zukunftschance sieht, mag ja nachvollziehbar sein, weil sie riesige Steuereinnahmen wittert. Dass sie sich aber auf Kosten und zum Schaden der gesamten Gesellschaft entwickeln würde, darf nicht zugelassen werden. Hier ist der regionale Planungsverband und die Staatsregierung gefordert, sofort einzuschreiten. Das Lex Ingolstadt muss auf den Prüfstand", so Weiger weiter.
Elisabeth Bahr, 2. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach dazu: "Adidas winkt mit 1.500 Arbeitsplätzen, das sieht natürlich für Herzogenaurach prima aus. Dass an anderer Stelle aber bis zu 4.500 Arbeitsplätzen verloren gehen, sagt der Investor nicht dazu. Die Stadt darf hier nicht aus Egoismus alle Vernunft opfern."
Der Bund Naturschutz fordert deshalb den Oberbürgermeister Hans Lang (CSU) und die StadträtInnen aller Parteien von Herzogenaurach auf, im Interesse lebendiger Innenstädte und Ortszentren dieses geplante FOC nicht weiterzuverfolgen.
Die Fa. Adidas-Salomon AG plant in Herzogenaurach (23.000 EinwohnerInnen) auf dem ehemaligen Militärflugplatz "Herzo Base“ an der Autobahn A 3 ein Markenverkaufszentrum mit 42.000 Quadratmetern Verkaufsfläche, 3.800 KFZ-Parkplätzen, Tagungsräumen für bis zu 1.500 BesucherInnen und Eventbereich für bis zu 2.000 BesucherInnen. Dafür werden 1.500 Arbeitsplätze und eine Investition von 200 Mio. € in Aussicht gestellt.
Während man in Frankreich aus den bisherigen Erfahrungen bereits den Schluss gezogen hat, dass die übergroßen „supermarché“ auf der grünen Wiese mehr negative als positive Effekte zeigen und entsprechende Ansiedlungen zukünftig konsequent ausschließt, kämpft man in den USA noch immer weitgehend erfolglos gegen die Verslumung der ehemaligen Wirtschaftszentren in den Herzen der Städte, weil man nicht mehr die politische Macht hat, die „Malls“ am Stadtrand zu begrenzen.
Die Stadt Herzogenaurach hat offenbar von diesen Entwicklungen und der erst vor einigen Jahren heftig geführten Diskussion um die Folgen sog. „factory outlet-center“ (FOC) nichts mitbekommen, weshalb sie jetzt auf alte Pferde setzt. Oder sie setzt ganz bewusst auf das sog. Lex Ingolstadt, mit dem die Staatsregierung gegen den Widerstand aller Fachleute der Raumplanung, der Umweltverbände und des Einzelhandels das FOC Ingolstadt ermöglichte.
Aus ähnlichen, jedoch weit kleineren Projekten wie in Bayreuth (Rotmain-Center; 19.000 m2 Verkaufsfläche; 80 Geschäfte) oder in Ansbach (Brücken-Center; 23.000 m2; 70 Geschäfte) weiß man, dass etliche Geschäfte in den benachbarten Innenstädten aufgeben mussten, nachdem die Einkaufszentren eröffnet wurden. Den Innenstadtgeschäften gingen allein im Jahr 1998 120 Mio. DM (Bayreuth) bzw. 30 Mio. DM (Ansbach) verloren, wie die Nürnberger Nachrichten berichteten. Die Schäden in kleineren Kommunen werden dabei bislang nirgends berücksichtigt.
Der Bund Naturschutz hat seit Jahren z. T. erfolgreich für den Schutz der Innenstädte als Zentren des Handels und für die unverbaute Landschaft gekämpft (z.B. „Möbel-Höffner“ bei Fürth).