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Mehr Geld für Bergwald

Wald Bündnis Miesbach informiert über Schutzwaldsanierung

12.08.2005

Im Rahmen einer Almbeganges informierte das Wald Bündnis Miesbach über das Schutzwaldsanierungsgebiet Steilenberg bei Bayrischzell. Waldexperten diskutierten die gefährlichen Auswirkungen zu hoher Wildbestände und der aktuelle Borkenkäferkatastrophe auf den Bergwald. Vertreter des Wald Bündnisses Miesbach und des Wald Bündnisse Bayern forderten den Landtag auf, deutlich mehr Geld für Investitionen in einen intakten Bergwald zur Verfügung zu stellen.

Hans Kornprobst, Sprecher des Wald Bündnisses Miesbach und ehemaliger Leiter des Forstamtes Schliersee, stellte die Sanierungsfläche Steilenberg oberhalb ehemaliger der Schellenbergalm den zahlreichen Zuhörern vor. Stefan Pratsch, heutiger Betriebsleiter des staatlichen Forstbetriebes Schliersee betonte, dass der Forstbetrieb bereit ist, sich bei der Pflege und der Sanierung des Schutzwaldes voll zu engagieren. Markus Hildebrandt vom Amt für Land- und Forstwirtschaft in Weilheim und zuständig für diese Schutzwaldsanierung erläuterte den Ablauf und die Kosten der Schutzwaldsanierung. Die Kosten sind, je nachdem wie intensiv der steile Hang mit Holz-, Stahl oder Betonbauwerke verbaut und gesichert werden muss, immens hoch und liegen zwischen 200.000 und 500.000 € pro ha Sanierungsfläche. Diese Verbauungen werden notwendig, wenn der Bergwald seine unerläßlichen Schutzfunktionen, wie den Hochwasserschutz oder den Schutz der Tallagen vor Lawinen und Steinschlag durch Überalterung und durch ausbleibende Verjüngung nicht mehr erfüllen kann. Im Schutze dieser Verbauung werden junge Bäumchen gepflanzt, die über einen sehr langen Zeitraum von 30 - 50 Jahren Schutz vor Schneedruck und vor allem vor Wildverbiss brauchen. Erst wenn sie diesen langen Zeitraum überleben ist der nachwachsende Bergwald in der nächsten Generation gesichert.

Wie die Exkursionsteilnehmer aus ihren Erfahrungen aus ganz Bayern berichteten, verbeißen leider noch viel zu oft überhöhte Wildbestände an Gams, Reh oder Hirsch die Bäumchen, was zum Mißerfolg der millionenschweren Investitionen führen kann. Die anwesenden Experten waren sich einig, dass der Jagd hier eine entscheidende Rolle zukommt. Die Vertreter des Wald Bündnisses forderten, dass die verantwortlichen Jagdlobby von Hirschzucht und Trophäenkult Abschied nimmt und sich dafür einsetzt, überhöhte Wildbestände, hier v.a. die Gams, abzusenken. Nur dann kann ein intakter Bergmischwald nachwachsen und die 250.000 ha Bergwälder in Bayern können ihre für die Bevölkerung lebenswichtigen Schutzfunktionen erfüllen. "Nur wenn die Jäger ihre Hausaufgaben machen, kann die Schutzwaldsanierung gelingen und die bislang 50 Mio. €, die bayernweit bislang investiert wurden, können als Zukunftsinvestitionen und nicht als teures Wildfutter verbucht werden", so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN für das Wald Bündnis Bayern. Positiv ist, dass vor Ort zunehmend Privatjäger bereit sind, den Grundsatz Wald vor Wild auch im Bergwald umzusetzen.

In Bayern gibt es mittlerweile über 13.000 ha Schutzwälder, die ihre Schutzfunktionen nicht mehr erfüllen können. Mit den von Staat für 2005 zur Verfügung gestellt 1,8 Mio. € für die Schutzwaldsanierung können weniger als 1/1000 der o.g. stark geschädigten Schutzwälder technisch saniert werden. "Dies ist nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein" resümiert Hubert Weiger. Wenn die Staatsregierung und der Bayerische Landtag hier nicht umgehend wesentlich mehr Geld einen intakten Bergwald und damit in die Sicherheit des Alpenraumes investieren, drohen immense Schäden und - bei Sanierungskosten von 200.000 bis 500.000 € pro ha - Milliarden teure Folgekosten für den Steuerzahler.

Eine zusätzliche Brisanz bekommt die Bergwald-Problematik, weil Klimawandel und Borkenkäfer zunehmend den vielen Fichtenbeständen auch im Bergwald ein Garaus machen. Wenn unter den absterbenden Altfichten dann keine jungen Bäume nachgewachsen sind, weil zuviel Gams, Reh oder Hirsch diese weggefressen haben, dann droht dem bayerischen Alpenraum eine Katastrophe.

Das Sanierungsgebiet Steilenberg ist inzwischen durchaus ein positives Beispiel für erfolgreiche Schutzwaldsanierung, weil alle Verantwortlichen vor Ort sich für dieses Ziel eingesetzt haben. Das Wald Bündnis Bayern sieht es deshalb als zentrale Aufgabe, das derartig positive Beispiele der Bevölkerung nahegebracht werden, um sie als Steuerzahler davon überzeugen zu können, dass diese Investitionen in einen intakten Bergwald zwingend notwendig sind.