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Mit Waldumbau auf Klimastress reagieren

BN fordert mehr Fördergelder und Personal für Mischwaldaufbau

01.08.2007

Der Bund Naturschutz (BN) fordert die Bayerische Staatsregierung auf, die Waldbauern bei der Wiederbegründung von Mischwäldern stärker zu fördern. Allein für den Umbau der problematischen Fichtenbestände in den warm-trockenen Gebieten im Privatwald und im Körperschaftswald werden nach Berechnungen des BN über eine Milliarde Euro an Fördergeldern benötigt. „Angesichts des dramatischen Klimawandels bleibt nur wenig Zeit für den Aufbau von Mischwäldern. Die Staatsregierung muss für die betroffenen Waldbesitzer deutlich mehr Fördergelder und fachkundige Beratung bereitstellen,“ so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN.

 

Schwer zu schaffen machen der Fichte, die von Natur aus an kühl-feuchtes Klima angepasst ist, vor allem die trocken-heissen Sommer und die Zunahme extremer Witterungsereignisse wie Dürren oder Stürme. Besonders ernst ist die Situation in den trocken-warmen Gebieten Bayerns, wo etwa 310.000 Hektar Fichtenwälder in nächster Zeit abzusterben drohen. Die Region Westmittelfranken ist besonders stark von den dramatischen Folgen des Klimawandels betroffen. Dort sind bereits über 3.000 Hektar Fichtenwälder abgestorben, weil die stark geschwächten Bäume vom Borkenkäfer befallen wurden. Erschwert wird der Waldumbau allerdings durch die überhöhten Schalenwildbestände, weil Rehe zu viele der jungen Laubbäume und Tannen auffressen.

 

 

 

Die Begründung stabiler Mischwälder wird mit bis zu 5.200 Euro pro Hektar gefördert. Für die 260.000 Hektar Privat- und Körperschaftswald würden über 1 Mrd. Euro. Fördermittel benötigt. Bei einem Umbauzeitraum von 30 Jahren müssten alleine dort jährlich 9.000 Hektar Mischwald gepflanzt werden, wofür der Freistaat etwa 35 Mio. Euro jährlich bereitstellen müsste. Für die 50.000 Hektar der am stärksten bedrohten Staatswaldflächen ist mit Kosten von 250 Mio. Euro zu rechnen, was für 20 Jahre einen jährlichen Aufwand von 12,5 Mio. Euro ergibt, wenn man von einem vorbildlicheren und zügigeren Waldumbau ausgeht, zu dem sich die Staatsregierung verpflichtet hat. „Die Staatsregierung muss in den kommenden Jahren deutlich mehr Fördergelder für Mischwaldbegründung bereitstellen und mehr Förster zur Verfügung stellen, um die Waldbesitzer unabhängig und fachkundig zu beraten“, so Hubert Weiger. „Die Gesellschaft darf diese Kosten der Folgen des Klimawandels nicht alleine den Waldbesitzern aufbürden.“

 

Mit heimischen Baumarten auf der sicheren Seite

Bei der Auswahl der Mischbaumarten sollte man auf naturnahe Lösungen setzen und angepasste Mischbaumarten wie Buche, Eiche oder Weißtanne pflanzen. Für den Anbau exotischer Baumarten wie der Douglasie besteht ein erhöhtes Risiko.

 

Als wenig anfällig gegen die Klimaänderungen gelten die standortsheimischen Baumarten Buche und Weißtanne. Von Natur aus wäre die Buche mit über 60 % die häufigste Baumart in Bayern. Selbst an trockenen Standorten gedeiht die Buche in Mischung mit anderen Laubbaumarten, während die Fichte in den heißen Sommern starke Trockenschäden erleidet und anschließend vom Borkenkäfer befallen wird. Die naturnahen Buchenwälder in Bayern sind für den Klimawandel gut gerüstet. Lediglich in den trockensten Bereichen im Oberpfälzer und Nürnberger Becken oder am Steigerwaldrand ist neben der Buche die Eiche besser geeignet.

 

Weißtanne wird wichtigste Nadelbaumart

Ein hervorragender Ersatz für die Problembaumart Fichte wird in der Weißtanne gesehen, der von Natur aus häufigsten Nadelbaumart in Bayern. Die Weißtanne ist wegen falscher forstlicher Behandlung und wegen überhöhter Wildbestände heute außerhalb der Gebirge wenig verbreitet. Sie ist jedoch aufgrund ihrer tiefen Verwurzelung sturmfest und besser an Trockenperioden angepasst. Auch holzwirtschaftlich ist die Tanne interessant: sie kann wie Fichte als Bauholz eingesetzt werden und wächst genauso schnell.

 

Rehwildbestände müssen deutlich gesenkt werden

Als entscheidende Voraussetzung, ob in der künftigen Waldgeneration stabile Mischwälder nachwachsen können, wird die Umsetzung des Grundsatzes „Wald vor Wild“ und die Anpassung der vielerorts überhöhten Wildbestände angesehen. Der BN appelliert dazu an die Politik, dies durch eine Novellierung der Jagdgesetze sicherzustellen. Bislang müssen die Waldbesitzer in Deutschland durch den starken Schalenwildverbiss Jahr für Jahr Schäden und Mehrkosten in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro hinnehmen.

 

300.000 Hektar Fichtenmonokulturen als weiteres Gefährdungspotential

Der Bund Naturschutz warnt seit Jahrzehnten vor den Gefahren durch naturferne und instabile Fichtenmonokulturen und fordert einen „Waldumbau“, also die Umwandlung in Mischwälder aus heimischen Baumarten. Es gab zwar Fortschritte wie das Nürnberger Reichswaldprogramm oder das Fichtelgebirgsprogramm, doch diese waren nur lokal begrenzt. Bayern weit gibt es immer noch 300.000 Hektar Fichtenmonokulturen. Diese naturfernen Fichtenwälder sind durch Borkenkäfer, Dürre und Windwurf akut gefährdet. Mit etwa 1,2 Millionen Hektar besteht sogar die Hälfte des bayerischen Waldes aus fichtendominierten Wäldern.

 

gez.
László Maráz

Waldreferat Bund Naturschutz

Tel. 0911/81 87 8-22
Fax 0911/86 95 68
E-Mail: maraz-laszlo@gmx.net