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Moorrenaturierung: BN sichert wertvolle Lebensräume und Klima

Bund Naturschutz gewinnt Hauptpreis beim CIPRA-Wettbewerb cc.alps mit alpenweiter Moorrenaturierung

10.11.2008

Bereits seit Jahrzehnten sind die Kreisgruppen des BN im Alpenraum aktiv im Moorschutz. Und das alles weitgehend ehrenamtlich. „Wir freuen uns riesig, dass unser Engagement nun alpenweit ausgezeichnet wurde und wir unsere Projekte mit dem Preisgeld von 20.000 € wieder ein Stück weit vorantreiben können.“ so Herrmann Eschenbeck vom BN Traunstein stellvertretend für die 9 beteiligten Kreisgruppen des BN aus fast allen Alpen-Landkreisen Bayerns: von West nach Ost: BN Lindau, BN Oberallgäu, BN Ostallgäu, BN Garmisch-Partenkirchen, BN Weilheim-Schongau, BN Bad-Tölz-Wolfratshausen, BN Miesbach, BN Rosenheim, BN Traunstein. Sie haben sich mit insgesamt 23 Moorprojekten an dem Wettbewerb beteiligt und einen der 3 vergebenen Hauptpreise von 20.000 € gewonnen.

Der Moorschutz ist seit Jahrzehnten gerade im Alpenvorland ein zentraler Schwerpunkt des Bund Naturschutz. Hier ist eine einzigartige Moor- und Artenvielfalt auf ehemals großer Fläche zu finden. Doch ca. 90% sind heute ge- oder zerstört, nur noch 1% der Moore kann als natürlich bezeichnet werden. Flächenankauf , Landschaftspflegemaßnahmen, Artenhilfsmaßnahmen, Vertragsnaturschutz und Umweltbildung sollen helfen – so auch das Ziel der bayerischen Biodiversitätsstrategie, des Moorentwicklungskonzeptes und bayerischer Klimaschutzziele. Der BN setzt dies weitgehend ehrenamtlich um, unter Nutzung öffentlicher finanzieller Fördermöglichkeiten und in Kooperation mit vielen Partnern. „So leistet der BN mit seinen Kreis- und Ortsgruppen seit Jahrzehnten einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung schutzwürdiger Moore.“ Das kostet nicht nur ehrenamtliche Zeit, sondern auch viel Geld, denn Durchführung und Planung der Maßnahmen brauchen auch Gutachter, Maschinen und v.a. Eigentum. Und jede öffentliche finanzielle Förderung kostet den BN einen Eigenanteil von 10-50%. Gerade für Wiedervernässung ist oft ein Erwerb der Flächen eine zentrale Voraussetzung, so dass der BN einen Ankaufsschwerpunkt in den Mooren und Streuwiesen des Alpenvorlandes hat. Allein im Landkreis Weilheim-Schongau besitzt der BN 80 ha Hochmoorflächen und 70 ha Streuwiesen.

Das Preisgeld wird der BN in seine Moorschutzprojekte investieren, insbesondere für

  • den weiteren Flächenankauf (konkret z.B. BN Traunstein Ankauf geplant im Pavoldinger Moos, BN Bad Tölz-Wolfratshausen im Sonnenhofer Filz, BN Miesbach in den Mariensteiner Mooren u.a.) als Grundlage für die Durchführung von Renaturierungs- und Entwicklungsmaßnahmen,
  • die Finanzierung von Renaturierungsmaßnahmen (z.B. des nötigen Eigenanteils von 3000€ im Bernrieder Filz vom BN Weilheim-Schongau, der Eigenarbeiten im Hagspielmoor vom BN Lindau u.a.),
  • die Finanzierung des Eigenanteils bei Durchführung laufender Moor-Pflegearbeiten (Materialkosten, externe Arbeiten)
  • die Finanzierung des 15%-igen Eigenanteils der „Gebietsbetreuung Allgäuer Moore“ (1 Vollzeitstelle des BN Oberallgäu und Ostallgäu)
  • sowie zu einem geringen Teil auch für überregionale begleitende Öffentlichkeitsarbeit, um verstärkt für die Notwendigkeit der Moorrenaturierung zu werben.


„Wir investieren damit in die Zukunft, denn intakte Moore sind als Wasserspeicher und CO2-Speicher gerade in Zeiten der Klimaerwärmung wichtiger denn je.“ so Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin Südbayern des BN. „Moorschutz ist Klimaschutz.“ Jedoch funktionieren nur intakte Moore als CO2-Speicher.  Wachsende Moore mit intaktem Wasserhaushalt binden Kohlendioxid im Moorboden (Torf), während in entwässerten Mooren die über sehr lange Zeiträume festgelegten Kohlenstoffverbindungen freigesetzt werden. Naturnahe Moore speichern je nach Ausgangsbedingung bis zu 5000 kg CO2-C/ha*Jahr. Bei einer erfolgreichen Hochmoor-Renaturierung werden nährstoffarme Verhältnisse und der ursprünglich hohe Wasserstand wieder hergestellt.
Allein in den 23 Moorschutzprojekten des BN im CIPRA-Wettbewerb wurden bisher > 180 ha renaturiert und dort der Ausstoß klimaschädlicher Gase erheblich reduziert bzw. C02 in erheblichem Umfang gebunden sowie die Wasserspeicherfähigkeit erhöht.


Moorrenaturierung ist aber auch wegen des Klimawandels besonders nötig:
Der Klimawandel bedingt zunehmende Sommertrockenheit und steigende Temperaturen – für die nässeliebenden Moorarten eher kühleren Klimas besonders schlecht. Viele von ihnen stehen schon heute auf der „Roten Liste“. Viele Arten wie Spirke, Wollgras, Moosbeere und der fleischfressende Sonnentau oder die Große Moosjungfer und der Hochmoorgelbling kommen nur hier vor. Je naturnäher, d.h. nässer und nährstoffärmer ein Moor ist, desto besser die Überlebenschancen für diese Arten auch in Zeiten des Klimawandels.

Moorschutz verknüpft zwei zentrale gesellschaftliche Herausforderungen: Klimaschutz und Sicherung der Biodiversität.


Der BN verbindet mit dem Preisgeld auch Forderungen an den Freistaat Bayern zur Intensivierung des Moorschutzes:

  • Finanzielle Unterstützung: Die „Klimagelder“ des Freistaates Bayern zur Moorrenaturierung sind ein wichtiger Schritt. Sie müssen dauerhaft erhalten und aufgestockt werden. Naturschutzverbände müssen bei der Moorrenaturierung (staatliche Aufgabe) stärker finanziell unterstützt werden (höhere Förderanteile, einschließlich Kosten Wasserrechtsverfahren etc.), Eigentümer stärkere Anreize für Moorschutz erhalten. Am Beispiel der Moore im Landkreis Weilheim-Schongau hat der BN errechnet, dass mindestens 5 Mio. € nötig wären, um allein die ca. 2.650 ha Hoch- und Zwischenmoore zu renaturieren. Mit entsprechender staatlicher / europäischer Kofinanzierung wäre der Aufwand landkreisweit mit ca. 2,5 Mio. zu veranschlagen.
  • Abbau bürokratischer Hürden bei der Moorrenaturierung: Die Abwicklung von Landschaftspflegemaßnahmen und anderen staatlichen Förderprogrammen sowie auch Genehmigungsverfahren wurde in den letzten Jahren so stark verkompliziert, dass die Antragstellung und Abrechnung für Ehrenamtliche kaum mehr mit vertretbarem Aufwand zu leisten ist.
  • Unterstützung der Moorrenaturierung durch alle Behörden: Moorschutz ist nicht nur eine Sache des Naturschutzes. Auch die Wasserwirtschaftsämter und andere Fachämter müssen dazu verpflichtet werden, bei ihrer Beratung und allen eigenen Maßnahmen (z.B. Hochwasserschutz) den Moorschutz voranzubringen und Synergien zu nutzen.

Für Rückfragen:Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin Südbayern, Fachabteilung München, Pettenkoferstraße 10a/I, 80336 München. Tel.: 089/548298-89, christine.margraf@bund-naturschutz.de  

sowie die BN-Kreisgruppen Lindau, Oberallgäu-Kempten, Ostallgäu-Kaufbeuren, Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Rosenheim, Traunstein: siehe Übersicht unter: www.bund-naturschutz.de

 

Anlagen:
1: Moorprojekte der am Antrag beteiligten Kreisgruppen (Tabellarische Übersicht)
2. Bilder aus den Projektgebieten