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Moorschutz ist präventiver Hochwasserschutz !

BN fordert, dass Moore für den Hochwasserschutz gesichert und geschützt werden

26.09.2005

Moore gehören zu den wertvollsten Lebensräumen der bayerischen Landschaft. Sie sind charakteristische, unverzichtbare Bestandteile unseres Naturerbes und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Biodiversität, also der Artenvielfalt, sowie zum Klimaschutz und zum vorbeugenden Hochwasserschutz. Unsere Moore können diese wichtigen Funktionen im Naturhaushalt nur in einem einigermaßen intakten Zustand erfüllen. Zahlreiche bayerische Moore werden diesen Bedingungen heute nicht mehr gerecht.

Deshalb ist es seit langem eine Forderung des Bund Naturschutz in Bayern e.V., daß Moore für den Hochwasserschutz gesichert und geschützt werden. Weder Torfabbau noch Überbauung von Hochmoortorf dürfe mehr stattfinden. Beim diesjährigen August-Hochwasser waren vor allem die hohen Niederschlagsmengen in den Oberläufen der Alpenflüsse ausschlaggebend. Mooren wie dem Kemnatsrieder Moos bei Oberjoch kommen daher besondere Bedeutung zu. Denn sie verzögern den Wasserablauf um etwa 1-2 Tage.

Die BN Kreisgruppe Kempten/Oberallgäu hat dieses rund 6,5 ha große Moorgrundstück im Kemnatsrieder Moos, Gemeinde Hindelang, Gemarkung Oberjoch gekauft, um die bisherigen Erfahrungen mit der Renaturierung von Mooren im Voralpengebiet, Werdensteiner Moos und Felmer Moos, auf ein Alpenmoor zu erweitern. Der bereits seit Juli 2004 gepachtete Moorteil ist in seinem Erhaltungszustand besonders schützenswert, da er einen weitgehend unberührten Hochmoorcharakter aufweist.

Kemnatsrieder Moos: Ein Hochmoor mit besonderem Charakter

Das Kemnatsrieder Moos ist ein mehrere tausend Jahre altes Hochmoor, das eine Kuppe überzieht. Es ist die von Natur aus vorkommende und am besten für diesen niederschlagsreichen Standort angepaßte Pflanzengesellschaft. Eine Besonderheit des Kemnatsrieder Moos ist, daß es von einem Bach unterflossen wird, der das Niederschlagswasser auch der umgebenden Skihänge aufnimmt. Die Intensivierung des Skitourismus und die Verdichtung des Bodens durch die Baumaßnahmen verstärken die ablaufende Wassermenge ebenso wie die Parkplatzfläche. Ein Schutz des Kemnatsrieder Moos ist auch aus Artenschutzgründen von größter Wichtigkeit. In direktem Kontakt mit angrenzenden Halbtrockenrasen, extensiv genutzten Wiesen, führt dies zu einer hohen Strukturvielfalt, aufgrund der es zur einem großen Tier- und Pflanzenreichtum kommt. Gerade solche arten- und daher blumenreiche Wiesen fallen dem Ausbau des Skitourismus zum Opfer. Auch durch die derzeitige Baumaßnahmen für das alpine Trainingszentrum sind laufend Verluste zu beklagen.

Moorschutz ist von landesweitem Interesse

Der Landkreis Oberallgäu gehört mit 61 bei der Moorinventarisierung durch das Landesamt für Umweltschutz (LFU) kartierten Mooren zu den wichtigsten Moorgebieten Bayerns. Über die bisher schon geleistete Renaturierungsarbeit der Naturschutzbehörden, der Staatsforstverwaltung und der Naturschutzverbände hinaus besteht die Notwendigkeit einer durchgreifenden Verbesserung des Moorzustandes. Das LfU hat dazu das Moorentwicklungskonzept Bayern, kurz MEK genannt, geschaffen. Es wurde in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz erarbeitet. Offiziell gestartet wurde die Umsetzung des MEK als Bayerisches Moorentwicklungsprogramm vom Bayerischen Umweltminister Dr. Werner Schnappauf am 4. August 2003 in den Kollerfilzen im Landkreis Rosenheim.

Doch nun steht die Umsetzung an und hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber hat zwar nach dem August-Hochwasser die Mittel für die Investitionen im Hochwasserschutz für die kommenden 3 Jahre auf 150 Mio Euro aufgestockt, die er noch im Frühjahr im Zuge der Sparmaßnahmen auf jährlich 115 Mio. Euro reduziert hatte. Doch diese stehen nicht für die vom BN geforderten Maßnahmen für den Moorschutz zur Verfügung.

BN Kreisgruppe Kempten/Oberallgäu vorbildlich

Renaturierungen, wie Anstaumaßnahmen, sind die Spezialität der Kreisgruppe Kempten/Oberallgäu, die seit über 20 Jahren aktiv Hochmoorschutz betreibt. Ziel ist es, die für das Voralpengebiet typischen Hochmoore zu erhalten. Das seit Mai in Kraft getretene Hochwasserschutzgesetz verpflichtet die Länder, innerhalb von vier Jahren Hochwasserschutzpläne aufzustellen, die ganze Flussgebiete umfassen. Vor allem im sensiblen Bereich des Einzugsgebiets der Oberläufe von Flüssen ist es dringend notwendig, für den Natur- und Hochwasserschutz etwas zu bewirken. Über den Ankauf von Mooren und den ehrenamtlichen Einsatz bei Pflegemaßnahmen für die Renaturierung wird in der BN Kreisgruppe Kempten/Oberallgäu Vorbildliches für den Schutz der Moore geleistet.

Gerade in den Alpen führt eine falsche Siedlungs- und Verkehrspolitik, die immer weiter fortschreitende Intensivierung bisher extensiv genutzter Landschaft und die Zerstörung der natürlichen Wasser-Rückhalteräume in Mooren und Auen sowie kranke Bergwälder zu großen Schäden an Häusern, Straßen, Brücken und Flußverbauungen. „Deshalb muß Hochwasserschutz Eingang finden in alle Politikbereiche der bayerischen Staatsregierung und Kommunen, einschließlich ihrer Finanzplanung“ fordert der BN und verlangt einen Schwerpunkt der Hochwasserschutzpolitik am Oberlauf der Gewässer. Wir brauchen ein Verantwortungsbewusstsein in Gesellschaft und Politik, damit solche Projekte nicht an anderen Interessen scheitern.